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TÜNDE CSÍK-HUBER

Das Brauchen als Heilverfahren bei den Deutschen in Tarian/Tarján (Schildgebirge)

 

Früher lebten auch die Deutschen in Tarian in einer herkömmlichen Bauerngesellschaft, in solchen Bauernkulturen nahm die Volksheilkunde einen besonders wichtigen Platz ein. Die Möglichkeiten und Mittel der Ärzte zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten waren in der Praxis sehr begrenzt. Deshalb spielten bei der Heilung von Menschen und Tieren außer Medikamenten auch Pflanzen, tierische und gegenständliche Mittel sowie abergläubische Heilmethoden wie Zauberformeln, Amuletten, Beschwörungen usw. eine sehr wichige Rolle (Dömötör 1982: 159).

Auch von den Deutschen in Tarian wurden Beschwörungen zur Heilung mancher Krankheiten angewendet. Diese Tätigkeit bezeichnet man im Dorf als ,brauchen' (prauchn). Früher wurde dieses Wort in der deutschen Volkskunde im Sinne von 'besprechen', als ein Begriff für die Ausübung des Wortzaubers gebraucht, der unter anderem auch vom Berührungszauber begleitet war (Bächtold-Stäubli 1927: 1157). Der Ausdruck 'brauchen' wird aber auch als allgemeine Bezeichnung für Gesundbeten benutzt, es bedeutet die Krankenbehandlung mittels Gebets und kann "als der christliche Ersatz des heidnischen Büßens oder Besprechens bezeichnet werden" (Bächtold-Stäubli 1930/31: 772).

Die Heilmethode des Brauchens war auch den Ungarn nicht fremd. In der ungarischen Volksheilkunde sind auch Besprechungen, Beschwörungen aufzufinden, in denen ein übermenschliches Wesen - bei den Katholiken Gott und die Heiligen - in Schwierigkeiten, Krankheiten angerufen werden (Pócs 1986: 243).

Die Person, die brauchen konnte, nannte man Brauchweib (Prauchweiwö). Im Dorf erinnert man sich nur an zwei-drei alte Frauen, die den Dorfleuten mit ihren Gebeten in verschiedenen Krankheiten helfen konnten. Über heilende Männer wurde nicht erzählt. Heutzutage leben die Brauchweiber nur noch im Gedächtnis der 70-80jährigen, aber wenige von ihnen können etwas Näheres über sie und ihre Tätigkeit erzählen.

Eine meiner Gewährspersonen erklärte das Wesen des Brauchens folgenderweise: Wer brauchen konnte, der konnte mit seinem Gebet, mit heiligen Worten heilen und schloss in sein Gebet die Krankheit anderer Menschen ein1. Nach Meinung einer anderen Gewährsperson konnte nur der brauchen, der an Gott glaubte, ein gottgefälliges Leben führte und mit seinem Beten bei Gott um seine Hilfe fürbitten konnte.2 Nur dem konnte auf diese Art und Weise geholfen werden, der gottesfürchtig war und auch selbst an Brauchen glaubte. Man war von der heilsamen Wirkung des Gesundbetens überzeugt und auch davon, dass die Gebete, die von den Brauchweibern gesprochen wurden, Zauberkraft besitzen.

Meine Gewährspersonen hatten an der Tätigkeit der Brauchweiber nichts auszusetzen. In ihren Gedanken tauchte nicht auf, ob sich diese Art der Heilung mit den christlichen Lehren verträgt oder nicht. Als Gläubige meinten sie, die Brauchweiber riefen Gott um Hilfe an, damit ihre Krankheiten geheilt werden. Vom Aberglauben war ihrer Meinung nach nicht die Rede, vielmehr von praktischen, in den Krankheiten helfenden Verfahren, denn diese Tätigkeit hing sehr mit ihrer Gläubigkeit zusammen.

Die Heilfrauen waren Bäuerinnen, die zu derselben Bauerngesellschaft gehörten wie die Kranken, so erfreuten sie sich eines unbedingten Vertrauens. Der Volksmund hielt sie für sehr gläubige Kirchengeher, die ein gottesfürchtiges Leben führten. Man betrachtete sie als 'Auserwählte', die bei verschiedenen Krankheiten mit ihren Gebeten helfen konnten. Ihr Brauchen war aber nach Meinung des Volkes nur dann wirksam, wenn sie jedes Jahr am Ostersonntag 'in den Ostertau gingen' (in Austötau kehn), d. h. vor Sonnenaufgang auf den Kalvarienberg oder zu einem Wegkreuz beten gingen, um so Kraft zum Brauchen gewinnen.

