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Geschichte der Gemeinde
Die Gemeinde Mutsching/Mucsi im Komitat Tolnau liegt in einem Tal entlang eines kleinen Baches. Nördlich vom Dorf verläuft die Landstraße, die das Dorf mit der Umgebung verbindet. Der Name der Gemeinde wird zuerst im Jahre 1273 in einer Urkunde des Königs Ladislaus IV. erwähnt.1 Eine andere Form des Namens finden wir in einer Urkunde aus dem Jahr 1403: „Plebanus ecclesiae parochialis de Mulche canonicus ecclesiae S. Johann Baptis de Castro Quingeccl."2 Im Jahre 1406 nahm König Siegmund das Dorf dem untreuen Michael Szerecsen von Mesztegnye weg und schenkte es Pipo von Ozora, 1498 gehörte es aber wieder der Familie Szere-csen.3 Nach dem Steuerregister des Jahres 1542 gehörte das Dorf dem Bischof von Fünfkirchen.4 Das päpstliche Zehentregister vom Jahre 1561 zählt Mucsi (Muchy) zu Gränz/Szigetvár. Einer Meldung des Richters Gergely Csonka vom Jahre 1561 zufolge leben 12 Leibeigenen und zwei Häusler im Dorf.5 1563 mußte die Gemeinde nach 16 Häusern den Türken Steuer zahlen.6 Im Jahre 1702 erwähnt ein königlicher Beschluß „Mucsy" als Eigentum des Grafen Johann Zinzendorf.7 Kirchlich gehörte Mutsching/Mucsi vor 1722 zu Dewel/Tevel, 1729 zu Hidjeß/Hőgyész, 1733 zu Seiwicht/Závod. 1745 bekommt das Dorf einen eigenen Pfarrer und zehn Jahre später gehörte sogar Tschiwrak/Csibrák kirchlich zu Mutsching/Mucsi. Zu dieser Zeit zahlte die Gemeinde 150 Katholiken, 37 Lutheraner und 9 Kalvinisten.8
1722 hat Graf Wenzeslaus Zinzendorf Mutsching/Mucsi dem Grafen Claudius Florimundus Mercy verkauft, der es 1773 an den Grafen Apponyi weiter verkaufte.9 Ein großer Teil der besitzlosen Einwohner arbeiteten als Tagelöhner bei ihm. Im Besitz der Familie Apponyi verbleibt die Dorfflur bis zur Verstaatlichung im Jahre 1945.
Während der Türkenkriege schrumpfte die ungarische Bevölkerung in Südwest-Transdanubien auf ein Minimum. In Gebieten, wo 1572-73 annähernd 45 000 Menschen lebten, wurden 1692 nur noch 3271 gezählt, von denen 1651 in Fünfkirchen lebten. Die Verwüstung erreichte solche Ausmaße, daß man 1717 zwischen Groß-säckl/Nagyszékely im Komitat Tolnau bis Peterwardein kaum einen besiedelten Ort finden konnte. Auch Mutsching war nicht verschont geblieben.
Nach der Vertreibung der Türken waren die Grundbesitzer bemüht, ihre Besitztümer wieder zu bevölkern. Einer der Gründe der deutschen Kolonisation in Ungarn war die Entvölkerung des Landes durch die Türkenherrschaft. Die Ansiedlung der Deutschen hat ihren Höhepunkt unter dem deutsch-römischen Kaiser Karl VI. im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erreicht. Wann sich die Deutschen aus Hessen in der Schwäbischen Türkei niedergelassen haben, erfahren wir von J. HACK: „ . . . schon vor dem Frieden von Passarowitz am 21. Juli 1718, der der Türkenherrschaft in Ungarn endgültig ein Ende machte, waren 50 Fuldaische Familien nach dem befreiten Ungarn ausgewandert. .. Nun schweigen die Akten über die weiteren Auswanderungen und beginnen erst im Jahre 1764 wieder unter dem Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra. Eine Verwarnung, die am 10. Mai 1722 erlassen wurde, zeigt jedoch, daß die Auswanderungen auch noch zwischen 1718 und 1764 andauerten, was durch die Kirchenbücher von Nimmersch/ Hímesháza, Mutsching, Seiwicht/Závod bestätigt wird."10 In den erwähnten drei Gemeinden haben sich Franken niedergelassen.
Die Besiedlung des Tolnauer Komitats förderte hauptsächlich Graf Mercy, der der Ansiedler-Kommission von Temeschburg (ung. Temesvár, heute Timisoara) vorstand. Einen großen Teil der hessischen Ansiedler, die für das Tokaier Bergland und das Banat bestimmt waren, siedelte er in der Tolnau an: „Wenn eine bessere Gruppe der Aussiedler in Wien ausstieg, um sich ein wenig auszuruhen, überredete sie schon der Hauptmann Vátzy, Merzys Adjutant, nach Tolnau weiterzufahren."11
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die massenweise Auswanderung eingestellt, wie das aus einem Dokument des Marburger Staatsarchivs hervorgeht: „Da die auf den Königlichen Ungarischen Kameralgütern ständig gewesenen Gründen unter die zahlreichen eingewanderten gutartigen Familien bereits verteilt sind, folglich kein weiterer Platz mehr derlei Kolonisten unterzubringen entübrigt wird, so haben seine K. K. Apostolische Majestät zu befehlen geruht, die Ansiedlung daselbst mit Anfang 1787 bis auf weitere Anordnung gänzlich einzustellen, weswegen Auswanderern gnädigst zugestandene Vergünstigungen und Vorrechte für die Zukunft nicht gestattet werden kann. Auf eigene Kosten und Gefahr aber können Fremde noch einziehen und auf privaten Wege von den derzeitigen Privatgrundherren unterzukommen versuchen.
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1. Stiffoller Dörfer in Südungarn (Nach Johann HACK, 1934. Fuldaer Mundarten in Ungarn) 1 Mutsching/Mucsi, 2 Seiwicht/Závod, 3 Ungarischwecken/Kisvejke, 4 Großmanock/Nagymányok, 5 Altglashütten/Óbánya, 6 Neuglashütten/Kisújbánya, 7 Raitzmetschge/Rácmecske (heute Erdős-mecske), 8 Feked, 9 Weimend/Véménd, 10 Boschok/Palotabozsok, 11 Geresd (heute mit Püspök-lack/Lak zu Geresdlak vereinigt), 12 Lack/Püspoklak (heute mit Geresd zu Geresdlak vereinigt), 13 Sier/Szűr, 14 Fünfkirchen/Pécs, 15 Nimmersch/Hímesháza, 16 Gschnaarad/Kisnyárád, 17 Hercegszántó, 18 Surgetin/Szederkény, 19 Landschuck/Lánycsók, 20 Baar/Bár, 21 Numja/Nyomja, 22 Mohatsch/Mohács, 23 Großnaarad/Nagynyárád, 24 Maisch/Majs, 25 Lippwar/Lippó |
Frankfurt am Main, 17. May 1790.
Hauptmann von Schröder"12
Die deutschen Einwohner der Gemeinde Mutsching kamen also aus Hessen. Warum die Landsleute aus Hessen ausgewandert sind, erläutert J. SCHMIDT. Die Einwohner des Großherzogtums Hessen-Darmstadt haben wahrend des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges sehr viel mitgemacht und gelitten. Das durch die Kriege verursachte Elend wurde durch die schweren Steuern noch vergrößert. Die Einwohner mußten Dammbaugeld, Schloßbaugeld, Wildgehegegeld, Reisegeld für die Herrscherfamilie, weiterhin Fräuleinsteuer, Reichssteuer, Römersteuer und Türkensteuer zahlen. Dazu kamen die Schäden, die der Fürst Ernst Ludwig durch seine Jagden verursacht hatte.13
Die Auswanderung wurde von kaiserlichen Agenten organisiert, in Hessen von Johann Krauss, später von Johann Falck und Johann Georg Müller. „Es war im Jahre 1723, als Johann Franz Falck, der Cammeral-Oberverwalter der Temesvarer Kaiserlichen Administration nach Worms kam, um denen, die sich zur Auswanderung entschließen werden, beihilflich zu sein."14
Die Fürsten aber stellten verschiedene Hindernisse. Die Auswanderer mußten ihre Steuern begleichen, die manchmal höher waren, als ihr ganzes Vermögen. Ein Beweis dafür ist „ .. . ein Bericht im Jahre 1723 von Amtsverweser Wilhelm Ludwig Sterck seinem durchläuchtigsten Fürsten Ernst Ludwig, Landgrafen zu Hessen." Der Bericht spricht von der „vermöglichen und persönlichen Beschaffenheit" derjenigen, die auswandern wollen:
blazer rapp |
Vermögen 66 fl |
Schulden 62 fl |
hans georg korns |
Vermögen 80 fl |
Schulden 56 fl |
leonhard leibigs |
Vermögen 30 fl |
Schulden 28 fl |
heinrich brücher |
Vermögen 70 fl |
Schulden 70 fl |
Die Bedingungen, mit welchen die Werber die Siedler nach Ungarn lockten, waren günstig und besonders für jene Untertanen verheißungsvoll, die in drückenden Verhältnissen lebten. Die Gutsherren haben öffentliche, gedruckte Werbebriefe, sog. „Patente", verteilen lassen. Auch Graf Claudius Mercy hat 1733 einen solchen Werbebrief herausgegeben. Seine Bedingungen waren günstig. Die Gemeinde bekam das Feld, man durfte es frei benutzen. Derjenige, der 6 oder mehr Stück Vieh hatte, mußte 15 Gulden, 1 Schaffei Weizen, 1 Schaffel Hafer und eine Fuhre Heu jährlich abgeben. Wer weniger Vieh besaß, mußte die Hälfte bzw. noch weniger abgeben.15 Von Frohnarbeit und Zehent waren sie frei. Wenn jemand einen neuen Weingarten anlegte, wurde er für 6 Jahre seinen Verpflichtungen enthoben. Die Siedler hatten das Freizügigkeitsreht, sie mußten jedoch dem Vermögen gemäß, das sie wegführten, bezahlen. Mercy sicherte die Glaubensfreiheit, und um den Streit unter den Gläubigen zu vermeiden, durften sich in einem Dorf nur Angehörige derselben Konfession niederlassen.16 In Mutsching siedelten sich fast nur Katholiken an.
Wie schon erwähnt, gehörte auch Mutsching 1722 dem Grafen Mercy. Er wird „einer der Begründer der Schwäbischen Türkei"17 genannt. Er war bemüht, den Ansiedlern nicht nur in materieller, sondern in jeder Hinsicht zu helfen. Aber: „Das Bemühen mancher Grundherren, wie etwa des ersten Mercy, in einem Dorf nur Siedler gleicher Volkszugehörigkeit, Konfession und Urheimat ansässig zu machen, konnte in der Praxis nicht durchgeführt werden."18
In Mutsching wurde dennoch eine ziemlich einheitliche Bevölkerung angesiedelt. In der Landeskonskription von 1696 war Mutsching noch als eine ungarische Gemeinde mit 9 Familien angegeben, der Grundherr war Adam Széplaki Bottka. Im Jahre 1720 zählte man hier 11 ungarische Familien.19
„Die ungarische Bevölkerung räumte den sporadisch zuwandernden Slowaken den Platz, so daß sich mit Beginn der deutschen Besiedlung im Jahre 1720 unter dem neuen Grundherrn Wenzeslaus Zinzendorf 5 slawische, nur mehr 3 ungarische und die ersten 3 deutschen Familien im Orte befinden, letztere namentlich: Johann Jahn, Johann Both und Baltasar Fuchsberger."20 Die Nachkommen dieser drei Familien leben auch heute noch im Dorf. Die von Mercy aus Elsaß, Hessen und Nassau nach Ungarn angeworbenen Kolonisten kamen zu einem Teil unter der Führung des Seelsorgers Peter Willerscheid, geboren in Trier, im Jahre 1723 zu Pfingsten in Hőgyész an, von da übersiedelten manche nach Diósberény, Szakadát und Mutsching.21
Zu einem großen Teil stammen die deutschen Einwohner der Gemeinde Mutsching aus der Fuldaer Gegend, daher auch der Name „Stiffoller" (Stift-Fuldaer), der im Dorf auch heute noch bekannt ist. Die Wohnorte, aus denen die Deutschen nach Mutsching kamen, kann man aufgrund der Angaben des Matrikelbuches und des Sterberegisters der Gemeinde genau feststellen.
Eheregister 1745-1749 | ||
Name | Ort | Diözese |
1. Johann Trapp | Katharina 1746 | Fulda |
2. Margaretha Trapp | Laschenroth (Löschenrod) |
Fulda |
3. Simon Wagner | Altenmark | Steijria |
4. Catharina Burghard | Pilgerzell | Fulda |
5. Georg Harmann | Rodenmann | Fulda |
6. Sebastian Quell | Reinhard (ü. Schüchtern) |
Fulda |
7. Gertrud Büttner | Reinhard | Fulda |
8. Andress Hurt | Motten | Fulda |
9. Margarethe Enders | Stallberg/ü Rockenhausen |
Fulda |
10. Georgius Schwab | Lütther, an der Hard | Fulda |
11. Johannes Wäner | Niderkalbach | Satrapias Lohr Moguntina |
12. Ursula Schmitt | ex Langenprozelder, Satrapia, Neuhof |
Fulda |
13. Nicolaus Kaijdel | Rothenzaan | Fulda |
14. Georgius Seiffer | Wüstensachen | Herbiopolensis |
15. Adam Hajd, Vagabundus | Brudendorff, Paroch. Stattfeld ü. Bamberg |
Herbipoln |
16. Elisabeth Harttinger | Stinckenbrunn | Austria |
17. Maria Buhl | Eichenwinge | Fulda |
18. Johannes Gärnerd | Simprechthausen Paroch. Officii Jaxberg. Herbipolensis Würtzburg |
|
19. Elisabeth Erdl | Albstatt, Parocia Somborn |
Moguntina |
20. Georg Heijl | Heroida | Fulda |
21. Johannes Müller | Rickers, Parochia Flijden |
Fulda |
22. Margaretha Schneider | Gaijschig, prope Hammelburg |
Fulda |
23. Gasparus Müller | Dellwig | Fulda |
24. Petrus Keijl | Eiderfeld (Eiterfeld) | Fulda |
Sterberegister | ||
Johannes John | Schmahan | Fulda |
Josephus Sponn | Welkers | Fulda |
Daniel Streitenbergei | Brunzell (Bronzell) | Fulda |
Margaretha Bayer | Hainbuch (Hainbach) | Fulda |
Pfarrer Johannes Bayermann Herbipolensis Bistum Dicoese.