Wenn jemand früher krank war, versuchte man ihn zuerst zu Hause mit den in der Familie bekannten Heilpraktiken zu heilen. Waren diese nicht erfolgreich, wurde ein Brauchweib besucht. Man wusste schon, bei welcher Krankheit welche Heilkundige helfen konnten. Die von den Informantinnen meist erwähnte, mit Brauchen geheilte Krankheit war der so genannte Haarwurm (Hoarwurum). Diese Krankheit kam besonders bei Kindern oft vor, auf ihrem Kinn (Schnackl), Gesicht (Ksicht) oder auch auf dem Kopf (Kaupf) bildeten sich Wunden (Kreitzn). Die Fachliteratur erklärt den Ausdruck 'Haarwurm' wie folgt:

"Jede um sich fressende Haarflechte mit Ausfall des Haares nennt man ~.

Man schreibt das Leiden einem dämonischen Wurm zu. Die Hauptmittel sind

dagegen Besprechen und Segen" (Bächtold-Stäubli 1930/31:1289-90).

Eine Gewährsperson hatte als Kind ebenfalls diese Krankheit an ihrem Kinn. Ihre Mutter kochte Tee und wusch damit ihr Kinn ab, aber die Wunden heilten nicht. Dann schickte sie ihre Tochter zu Frau Wolf (Waulf Pasl). Das Brauchweib betete 9 Tage lang jeden Tag um ein Vaterunser weniger, am ersten Tag 9, am zweiten 8 usw. Nach 9 Tagen waren die Wunden von ihrem Kinn verschunden.3

Auch eine andere Frau erinnerte sich daran, wie Frau Wolf ihren 'Haarwurm' geheilt hatte. Als Frau Wolf wahrnahm, was dem Kind fehlt, sagte sie ihrer Mutter, dass die Tochter am Abend nach dem Abendläuten zu ihr kommen möge. Das Brauchweib machte zuerst auf das Kind und dann auch auf sich ein Kreuz und sagte dabei: 'Gelobt sei Jesus Christus!' (Kelopt so Jesus Kristus!). Anschließend bestreichelte sie mit ihren Fingern die Wunden (si hod obkwischn), murmelte ein Gebet und das Vaterunser. Das Kind musste drei Tage lang jeden Abend zu ihr gehen, und sie wiederholte jedesmal diese Tätigkeit.4

Eine andere Gewährsperson brachte ebenfalls wegen 'Haarwurm' ihre Tochter zur Brauchfrau. Diese teilte der Mutter mit, dass sie in der Früh, vor Sonnenaufgang aufstehen und beten werde. Die Mutter sollte daheim um die Heilung des Kindes ebenfalls beten, sie brauchte aber nicht in der Früh aufzustehen. Die Mutter fügte ihren Morgen- und Abendgebeten folgendes hinzu: "Lieber Gott, befreie meine Tochter von ihrer Krankheit und schenke ihr die Gesundheit wieder!" Das Gesundbeten dauerte so lange, bis die Krankheit nachließ.5

Alle Gewährspersonen behaupteten, dass ihnen das Gesundbeten half und die Wunden auf dem Kinn bis zum Ende des Brauchens, geheilt waren.

Zusammenfassend kann über das Gesundbeten folgendes gesagt werden: Wenn jemand in der Familie krank wurde, sagte man ihm: "Lass dir brauchen!" (Loß tir prauchö!) Die Erwachsenen gingen allein, die Kinder mit ihren Müttern zum Brauchweib. Als die Gesundbeterin sah, um welche Krankheit es sich handelt, sagte sie: "Gelobt sei Jesus Christus!" und bekreuzigte sich und auch den Kranken. Dann verrichtete sie ein zur Krankheit gehörendes Gesundgebet und bat Gott um Hilfe. Dabei bestreichelte sie mit ihrer Hand die schmerzende Stelle des Kranken.6 Das Gesundgebet wurde von der Brauchfrau nicht laut gesprochen sondern gemurmelt, um es geheim zu halten. Nach diesem Gebet sprach sie noch die betreffenden Hauptgebete, bezeichnete sich mit dem Kreuz und beendete das Beten mit "Gelobt sei Jesus Christus!". Dann teilte die Gesundbeterin mit, wieviel Vaterunser, Glaubensbekenntnisse oder Ave Maria verrichtet werden sollen und wie lange die Angehörigen des Kindes oder der Erwachsenen selbst zu Hause beten sollen. Die Brauchfrau betete in der Regel 9 Tage lang um die Heilung einer Person. Sie verrichtete ihr Gebet in der Früh vor Sonnenaufgang oder am Abend im Dunkeln7 unter dem freien Himmel mit ausgestreckten Armen auf einem versteckten Ort des Hofes, damit sie von niemandem bemerkt und angesprochen wurde. Im Gegenfall wäre das Brauchen vergeblich. War der Heilungsprozess nicht ausreichend, wurde das Brauchen auf gleiche Weise wiederholt.

Die Brauchfrau verrichtete ihre Heiltätigkeit kostenlos, aber es gehörte sich, ihr Lebensmittel, Schmalz, Speck, Milch, Milchwaren usw., was sich in einer Bauern Wirtschaft befindet, zu geben. Es wurde von allen Gewährspersonen betont, dass man mit Geld nicht zahlen durfte, denn dies brachte Unglück.

Eine Gewährsperson stieß während des Suchens nach Gebetbüchern auf ein kleines Heft, das solche Gesundgebete enthält, welche die Brauchfrau Elisabeth Schneider, geb. Strehli, zur Heilung benutzte. Ein solches Heft wird Brauch büchlein (Prauchpiechl) genannt. Die Fachliteratur definiert solche Büchlein wie folgt:

"Die Brauchbüchlein sind meist geschriebene und von Geschlecht zu Ge-

schlecht überlieferte Bücher, die Heil- und Zaubermittel, Segen und Be-

schwörungsformeln usw. enthalten" (Bächtold-Stäubli 1927: 1512)

Das Büchlein aus Tarian ist etwa 10 cm x 16 cm groß und enthält auf 14 Seiten Gebete in gotischer Handschrift. Die Informantin erzählte, dass ihre Schwiegermutter dieses Büchlein in den 1970er Jahren von der Brauchfrau Elisabeth Schneider unmittelbar vor deren Tod bekam, damit die Gesundgebete 'in gute Hände' gelangen und nicht in Vergessenheit geraten. Das Vertrauen der Brauchfrau zu der oben genannten Person beruhte auf deren tiefe Gläubigkeit und der guten Freundschaft zwischen ihnen. Zur Zeit der Übergabe des Heftes wurden solche Heilpraktiken im Dorf lange nicht mehr ausgeübt. Die Gesundbeterin Schneider erhielt vermutlich von ihrer Mutter das Wissen dieser Beschwörungen. Meistens übergaben die Mütter ihren Töchtern ihr Wissen, in dem Falle, wenn auch die Töchter Neigung dazu zeigten. So erbte sich ihr Wissen von Generation zu Generation fort und blieb in der Familie.8

Auf dem ersten Blatt des Büchleins steht der Name der Brauchfrau - Strehli Elisabeta Tarjan - und die Anrufung O. Maria hilf. Trotzdem, dass in den Gebeten der Gott Vater, Sohn und der Heilige Geist angerufen wurden, wird als erste die Heilige Jungfrau Maria erwähnt. Darin zeigt sich die große Maria-Verehrung der Tarianer Deutschen.

Die Gebete im Tarianer Brauchbüchlein zeigen mit den ungarischen Beschwörungen eine große Ähnlichkeit. Tekla Dömötör (1982: 208) verweist auch darauf hin, dass die Beschwörungen der Ungarn mit ähnlichem Inhalt auch bei anderen Völkern Europas zu finden sind. Das Brauchbüchlein enthält Gebete, die gegen folgende Krankheiten angewendet wurden: Reißen, Rotlauf, Fieber, Blutstillen, Abzehrung, Frosch, Brand, Wurm, Viehkrankheiten und auch gegen Beschreien. Diese Krankheiten und Leiden werden beim Gesundbeten am häufigsten erwähnt (Bächtold-Stäubli 1930/31: 775).

In der Aufzählung gibt es auch solche Krankheitstypen, deren Namen für den heutigen Menschen fremd vorkommen, z. B. die Abzehrung, der Wurm, der Frosch oder das Beschreien. Die Informantinnen erklärten die Abzehrung folgenderweise: Der Mensch wird immer weniger, schwächer, nimmt ab. Diese Symptome zeigten sich bei verschiedenen Krankheiten, wie z. B. bei Gelbsucht. Im Gebet gegen die Abzehrung werden verschiedene Arten der Sucht - gelb, schwarz usw. - genannt, die Bezeichnungen für unterschiedliche Leberkrankheiten waren (Bächtold-Stäubli 1930/31: 586).