Die Zahl der deutschen Bevölkerung nahm ziemlich schnell zu. Die Gemeinde zählte im Jahre 1767 166 deutsche Familien.22 Im Jahre 1828 hatte Mutsching bereits 1619 Einwohner, davon 12 Juden, die anderen waren deutsche Katholiken. Das Dorf hatte 213 Häuser. Die Volkszählung von 1910 registrierte 2192 Seelen, darunter 2113 Deutsche.23
Die Einwohnerschaft entwickelte sich zwischen 1880-1930 wie folgt:
Im Jahre 1879 schildert Franz Nagy, der damalige Pfarrer von Mutsching, den Charakter der Einwohner nicht am günstigsten. Die Gemeinde war von dichtem Wald umgeben und hatte mit der Außenwelt kaum Verbindung. Das Volk lebte mit seinen Tieren im Walde, ihr Leben war mit dem Wald verbunden. Sie trugen auch den Charakter und die Gesinnnung eines Waldvolkes, „ .. . Uα velut procul love, procul a fulmine, vita ut plurimum cam suis pecoribus in silvis transacta." Sie kümmerten sich nur um das Essen und die nötige Kleidung.24
Die Wälder mußten zuerst gerodet werden, so erhielten die Bauern viel billiges Holz, womit sie Häuser bauen konnten. Es gab kaum Strohdächer in der Gemeinde, das Ziegelbrennen war fast in jedem Bauernhaus üblich. Ganz aus Ziegel baute man aber nur den Teil vom Haus, der als Stall diente, der andere Teil wurde gestampft. Die Dörfer der ganzen Umgebung haben die Ziegel in Mutsching gekauft. Diese Beschäftigung dauerte so lange, bis kleinere „Ziegelfabriken" errichtet wurden.
Die meisten Einwohner haben sich auch mit Klumpenmachen beschäftigt, und zwar nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch zum Verkauf. Das Klumpenmachen war eine Sache der Männer und zwar nur im Winter, weil im Sommer die ganze Familie in der Landwirtschaft arbeitete. Die Einwohner von Mutsching waren sehr kinderreich. In einer Familie hat es durchschnittlich 8-9 Kinder gegeben, ähnlich wie in der Ursprungslandschaft um Fulda. Eine Schule besitzt die Gemeinde seit 1779. Zwischen 1779 und 1879 wurden von zwei Lehrern in zwei Schulräumen 300 Kinder unterrichtet. Im Jahre 1945 gab es ungefähr 330 Schulkinder. In der Gemeinde hat man zuerst die sogenannte Sonntagsschule eingeführt. Die Schüler sind, nach dem sie das sechste Schuljahr beendet haben, noch zwei Jahre lang Sonntag Vormittag zur Schule gegangen.25
Wegen der großen Armut arbeiteten die meisten als Tagelöhner in den Weingärten des Grafen Apponyi. Mit Weinbau haben sich die Einwohner seit altersher beschäftigt. 1836 schreibt E. FÉNYES: „roppant szölöhegye híres bort terem" (-auf dem mächtigen Weinberg wächst berühmter Wein).26 In den Jahren von 1880-90 gingen durch die Reblaus sämtliche Weingärten zugrunde. Die Armut wurde noch größer, viele junge Leute gingen in Dienst, die Mädchen hauptsächlich nach Kaposvár. Beim Anlegen neuer Weingärten hat man direkttragende Stämme verwendet und veredelt. Sie waren der Reblaus gegenüber widerstandsfähig.
Der erste Weltkrieg holte auch in Mutsching seine Opfer. Während der Räterepublik wurde Anton Fink zum Vorsitzenden des Direktoriums gewählt. Er war bemüht, einen allseitigen Aufschwung herbeizuführen.
1946 wurden die Einwohner — mit Ausnahme von 40 Familien — nach Deutschland ausgesiedelt. Anstelle der deutschen Familien wurden Ungarn aus der Tschechoslowakei und von der Großen Ungarischen Tiefebene, insgesamt aus 26 Ortschaften, angesiedelt. Mehr als die Hälfte der Häuser hat man abgerissen. Das Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen ging anfangs schwer.
Die Zusammenarbeit begann 1949 mit der Gründung der LPG „Vörös Zászló" (Rote Fahne). Im Jahre 1949 erhielt Mutsching ein neues Gemeindehaus, 1951 ein Kino. 1954 wurde die Gemeinde an das Autobusnetz angeschlossen, weil ja die nächste Bahnstation 15 km entfernt liegt. Bei Regen und Schnee war früher das Dorf fast unzugänglich. Durch den Anschluß an den Fernverkehr ist es möglich geworden, daß die Jugendlichen auch anderswo in der nächsten Umgebung Arbeit finden. In der Schule unterrichteten 1965/66 14 Lehrer 180 Schüler. Nach dem 8. Schuljahr gehen praktisch alle Kinder in die Städte arbeiten oder sie lernen weiter. Die Älteren arbeiten in der LPG. Die Gemeinde zählt heute 923 Einwohner. Nationalitätgegensätze gibt es nicht mehr.
Vokalismus der Hauptsilben
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Vokalismus der Nebensilben
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Konsonantismus
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Die Wollzubereitung
Die Wolle war neben dem Hanf der wichtigste Grundstoff, deshalb hielt man in jedem Haus vier bis sechs Schafe, die jedes Jahr zweimal geschoren wurden. Im Winter hielt man die Schafe im Stall, den ganzen Sommer über auf der Weide, so war die Herbstwolle nicht so weiß und schön, wie die Frühjahrswolle, aus welcher man jene Stücke strickte, die nicht gefärbt, sondern weiß getragen worden sind: Umhängetücher, lange Patschker für Männer, Jacken, usw.
Dis geschorene Wolle hat man acht-zehn Stunden im Wasser geweicht, dann vier bis sechsmal durchgewaschen. Die trockene Wolle wurde gezaust gekämmt, und fein oder grob gesponnen, je nachdem, was man daraus stricken oder häkeln wollte: Jacken, Umhängetücher, Handschuhe, Strümpfe, Patschker usw.
Pflege und Aufbewahrung der Kleidung
Die Frauen behandelten ihre Kleider sehr sorgfältig. Die Sonntagskleider wurden nie gewaschen, aber die weißen Unterröcke desto öfter. Seife zum Waschen haben die Frauen selbst aus Fett und Lauge gekocht, und Stärke gewannen sie aus Kartoffeln oder Mehl. Nachdem man die Unterröcke zweimal im heißen Wasser gewaschen hatte, wurden sie gespült und gebläut. Man hat sie getrocknet, danach gestärkt, ins Bettuch gewickelt und gebügelt. Die Werktagsröcke trug man nicht gestärkt.
Die schmutzige Wäsche kam in die Lade, die 1,2 m lang und 0,6 m tief war. Auch die Männerkleidung wurde in Laden verwahrt. Die Frauenkleidung kam in die Schublade (suplot: 1,5 m lang, 1,2 m tief, mit vier Schubfächern) oder in den Schrank
. Das Kopftuch legte man viereckig zusammen. Die Blusen wurden folgendermaßen zusammengelegt: man breitete sie aus, schlug die Ärmel zur Hälfte um, legte die beiden Voderteile so darüber, daß sie sich in der Mitte des Rückenteils trafen, und faltete das Ganze nochmals symmetrisch zusammen. Der Sonntagsrock wurde auf den Tisch gebreitet, die Falten eng nebeneinander gelegt und dann so zusammengerollt, daß der vordere Teil, der nicht gefaltet war, auf den äußeren Teil kam. Oben wurde der Rock mit den Bändern gefestigt, unten mit einer Schleife. Man hängte den zusammengelegten Rock in den Schrank oder legte ihn in die Schublade. Die Unterröcke hat man nicht zusammengelegt, sondern in den Schrank gehängt, damit sie steif blieben. Zwischen die Kleidungsstücke legte man Tabakblätter, damit die Motten
keinen Schaden anrichten konnten.
Kinderkleidung
Die Kinder - Mädchen und Jungen - haben werktags und auch sonntags ein Röckchen (metsje) getragen bis sie zwei drei - Jahre alt wurden, danach sind sie den Erwachsenen ähnlich gekleidet worden. Auf dem Kopf trugen sie eine Bürzelkappe aus Barchent
, sonntags eine weiße Kappe zu unterst und eine weiße, gehäkelte darüber. (Abb. 4.)
Das Röckchen war werktags aus Waschstoff (wassäx), sonntags aus Mattwolle
oder „söwet" (ung. szövet). Unter dem
haben die Kinder ein Hemd getragen. Werktags trugen die Kinder zum Röckchen leicht waschbare Schürzen (Abb. 3.).