Der Wurm hatte auch vielerlei Arten und war eine geheimnisvolle Krankheit. Wie schon erwähnt, brachte man ihn im Volksmund mit den Wunden auf der Haut in Zusammenhang. Der Frosch als Krankheit bedeutete früher Geschwulst zu beiden Seiten des Zun-genbändchens. Man glaubte, dass sich dem Kind im Schlaf ein Frosch auf den Mund setzte (Bächtold-Stäubli 1930/31: 142-143).

Der Rotlauf ist heutzutage als eine Infektionskrankheit bekannt. Früher verstand man unter diesem Ausdruck auch eine Entzündung auf der Haut, also 'rote Haut'.

Die Beschwörung für Blutstillen wurde meistens bei Blutsturz und Fehlgeburt

gebraucht. Der Begriff 'Beschreien' bezeichnet Krankheiten, die keine erkennbaren Ursachen haben. Man glaubte, dass feindlich gesinnte Geister für diese Krankheiten verantwortlich sind.

Im Folgenden werden die im Brauchbüchlein lesbaren Gebete in ihrer originalen Schreibweise mitgeteilt, wie sie vom Brauchweib aufgezeichnet wurden.

I. Für das Reißen

Im Namen Gottes Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes amen Sucht, Gicht und Fergicht ich N.+ ich bite euch bei gott dem Almächtigen das ich aus meinem Leib und aus ale meiner guter aus gechet und mich nicht mer schmerz

ich bite euch das ihr mir nicht Schadet in Haubt und Rücken, in Armen und Füssen und in Lungen und in Leber in Mark und Bein in Fleisch und Blut und mir ale meinen glieter

so hilft mir + ++, das es weichet aus meinem ganzen Leib das bentige Gicht wie alle 77 fergicht Sucht Gicht und Fergicht ich gebite euch bei der Himmels Königin und Muter gottes Maria und bei alen heiligen das ihr aus ale meinen glieter weichet und mich nicht mer schmerzt ich N. gebitte euch bei der Heilisten Dreifaltikeit unser Liber her Jesu Christ weis was in meinen gliter ist Durch sein aler Heiligsten Hut weiche Das Reißen aus meinem Fleisch und Blut und aus ale meine glieter

so hilft mir + + + und bei der Hocheiligsten Hochgelobten Dreifaltikeit helfe mir auf meinem Leben Lang

Unsern Lieben Hern Jesu grist wurten 3 scharfe nägel durch seine alerheilig-ste Hänt und Füßen geschlagen Dißelbige 3. Nägel machen mich gesunt

in Jesus Namen der hocheiligsten Dreifaltikeit gott Vater gott Sohn gott Hei-

ligen geist amen

9 vater unser 1 glaube 9 tage

II. Für Rotlauf

Unsre Liebe Frau getübers Lant

Wa trag sie in ihrer hant ein Stab der war Schwarz gebrant fon Flus ge-

schwulst rotlauf und heißen brant.

so legtich so wie sich unser lieber her Jesus gristus in das heiliges Kriplein

gelegt hat

und das ist so war, wie unser Übe Frau eine Rein- Jungfrau war

vor der geburt in der geburt und nach der Geburt

das hilft der N. got vater got Sohn got Heiliger geist amen.

9 vater unser 1 glauben für die armen Selen

III. Für das Fieber

Im Namen gotes Vaters und des Sohnes und des heiligen geistes amen.

Die Sohne get in der Früch auf

Jesus get in den garten Getsämani

da begegnet im ein jut da schbrach da schrach der Jute Jesus

warum ziterst du wi ich seche du hast das Fiber

Jesus Schrach das ist nicht das fiber das ist die Furht und schmerzfole Totes

angst vor mein Bitren Totte

wer mein Tott angst betracht der hat kein fiber mer

nur So hilft mir N. got der Vater got der Sohn got der heiligegeist amen

9 vater unser 1 glauben 9. tag

IV. Für das Blutstiln

Im Namen gotes v. gottes S. und des heiligen geistes amen

Jerusalem, Jerusalem o du grousame Noct

die Jesus Gristus Blut in der Noctt Jerusalem Fergißen tuht

stilt ales Blut

Also solst du still stechen, gleich wi das Waser in Jortan ist stilgestanten als

Johannes Jesus getauft

So hilft got vater got Sohn got Heiliger geist amen.