An den Füßen hatten die Kinder im Winter Strümpfe und lange Patschker aus Wolle, im Sommer Schuhpatschker
Die Mädchen bekamen nach dem Röckchen bis zum zehnten Lebensjahr zwei Unterröcke, einen Oberrock und eine Zwickelschürze, danach, solange
sie in die Schule gingen, fünf Unterröcke sonntags, vier Unterröcke werktags.
Arbeitskleidung
Die Frauen haben im Winter gesponnen und gestrickt, im Sommer auf dem Feld gearbeitet, und dabei noch die vielen Kinder erzogen und den Haushalt besorgt.
Zur Arbeit gingen die Frauen und Mädchen im Ausgehgewand want), das sie draußen auf dem Feld auszogen.
Das Haar wurde glatt nach hinten gekämmt, und die zwei, aus drei Teilen geflochtenen Zöpfe steckte man am Hinterkopf rund um den Bürzelkamm Auch die Mädchen frisierten sich werktags so. Unter dem Kopftuch hielt ein „Heps" aus gefärbtem Stoff
das Haar zusammen (der Name kam wahrscheinlich von ,halten': hop; Imp.: hops). Das war ein viereckiges Tuch, viel kleiner, als das Kopftuch, es wurde zu einem Dreieck zusammengelegt und nicht vorne, sondern hinten gebunden. Vor 1914 band man ein „Hintenrum-Kopftuch"
um.
Das wurde aus Leinwand angefertigt, dunkelblau gefärbt und hatte ein weißes Muster. Es wurde durch die Mange gezogen , wovon es einen Glanz bekam; man nannte das Kopftuch auch
. Es wurde um den Hals gelegt und hinten gebunden. Seit dem I. Weltkrieg hat man dieses Kopftuch durch das Zwirnkopftuch
ersetzt, das aus einem leichten, dünnen, hart gestärkten Stoff war, und vorne gebunden wurde.
Bis 1914 war das Strippentuchhemdin Mode, am Ende des I. Weltkrieges das Tuchhemd (tüxheim, Abb. 8.). Nach 1920 kannte man schon das „Teilehemd"
, das auch heute noch von einigen alten Frauen, die sich noch nicht „umgekleidet" haben, getragen wird. Das Hemd war aus einem bunten Stoff
Über das Hemd kam eine „Teilebluse"
, die man auszog, wenn es warm war. Bei kühlem Wetter zog man unter die Bluse noch ein Leibchen mit Krausen
, nach 1914 ein Závoder Leibchen
Abb. 14.). Auch im Sommer war der unterste Rock aus Barchent
, dem folgte ein heller Unterrock
aus hellblauem Stoff
, der war aber meis- tens nicht mehr schön genug, um beim Ausgehen als Oberrock zu dienen. Der dritte gefärbte Rock
, zumeist dunkelblau mit weißem oder gelbem Muster, wurde nicht durch die Mangel gezogen, er war glanzlos und diente in der Arbeit als Oberrock, nach der Arbeit kam der Ausgehrock darüber.
Bis 1914 war die Schürze der Frauen und der Männer dieselbe Brustschürze aus dunkelblau gefärbter Leinwand. Nach 1914 hat sich die Brustschürze der Frauen in der Form etwas verändert, auch die Farbe war nicht mehr dunkelblau, sondern bunt (Abb 28.). Bis 1935 bedeckten die Frauen ihren Rock vorne mit einer Kränzelschürze (krantslßats, Abb. 29.), die dunkelblau gefärbt und mit einem weißen Kranzmuster versehen war. Der Kränzelschürze folgte die Küchenschürze
in der Mode. Ab 1930 war auch die Zwickelschürze
neben der Küchenschürze sehr beliebt (Abb. 34.)
An den Füßen trug man Schuhpatschker, bei der Ernte lange Pechpatschker
. Um die Lebensdauer der Sohlen zu verlängern wurden sie nämlich mit Pech beschmiert.
Im Winter arbeiteten die Frauen fast nur zu Hause, sie zogen ein Leibchen und eine Bluse aus demselben Stoff wie der Rock an und trugen ein Umhängetuch (eimhältstüx) über der Bluse. Unter das Kopftuch kam eine Kappe aus Barchent über den „Heps". Im Sommer ging man ohne Strümpfe in die Arbeit, im Winter zog man Strümpfe an, die Mädchen meistens rosarote mit grünen und blauen Querstreifen, die Frauen bordorote mit rosaroten und blauen Querstreifen. Man hat die Strümpfe zu Hause aus selbstgefärbter Schafwolle gestrickt.
Die Ausgehkleidung am Werktag
Ging man aus dem Hause zur Arbeit, ins Geschäft oder ins Nachbardorf, dann zog man das Ausgehgewandan. Einen wesentlichen Unterschied zwischen Arbeitskleidung und Ausgehkleidung gab es nicht. Wenn das Ausgehgewand nicht mehr schön genug war, zog man es zur Arbeit an. Bevor man auf dem Feld zu arbeiten anfing, zog man Bluse, Schürze und den obersten Rock aus, und wenn man nach Hause ging, zog man das Ausgehgewand wieder an.
Bluse und Rock waren aus demselben gefärbtem Stoff, für Frauen dunkelblau, für Mädchen hellblau, beide mit weißem Muster. Der entsprechende Winterstoff war Barchent
. Die reicheren konnten sich neben der „Teile- bluse" auch noch eine sog. Hangebluse
leisten. Ein jedes Mädchen hatte eine böhmische Schürze
. Es hieß, der Stoff, den man im Geschäft gekauft hatte, käme aus Böhmen, daher der Name. Manchmal ging man auch in bunter Zwickelschürze
. Die Fußbekleidung war ähnlich wie am Sonntag. Die Schuchpatschker
wurden meistens aus Harastwolle (Abb. 38-41.) mit einem Muster gestrickt.
Im Winter legte man über die Bluse ein gehäkeltes Umhängetuch (eimhältstüx -jUm-den-Hals-Tuch'). Es wurde um den Hals gelegt, vorne über der Brust gekreuzt und hinten in der Taille gebunden. Abends in die Spinnstubeist man auch im Ausgehkleid gegangen und im Umhängetuch
, mit einem
aus Kaschmir auf dem Kopf. Der „Heps" aus Kaschmir war im Gegenteil zum anderen
■, so groß wie ein Kopftuch. Wenn es sehr kalt war, hängte man auch noch ein viereckiges, gehäkeltes Umhängetuch
aus Schafwolle um, die Mädchen ein weißes, die Frauen ein schwarzes. Das viereckige Tuch schlug man zu einem Dreieck zusammen und legte es so um, daß es den Kopf mitbedeckte. Unter dem Kinn hefteten es die Frauen mit einer Sicherheitsnadel zusammen, damit es nicht mit der Hand gehalten werden mußte.
Sonntagskleidung
Das Mädchen hieß nach dem Abschluß der sechsten Schulklasse, etwa im 12-13. Lebensjahr, Mädel (moüt) und wurde als heiratsfähig betrachtet.
Das Mädel (movt) ging am Sonntagvormittag „bloßköpfig" in die Kirche, weshalb großer Wert auf die Haartracht gelegt wurde. Die Mädchen haben einander Sonntag Morgen sorgfältig frisiert. Sie haben das Haar glatt nach hinten gekämmt, in vier Teile verteilt, und dann von jedem Teil einen aus vier bis acht Teilen bestehenden Zopf geflochten, je nachdem, wie stark der Haarwuchs war. In die Mitte des Hinterkopfs steckte man einen Bürzelkamm, um den die vier Zöpfe gelegt wurden. Unmittelbar vor die aufgesteckten Zöpfe band man eine Samtschleife, und eine weitere um den Hals. Auf die Samtschleife um den Hals kamen in drei Reihen glänzend weiße, und in zwei Reihen blaue Perlen, zuletzt eine Schmiesl
d. h. Krause (Abb. 5.). Der ganze Halsschmuck war ziemlich eng anliegend. Um 1930 kam zum Halsschmuck noch eine goldene Kette.
Bis Ende des I. Weltkrieges trug man ein weißes Tuchhemd (tüxheim, Abb. 8.), dessen Stoff aus Femelhanf hergestellte Leinwand war. Nach 1914 wurde es von dem „Teilehemd", oder von dem strackbrüstigen Hemd
verdrängt. Das letztere - man trug es nur am Sonntag -war deshalb sehr beliebt, weil man es vorne, an der Brust schön sticken konnte.
Bis 1914 hatten die Mädchen ein schwarzes Leibchen mit Krausen, mAbb. 13.) über dem Hemd an, das wurde durch ein schwarzes Naseleibchen
ersetzt. (Den Namen bekam es deshalb, weil die Falten unten einer Nase ähnlich waren.) Dieses Leibchen wurde aus Kammgarn
hergestellt. Nach 1940 trug man das Závoder-Leibchen
auch am Sonntag. Dieses Leibchen war nicht mehr schwarz, sondern hatte die Farbe des Rockes; es war hellblau, rosarot oder bordorot.
Über das Leibchen band man bis 1900 ein dreieckiges Umhängetuch hältstüx). Das wurde aus feiner Leinwand erst weiß getragen, später dunkelblau gefärbt und gemangt, und hatte keine Fransen (trötsl). Bis 1914 trug man das Klottumhängetuch
, das hatte Fransen aus Wolle
und war ganz schwarz. Nach dem I. Weltkrieg kauften die Mädchen Tücher aus Kaschmir mit freudigem Kranz
und ein Kaschmir- tuch mit einem Trauerkranz
. Die Reicheren konnten sich auch noch ein Tuch aus Ternastoff (ternätüx) leisten. Das Kaschmirtuch konnte - der Farbe des Rockes entsprechend - blau, grün, bordorot, braun oder schwarz sein, mit dem erwähnten Kranz am Rand.
Ein Mädchen zog fünf oder sechs gestärkte weiße Unterröcke an. Der letzte Unterrock wurde in kleine, der vorletzte in große Falten gelegt, denen folgte ein einfacher Unterrock und danach ein „Fodrosch" {fodros - aus ung. fodros gekräuselt'), der aber erst nach 1930 in die Mode kam (Abb. 25.). Der Oberrock, Rock aus
war in achtzehn Falten gelegt, seine Farbe war meistens dunkelblau, dunkelbraun oder dunkelgrün. Nach 1940 trug man auch hellere Farben. Bis 1914 trug man auch sonntags eine Kränzelschürze (krantsßidts, Abb. 29.), die von der weiten Schürze aus
verdrängt wurde, welche in Falten gelegt war (Abb. 32.). Seit 1935 zog man die Zwickelschürze
aus Samt, Seide oder
, auch sonntags an.
Die Sonntagsstrümpfe und Werktagsstrümpfe waren gleich, seit 1925 strickte man aber die Sonntagsstrümpfe aus Wolle, die man im Geschäft gekauft hatte. Nach 1939 zogen die Mädchen manchmal auch Sonntag Vormittag weiße Strümpfe an. An den Füßen trug man schön gestickte Schuhpatschker
, Abb. 37.). Nach 1930 fertigte der Dorfschuster Samtschuhe
mit Leder- besatz und auch Lederschuhe an, aber nur für die Erwachsenen, die Kinder gingen auch weiterhin in Klumpen.
Die winterliche Kopfbedeckung der Mädchen war bis 1925 eine weiße Bürzelkappe, später eine Závoder-Kappe,
darüber ein Kopftuch, das in der Farbe mit dem Rock gleich war. Der Schmiesl (die Halskrause) blieb im Winter weg, die Perlen
aber nicht.
Bis 1914 hatte man keine Bluse, sondern eine aus gefärbter Leinwand genähte Jacke, die sich von der Bluse hauptsächlich dadurch unterschied, daß sie gefüttert war. Der Stoff der Blusen wie auch der Röcke war Zwirnbarchent
. Das Umhängetuch trug man im Winter über der Bluse. Mit den Füßen schlupfte man bis 1930 in die Klumpen
, nachher in die Schlappe
. Statt Schuhpatschker zog man, wenn es sehr kalt war, schwarze Patschker an, die ungefähr so lang waren, wie die heutigen Stiefel. Weitere Unterschiede zwischen Winter- und Sommertracht gab es nicht.
Sonntag Nachmittag legte man das Kaschmirumhängetuch nicht mehr um. Seit 1940 ersetzte man am Nachmittag die schwarze Schürze durch eine bunte, die aus söwet (ung. szövet - ,Stoff, Tuch') war. Im übrigen war die Kleidung dieselbe wie am Vormittag.
Die Nachmittagskleidung des Winters unterschied sich von der Vormittagskleidung dadurch, daß man anstatt des Kaschmirumhängetuches das gehäkelte, dreieckige Umhängetuch umlegte. Die Schürze war seit 1940 bunt und aus söwet. Wenn es sehr kalt war, hängte man auch das viereckige, gehäckelte Umhängetuch (um- um.
Die Sonntagskleidung der Frauen
Die Frauen kämmten ihr Haar auch sonntags so wie werktags. Sie frisierten sich den Mädchen ähnlich, aber einfacher, weil die Frauen nicht mehr bloßköpfig gingen. Ihr Haar war auch aufgesteckt, jedoch nicht in vier, sondern in zwei Zöpfen, die aus je drei Flechten bestanden. Die Frauen haben ihr Haar mit demzusammengehalten. Auf den
kam eine weiße Kappe, bis 1925 die Bürzelkappe
, seitdem eine weiße Závoder-Kappe (söwdddrkcäp). Vor dem II. Weltkrieg band
man das Kopftuch so, daß die weißen Spitzen der Kappe sichtbar blieben. Auch die weißen Spitzen der Unterrücke schauten damals ein bißchen heraus. Die Farbe des Kopftuches und des Rockes war dieselbe. Als Frau trug man keinen Halsschmuck mehr, höchstens die Jungverheirateten, und diese auch nur blaue Perlen.
Die Frauen hatten im Sommer keine Leibchen an, sie zogen bis 1914 eine Jacke über das weiße Hemd, seit 1914 eine „Teilebluse"
, bzw. eine Strackbluse
, die Reicheren hatten auch eine Hängebluse
. Die Bluse nähte man aus demselben Stoff wie den Rock: kcute, Kammgarn'
, oder Preßkammgarn
Bis 1914 kannte man zweierlei Röcke: den gemangten Rock und den ungemangten Rock
. Die selbsthergestellte Leinwand wurde in Dewel/Tevel gefärbt, mit weißem oder gelbem Muster. Die gemangte Leinwand hatte einen Glanz, man nannte sie auch
, daraus wurden die Röcke und Blusen genäht. Die ungemangte Leinwand war glanzlos, daraus wurden die Röcke und Blusen genäht. Nach dem I. Weltkrieg nähte man nur die Unterröcke und die Werktagsröcke aus Leinwand; den Stoff für die Sonntagskleider kaufte man immer öfter im Geschäft, und so wurde auch die Farbe abwechslungsreicher. Wenn wir den Wechsel der Farben beobachten, können wir feststellen, daß die Farbe der Kleidung gegen Ende des 19. Jahrhunderts fast nur weiß war. Man nähte alles selbst mit den Händen, aus selbst hergestellter Leinwand. Später ließ man die Leinwand färben, hauptsächlich dunkelblau, für jüngere hellblau mit weißem oder gelbem Muster. Nach dem I. Weltkrieg blieben die Hauptfarben für Frauen dunkelblau, dunkelbraun, dunkelgrün, schwarz, für die Jüngeren weiterhin hellblau, rosarot oder bordorot. Die Frauen stärkten die Unterröcke nicht mehr so hart wie die Mädchen, sie zogen meistens bunte - blaßblaue oder lila - Unterröcke
an. Die schwarze Schürze war aus Samt (samt) oder aus kcut3. Die Fußbekleidung war dieselbe wie die der Mädchen, aber die Frauen vermieden die rosarote Farbe. Ihre Strümpfe waren grün oder bordorot, mit den schon erwähnten Querstreifen.