3 mal 3 vater unserl glauben

V. Für die Abzerung

Im Namen gotes Vaters und des Sohnes und des Heiligen geistes amen.+++

Gelobt sei Jesus ghristus Grus dich gott Heier Dag

nimfon mir N. gelb Sucht Dir Sucht Schwärst Sucht und Abzerung

Soh gewis und so war wi die Heilige Jungfrau Maria immer eine Jungfrau

war vor der geburt in der geburt nach der geburt

so gewis helfe mir N. got Sohn gott Sohn gott heiliger geist amen.

9 tage 9 vater u. 1 glauben

VI. Für das Reißen

Im Namen gottes vaters und des Sohnes und des Heiligen geistes amen. Jesus Ghristus am Name des heiligen Kreuzes gestorben sein heiliger Leib ist Verwuntet tut kein bluten tuht ihm kein wech auch nicht geschwülen

gleich wie ale Wunten die Ghristus Jesus in der Noctt Jerusalem empfangen und im 3. tage witer frisch und gesunt also werten Solst heilen N. im Namen der hoheiligsten Dreifaltigkeit +.+.+. Solst du heilen ale schmerzen die in Mark und Bein Fleisch und Blut sint Jesus Christi Blut

so er in der Noct Jerusalem vergisen tuht ist für ale riesen Nerfen Schmerzen und geschwülst gut O gütiger Jesu gib deinen heiligen Segen den du den Abosteln aus Lieb hast gegeben so hilft gott vater got Sohn got Heiliger geist amen. 3 vater unser 3 ave Maria 3. mal 3tagefür die armen Seilen

VII. Für den Frosch

Frosch gröte Mange im Manne (?) wil ih jauqen (?) Biß die Liebe Maria. Sohne auf geht das du nicht mer da Nest

das hilft dir got der vater got der Sohn und got der Heilige geist amen. 3. vater unser 3 mal zum biteren Leiten Jesu Gristi

VIII. Für das Beschrei

Im Namen gotes vaters und des Sohnes und des Heiligen geistes amen.

Bist du Beschrin von ein Weib fon ein Mann bist du beschrin ein Weib oter

von Freint oter Feint

es helfe dir got vater got Sohn got heiliger geist

damit du deine gesundheit erhaltst

3. mal und 3 vater unser, 1 glauben

IX. Für den Brant

Im Namen gotes vaters und des Sohnes und des heiligen geistes amen.

Maria get übers Lant Sie hat das buch in der hant

Tarinnen stet sangt Johhannes Evangelium

da stet ein schwarz ferbrannter stok

den Segnet sie mit ihrer hant

darin verhasen hat der warme brant

heilige Maria gib den Heiligen Segen

den du den Abosteln aus lieb hast gegeben

da hilft got vater got Sohn got heiliger geist amen.

3 vater unser für die armen Selen

X. Für den Wurm

Im Namen gotes vaters und des Sohnes und des heiligen geistes amen.

Wurm ich N. beschwöre dich bei dem waren lebentigen got

der erschufen hat ale undjete gräatturen weihe in der ganzen Welt sint

Menschen aber nach seinem heiligen Ebenbilt duhrh diese ale seine Erscha-

fung küntige ich dir Wurm an

das du solst gleich und alsobalt von disem oter jenigen Leib Blut Bein Fleisch

und Mark weichen und absterben seiest du

der Blut Wurm der Fleisch Wurm der Bein Wurm der Mark Wurm der haut

Wurm der Weise wurm der Rote wurm der grüne Wurm der gele Wurm oter

der Kragt der sterbe ab

dur der holeiligsten drei Namen got vater got Sohn got heiligen geist amen. 9

vater unser 1 glauben

XI. Für das Blutstiln

Im Namen gotes vaters und des Sohnes und des heiligen geistes amen

Jerusalem Jerusalem o du grausame Noctt

Ghristus Jesus in der Noht Jerusalem sein Blutfergosen hat das stilt das blut

also solst du stil stechen gleich wie das Wosser in Jortan ist stilgestanten als

Johanes Jesus gatauft

so hilft got vater got Sohn got heiliger geist

3 mal 3 vater unser 1 glauben

XII. Für die Abzerung

Im Namen gotes vaters und des Sohnes und des heiligen geistes amen. Gelobt sei Jesus gristus Grus dich got heier dag

nim von fon mir N. die gelb Sucht Dihr Sucht und Schwarz Sucht und Abzerung

So gewis und so war wie die heilige Jungfrau Maria eine reine Jungfrau war vor der geburt in der geburt und nach der geburt So gewis helfe mir N. got vater got Sohn got heiliger geist amen. 9 vater unser I glauben für arme Selen wo gellten an abzerung

XIII. Für ein Stück fieh

Im Namen got vater

Heiliger Joahim und Anna- Anna hat geboren Maria Maria hat geboren un-

sern Herrn Jesugrist der weis was der stir N. sein Stück Vieh ist in Kopf in

schlung in Magen in gestirn

So hilf in got vater Sohn heiliger geist amen.