Sonntag Nachmittag blieb die Kappe weg. Nach 1930 band man den heps aus Kaschmir so, daß beide Enden an der Seite unter dem Kopftuch zu sehen waren. Die Bluse und der Rock waren aus Waschstoff (wassax), bei jüngeren Frauen mittelblau mit weißem Muster oder himmelblau mit rotem Muster, bei Älteren dunkelblau, auch mit weißem Muster. Die schwarze Schürze wurde nachmittags durch eine bunte ersetzt.
Im Winter waren die Farben der Kleider sowohl bei den Frauen als auch bei den Mädchen dunkler. Weitere Unterschiede zwischen der Winter- und Sommertracht bestanden darin, daß das Kopftuch aus dickem, meist schwarzem Stoff genäht war, unter der Bluse trug man noch ein Leibchen mit Krause (säpgudaleipjd), bzw. ein Závoder-Leibchen, und über die Bluse band man ein Umhängetuch aus
bzw. ein schwarzes Umhängetuch
aus Schafwolle. Die Fußbekleidung unterschied sich nur in der Farbe der Strümpfe von der der Mädchen, bei denen auch rosarote Strümpfe beliebt waren. Die Tracht an den hohen Feiertagen: Weihnachten, Pfingsten, Ostern, Kirmes, Fronleichnam und am ersten Sonntag im Monat
Die oben aufgezählten Feiertage sind die sog. , die noch festlicher gestaltet wurden als die übrigen Feiertage. An diesen Tagen ging man ganz in Schwarz in die Kirche.
Die Mädchen wurden so gekämmt wie an jedem Sonntag, und sie gingen ohne Kopfschmuck. Die Frauen gingen im schwarzen Kopftuch, darunter die weiße Kappe und der. Im Sommer bestand die Kleidung aus einem weißen Hemd, schwarzen Nasenleibchen
, darüber ein schwarzes Umhängetuch aus Kaschmir
mit einem freudigen Kranz. Die Zahl der weißen Unterröcke blieb die gleiche, wie jeden Sonntag. Der schwarze Rock war aus
, die schwarze Schürze auch aus
oder aus Samt. Bei Frauen kam noch eine schwarze Bluse dazu.
Im Gegenteil zur schwarzen Kleidung waren die Strümpfe bei Mädchen rosarot, bei Frauen grün oder bordorot, mit den gewöhnlichen Querstreifen. An den Füßen trug man Patschkerbzw. Schuhe.
Zur Auferstehung kleidete man sich bunt, aber am nächsten Tag, zu Ostern (Vormittag) wieder schwarz. Die Mädchen gingen zur Auferstehung im rosaroten, bordoroten, hellblauen Rock aus söwet, die Reicheren im Rock aus Mattwolle . Die Blusenfarbe konnte hellblau oder hellgrün sein, jedenfalls anders als die Farbe des Rockes. Dazu trug man eine bunte, helle söwet-Schürze. Die Fußbekleidung war die gewöhnliche. Zum hellblauen oder bordoroten Rock paßten rosarote Strümpfe, zum rosaroten Rock grüne oder bordorote.
Der Rock und die Bluse waren bei Frauen meistens aus grünem Brennesselstoff , das Kopftuch aus grünem söwet, die Schürze war schwarz, die Strümpfe grün oder bordorot. Im Übrigen war die Fußbekleidung bei Frauen sowie bei Mädchen dieselbe wie sonntags.
Die Tracht am Karfreitag und bei Trauer war schwarz, auch die Strümpfe. Man trug keinen Halsschmuck. Die Mädchen trugen nur bei Trauerkleidung, die Frauen auch sonntags die bunten, blaßblauen oder lila Unterröcke. An den Füßen hatte man Trauer-Patschker an, die sich von den gewöhnlichen Patschkern dadurch unterschieden, daß sie nur aus grüner, dunkelblauer und hellblauer Wolle gestickt sein durften. Um die Kinder, Eltern und Geschwister trauerte man ein Jahr, um die Verwandten zwei Monate.
Die Hochzeitstracht
Die Mädchen heirateten schon mit 16-17 Jahren. Bis zur Jahrhundertwende wai die Braut ganz weiß gekleidet, weil man damals die Leinwand noch nicht färben ließ. Die Kleidung an anderen Feiertagen war ebenfalls weiß.
Die Braut wurde ebenso gekämmt, wie ein Mädchen (movt) am Sonntag. Den Kopf zierte der Kranz, den man in Hidjeß/Hogyesz gekauft hatte. Die Grundfarbe des Kranzes war weiß, dazu kamen kleine bunte Blumen. Vom Kranz hingen bis zum Kreuz vier Schleifen herunter: zwei breite rote, daran zwei blaue, schmale Schleifen. Um den Hals legte man denselben Schmuck, wie ihn die Mädchen sonntags trugen.
Über das weiße „Teilehemd"band man der Braut ein schwarzes Kaschmir-Umhängetuch
mit freudigem Kranzmuster (fraovdi-
. Es ist zu betonen, daß die Brautjacke nicht wie gewöhnlich unter, sondern über das Kaschmirumhangetuch gezogen wurde. Die Mitte der Brautjacke zierte eine Blume, die in ihrem Stoff mit dem Kranz übereinstimmte.
Die Braut war dicker angezogen als gewöhnlich, die Unterröcke wurden noch härter gestärkt, und sie zog ein oder zwei Röcke mehr an. Der Oberrock war aus demselben Stoff, wie die Brautjacke, nämlich aus schwarzem Kloth. Bis 1914 war die Brautschürze
aus feiner, weißer Leinwand, sehr hart ge- stärkt, und in Falten gelegt. Bis 1935 trug man die schwarze weite Schürze
, seitdem die schwarze Zwickelschürze
aus Samt.
An die Füße zog die Braut weiße Strümpfe und schwarze Samtschuhe. In der Hand hielt sie einen Rosmann, einen Rosenkranz und ein gesticktes, weißes Taschentuch.
Am Nachmittag kleidete sich die Braut um. Über das weiße Hemd kam jetzt ein schwarzes Nasenleibchen, darüber band man ein schwarzes oder braunes Kaschmirumhängetuch
, je nachdem, ob man einen dunkelgrünen, dunkelblauen oder einen braunen Rock
anzog. Die Klei- dung der Frauen und Mädchen war zur Hochzeit dieselbe, wie Sonntag Vormittag. Am Abend zum Tanz kleideten sich die Braut und die Mädchen in die Tanzkleider um.
Tanzkleidung
Die Frisur der Mädchen war dieselbe wie am Sonntag. Auch am Hals sah man denselben Schmuck. Über das weiße „Teilehemd" kam ein schwarzes Nasenleibchen
. Jedes Mädchen hatte einen hellblauen oder rosaroten Tanzrock aus söwet, die Reicheren auch noch einen Rock aus Mattwolle (mätwol-rquk), meistens bordorot. Nach 1940 ersetzte das schwarze Nasenleibchen ein Závoder-Leibchen, in Stoff und Farbe dem Rock gleich. Wenn es kühl war, band man auch ein Kaschmirumhängetuch mit freudigem Kranz über das Leibchen. Die Zwickelschürze
und die Strümpfe waren weiß, die Patschker
schwarz und gestickt.
Der Unterschied zwischen der Tracht der Mädchen und der Frauen bestand darin, daß die Frauen beim Tanz einaus Kaschmir
anhatten, um den Hals nur blaue Perlen ohne Schmiesl
, denselben Rock, aber nicht rosarot, sondern hellblau oder bordorot. Die Zwickelschürze war bunt, die Strümpfe grün oder bordorot mit Querstreifen.
Die Tracht heute
Die Einwohner der Gemeinde Mutsching bildeten nicht nur in ihrer Sprache, sondern auch in der Tracht eine einheitliche Gruppe, weil ja fast alle katholisch waren. Wie schon erwähnt, waren die Einwohner um die Jahrhundertwende sehr arm. Sie haben die Stoffe der Kleidung selbst hergestellt und auch die Kleider selbst, mit der Hand genäht. Nach 1914 nähten einige geschickte Frauen für das ganze Dorf. Die Einwohner haben sich auch mit Fußbekleidung selbst versorgt. Wahrscheinlich war das auch in anderen Dörfern ähnlich, wie das aus einem Artikel von R. HARTMANN hervorgeht: „Wie die neue Tracht am Ende des 18. Jahrhunderts ausgesehen haben mag, wissen wir nicht. Jedenfalls ist sie sehr einfach und schlicht gewesen, ja ärmlich. Denn die Stoffe wurden vorwiegend im Eigenbetrieb hergestellt, und da konnten weder eine große Auswahl noch Kostbarkeiten vorhanden sein."
Eine wesentliche Veränderung in der Tracht können wir nach dem I. Weltkrieg und in den 30-er Jahren feststellen. Nach 1945 stirbt die Tracht langsam aus. Heute lebt sie nur noch in ganz einfacher Form weiter. Allein von einigen älteren Frauen wird sie noch getragen. Eigentlich kann man ihre Kleidung nur als ein Überleibsel der einstigen Tracht bezeichnen. Diese Frauen gehen im Sommer wie im Winter in Schwarz in die Kirche. Die Kappe, die sie über demunter dem Kopftuch tragen, ist aus Barchent und sieht der Závoder-Kappe ähnlich, ist jedoch ganz einfach. Das „Teilehemd" und auch die zwei oder drei Unterröcke sind aus dunklem Stoff. In die Kirche ziehen sie eine schwarze „Teilebluse", einen schwarzen Rock über die Alltagsröcke und eine
an. Schwarze Strümpfe und Schuhe kaufen sie im Geschäft. Auch der letzte Dorfschuster, der noch Schlappen für sie herstellt, ist längst gestorben. Zu Hause kleiden sich diese Frauen ebenso, wie zur Kirche, nur die Farbe der Alltagskleider ist meistens nicht schwarz, sondern ein dunkler Ton von blau oder grün.
Im übrigen hat man die alten Kleidungsstücke der heute üblichen Mode angepaßt, d. h. man hat sie umgeändert, womöglich auch gefärbt.
Beschreibung der Bekleidungsstücke
Kappe
ist eine Kopfbedeckung. Die Mädchen trugen sie nur im Wintei, unmittelbar über dem Haar, die Frauen auch im Sommer, über dem, unter dem Kopftuch. Der Stoff der Sonntagskappe war weiße Leinwand, der Werktagskappe bunter Barchent
Bürzelkappe
war zwischen 1914 und 1925 in der Mode, wurde nur am Sonntag getragen. Die Krausen hinten an beiden Seiten ließen den Kopf breit erscheinen.
Závoder-Kappe
Sie wurde aus Seiwicht übernommen, seit 1925 sonntags und werktags getragen. Hinten wurden die zwei Ecken mit Stoffstücken (4x6 oder 4x8) verstärkt, wodurch die Kappe ihre Form besser hielt. Man nannte sie auch „Teilekappe".
Ein viereckiges Tuch, etwas kleiner als das Kopftuch. Die Frauen trugen es unter dem Kopftuch bzw. unter der Kappe, um damit das Haar zusammenzuhalten.
Kaschmirheps
Einaus Kaschmir, war ebenso groß, wie das Kopftuch. Seit 1914 bekannt.
Die Frauen trugen ihn nur sonntags, unter dem Kopftuch, ohne Kappe, die Mädchen auch an Werktagen in der Spinnstube und ohne Kopftuch.
Perlen
Halsschmuck. Das Mädchen trug zwei Reihen blaue und drei Reihen glänzende weiße Perlen, darunter eine schwarze Samtschleife.
Schmiesl
Halsschmuck, wurde nur von Mädchen getragen. Der Name kam aus dem franz. chemise.Schmiesl wurde von den Perlen ein wenig verdeckt. Der ganze Halsschmuck war ziemlich eng anliegend.
Kopftuch
Ein viereckiges Tuch, wurde von Frauen immer, von Mädchen nur im Winter getragen. Es wurde so dreieckig eingeschlagen, daß der innere Zipfel kleiner war. Es kam über den Kopf, wurde an beiden Seiten in zwei Falten gelegt und unter dem Kinn gebunden.
Hemd
Vor 1914 wurde es aus weißer Leinwand mit der Hand angefertigt, danach von einigen Frauen aus Leinwand oder Zephir genäht. Die Teile des Hemdes: Brustteil (prust- , unterer Teil
, Ärmel
, Achselbletz
, ein Rechteck auf der Schulter
. Die Ärmel waren immer halblang.
Strippentuchhemd
Hemd aus weißer Leinwand mit einer Strippe um den Hals, die mit einem Perlband zusammengezogen wurde. Das Brustteil war ohne Knopfe, mit einem Schlitz. Es war so lang, wie die Röcke. Man trug es bis 1914 an Sonn- und Werktagen.
Tuchhemd
wurde aus weißer Leinwand genähl, auf dem Brustteil Fäden gezogen und gestickt. Es ging bis zum Knie, war für Sonn- und auch Werktage bestimmt.
„Teilehemd"
Nach dem I. Weltkrieg, fúr den Sonntag aus weißer Leinwand, für Werktag aus gekauftem bunten Stoff genäht. Das Brustteil und die Ärmel zierte man mit Spitzen und Schnüren, sonntags waren die Ärmel auch nocht gestickt.
Strackbrüstiges Hemd
Es wurde seit 1920 getragen, fast nur am Sonntag, aus weißer Leinwand. Den Namen bekam es vom langen Brustteil, worauf man Monogramm und Blumen stickte. Die Ärmel wurden auch gestickt und mit Spitzen, Schnüren und Schleifen verziert.
Leibchen
Es war ein vorn und hinten tief ausgeschnittenes, auf den Schultern ziemlich schmales Mieder, das man vorne zugeknöpft hat. Es wurde über dem Hemd getragen, kam nach 1914 in Mode, da die Jacke von der Bluse verdrängt wurde.
Leibchen mit Krausen
es wurde bis 1920 getragen, nur in Schwarz. Vorne, neben den Knöpfen und auch hinten wurde es mit Schnüren und Mäusezähnen geschmückt.
Zävoder-Leibchen (sowadsrleipja, Abb. 14.)
Es kam um 1920 aus dem Nachbarsdorf Seiwicht in Mode. Es sah dem Leibchen mit Krausen ähnlich, hatte aber keine Krause und wurde mit anderen Schnüren verziert. Sonntags war es bis 1940 nur schwarz, seitdem werktags immer aus demselben Stoff wie der Rock.
Nasenleibchen (nozaleipja, Abb. 15.)
Es war 10 cm langer als das Závoder-Leibchen, weil es hinten mit 10 cm langen, steif stehenden (hartes Papier wurde eingearbeitet) Falten schloß, die mit einer Nase Ähnlichkeit hatten (daher auch der Name). Fs durfte nur schwarz sein, und wurde nur sonntags getragen, etwa zwischen 1930-1940.
Brautjacke
Die Jacke hat man bis 1914 über dem Hemd getragen, werktags aus gefärbter Leinwand, sonntags aus mit grober Leinwand gefüttert. Nach 1914 trug man die Jacke nur noch als Braut in schwarzer Farbe mit Peilen bestickt.
Bluse (der plus)
Seit 1914 bekannt. Man zog sie über das Hemd bzw. über das Leibchen und knöpfte sie vorne zu, sie hatte lange Ärmel. Die Farbe und der Stoff stimmten mit der des Rockes überein (ausgenommen bei der Auferstehung). Zu einer Bluse brauchte man 2 m Stoff. Ein Mädchen hatte zwanzig bis dreißig Blusen.
Hängebluse
Sie kam nach dem I. Weltkrieg aus Ländl/Lengyel nach Mutsching, war nicht allgemein, wurde nur von Reicheren getragen. Vorne hing die Bluse in Falten herunter, hinten war eine Doppelfalte.
Strackbluse
Sie hing vorne und hinten glatt herunter, daher der Name. Der untere Rand verlief vorne waagrecht und schloß hinten mit einer Spitze. Diese Bluse kam aus Hidjeß und wurde fast nur am Sonntag getragen. Sie wurde neben den Knöpfen links und rechts mit Schnüren, mit zwei kleinen Falten und mit Spitzen verziert, unten am Rand und am Ende der Ärmel fand man auch Spitzen.
„Teilebluse"
Sie bestand aus zehn Teilen. Jedes Vorder- sowie das Hinterteil bestanden aus zwei Teilen, die Naht verlief quer über der Brust und dem Rücken. Diese Bluse wurde seit 1920 an Sonn- und Werktagen getragen. Man nähte vorne rechts und links von den Knöpfen sechs, hinten zehn kleine Falten. Das Brustteil und die zwei Enden der Ärmel wurden mit Spitzen oder wochentags mit Mäusezähnen geziert.
Umhängetuch
Es wurde aus feiner, rosarot oder grün gefärbter Schafwolle oder aus Harastwolle gehäkelt. Es hatte die Form eines flachen Dreiecks, dessen längste Seite etwa 2 m lang war. Die beiden kürzeren Seiten hatten Fransen und liefen in einer Spitze aus, die von der gegenüberliegenden Seite etwa einen halben Meter entfernt war. Mit bunter Wolle wurde das Tuch gestickt. Man trug es Sonntag Nachmittag und es gehörte auch zum Ausgehkleid bei kühlem Wetter.
Kaschmirtuch
Ein viereckiges Tuch aus schwarzem, grünem, braunem oder blauem Kaschmir mit freudigem Kranz oder mit einem Trauerkranz. Um den Rand knüpften die Reicheren seidene, die anderen wollene Fransen. Es wurde nur sonntags oder an Feiertagen getragen.
Rock (rguk)
war dreiviertellang und 4 m weit. Zu einem Rock brauchte man 4 m Stoff, er wurde aus fünf gleichen rechteckigen Blättern (pleit) zusammengestellt. Der Oberrock für Sonntag wurde in sechzig bis achtzig Falten gelegt. (Abb. 25.) Der Alltagsrock dagegen wurde nur oben zweimal gezogen, einmal mit grobem, dann mit feinem Zwirn. Der Saumwar unten 10 cm breit, und an den Sonntagsröcken aus einem anderen Stoff. Unten am Rand bekamen die Werktagsröcke Zacken, die Sonntagsröcke schmale Spitzen oder sog. Bürste
, damit sich der Rock unten nicht so schnell abnutzt. Der obere Rand wurde durch einen schmalen Saum eingehalten und mit Bändern versehen, womit man den Rock um den Leib band.
Unterrock
Für Sonntag wurde er aus weißer Leinwand genäht und mit Spitzen am Rand, für Werktag aus gefärbtem Stoff bzw. aus Barchent. Man zog vier bis sechs Unterröcke an.
„Fodrosch"
Die Bezeichnung kommt aus ung. fodros gekräuselt'. Der Rock sah dem gewöhnlichen Unterrock ähnlich, war aber etwas enger als dieser und hatte unten eine 30 cm lange Krause mit Spitzen am Rand. Er wurde nur sonntags und an Feiertagen getragen.
Brustschürze A
Bis 1914 wurde sie werktags von Frauen und Männern getragen. Man hat sie aus dunkelblau gefärbter Leinwand genäht: zwei Ecken eines Rechtecks wurden so eingeschlagen, daß sie zwei aus doppeltem Stoff bestehende Dreiecke bildeten, deren Ränder abgesteppt wurden. Der so entstandene, schmale Teil ergab den Schürzenlatz.
Brustschürze B
wurde seit 1914 von Frauen werktags getragen. Ihre Form kam von der schon erwähnten Brustschürze A. Der Brustteil war ein Rechteck, der untere Teil bestand aus drei Zwickeln. Bis 1935 wurde sie aus dunkelblau gefärbter Leinwand, seitdem auch aus buntem, gekauftem Stoff genäht.
Küchenschürze (das kcuglsiats Abb. 30.)
war aus dunkelblau gefärbter Leinwand. Man trug sie werktags bis zum IL Weltkrieg. Sie war ein Rechteck, die zwei Bändel wurden 10 cm von den oberen Ecken entfernt angenäht, wo weiße Stepperei an beiden Seiten eine 5 cm breite Falte festhielt. Unten bildeten eine kleine Falte und eine Naht die Verzierung der Schürze.
Kränzelschürze (das krantslsiats, Abb. 29.)
Dieses Trachtenstück kam aus Ländl und hielt sich bis 1935. Die Schürze war aus dunkelblau gefärbter Leinwand und hatte weißes Kranmuster um den Rand. Man nähte sie ebenso wie die Küchenschürze. Am unteren Rand schmückten sie zwei Falten.
Weite Schürze (das weitkcutdsi3ts, Abb. 31-32.)
zog man bis 1935 nur in die Kirche an. Der Stoff war schwarze kcuta. Sie hatte parallele oder aber nach unten auseinanderlaufende Falten, unten mit vier kleinen Querfalten als Zierde. Beide Schürzenformen hatten Spitzen um den Rand.
Böhmische Schürze (das peimissiats, Abb. 33.)
gehörte zur Ausgehkleidung, war seit 1925 bekannt. Man sagte, der Stoff (gekaufte, himmelblaue Leinwand) käme aus Böhmen. Ihre Form war dieselbe wie die der Küchenschürze. Am unteren Rand der Schürze wurde mit der Nähmaschine ein breites Muster aus weißem Zwirn hineingesteppt.
Zwickelschürze (das tswiklsiats, Abb. 34.)
wurde aus drei Zwickeln genäht, der mittlere Zwickel war dreimal so breit wie ein Seitenzwickel. Werktags trug man sie schon seit 1930 (Stoff, Karton), sonntags seit 1935 (Samt, Seide oder kcuta).
Fußbekleidung
Patschker (putsksr, Abb. 37.)
Sie wurden aus Schafwolle gestrickt, danach schwarz gefärbt, oben, vorne und an den Fersen mit bunter Harastwolle gestickt. Die Muster konnte man auch hineinstricken. In einem Winter hat sich ein Mädchen sechs Paar gestrickt und jedes Paar anders gestickt. Bei Trauer zog man Trauer-Patschker an, die wurden nur grün, dunkel- oder hellblau gestickt.
Schlappe (sleipar, Abb. 36.)
vom Dorfschuster angefertigte Lederschuhe, die hinten offen waren (Pantoffel).
Klumpen {klgumpd, Abb 35 )
Holzschuhe, die man im Winter und bei nassem Wetter trug Sie waren sehi praktisch, weil man sie außerhalb des Hauses lassen und mit reinen Patschkern ins Zimmer treten konnte. Sie wurden von den Mannern im Winter aus hartem Holz geschnitzt
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50 Stiffoller Haus in Mutsching/Mucsi |
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LITERATUR
Abkürzungen
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