3. mal auch 3 vater unser

Den Texten ist zu entnehmen, dass in den Gebeten die Dreifaltigkeit (hauchhaligstö Traifoldichkait) - Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist - gleich am Anfang um Hilfe angerufen wird. Die Formeln werden auch immer in Gottes Namen beendet. In den Beschwörungen kommt oft auch das Zeichen +++ vor, diese drei Kreuze bezeichnen die Dreieinigkeit. Unten ihnen sind die Anweisungen zu lesen, wie lange und wie viele Vaterunser, Glaubensbekenntnisse oder Ave Maria gesprochen werden müssen. Die Besprechungen wurden also immer mit christlichen Grundgebeten beendet, die die heilende Wirkung des Gesundbetens verstärken sollen. Die Zahl der zu verrichtenden Grundgebete ist immer bestimmt, 3, 7 oder 9. Es gibt auch Besprechungen, nach denen die Grundgebete, meistens das Vaterunser gleich dreimal gebetet werden sollen. Für die Kranken bedeuteten diese Zahlen die Zeitdauer der gehofften Heilung, denn sie glaubten, wie jeden Tag um ein Vaterunser weniger gebetet wurde, so ließ ihre Krankheit nach.

Eine andere Gewährsperson teilte auch ein Gebet gegen Krankheit mit, dessen Text mit dem aus dem Brauchbüchlein schon bekannten Gebet für Abzehrung fast völlig übereinstimmt. Sie erlernte es von ihrer Mutter, die diese Zeilen dann sprach, wenn ihre Kinder krank waren. Während des Betens bestreichelte auch sie die schmerzenden Stellen der Kinder. Noch heute glaubt sie an die heilende Kraft folgenden Gesundgebetes:

Gelobt sei Jesus Christus!

Im Namen des Gottes, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Kriess Got tu helle Tag, (Grüß Gott, du heller Tag)

Nimm von mir, Theresia, Gelbsucht,

Schwarzsucht, Tiersucht und Abzierung, (Abzehrung)

und so wahr und gewiss,

wie die Heiligste Jungfrau,

vor der Geburt, in der Geburt,

nach der Geburt.

So wahr und gewiss,

helfe mir, Theresia,

Gott Vater, Gott Sohn,

Gott der Heilige Geist,

die hochheiligste Dreifaltigkeit,

da ich von der Abzierung befreiet werde. Amen.

Anschließend betet sie noch 3 Vaterunser, zu Jesus, Maria und Josef, zur Heiligen Familie.

 

LITERATUR

BÄCHTOLD-STÄUBLI, H. (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 1. Berlin und Leipzig 1927.

BÄCHTOLD-STÄUBLI, H. (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 3. Berlin und Leipzig 1930/31.

BONOMI, JENŐ: Az egyházi év Budaörs német község nyelvi és szokásanyagában. Tekintettel Budaörs környékére. [Das Kirchenjahr in Spruch und Brauch der deutschen Gemeinde Budaörs mit Rücksicht auf die Umgegend.] Budapest 1933.

DÖMÖTÖR, TEKLA: Volksglaube und Aberglaube der Ungarn. Budapest 1982.

DÖMÖTÖR, TEKLA: (Hrsg.): Magyar Néprajz. [Ungarische Ethnografie.] Band 7. Budapest 1990.

HUBER, TÜNDE: Tarján népesedése és társadalma a XVIII.-XX. sz.-ban. (Diplomamunka). [Die Bevölkerung und Gesellschaft von Tarian im 18-20. Jh. Diplomarbeit.] Pécs 1991.

LENGYEL, ÁGNES: Amulettként használatos XIX-XX. századi szakrális ponyvanyomtatványok. [Als Amulett benutzte sakrale Kolportagehefte aus dem 19-20. Jh.] In: Barna, Gábor (Hrsg.): "Nyisd meg, Uram, szent ajtódat...". Budapest 2001, 75-91.

MIKONYA, JÓZSEF: Tarjáni krónika. [Tarianer Kronik] Tatabánya 1992.

PÓCS, ÉVA: Szem meglátott, szív megvert. Magyar ráolvasások. [Mit dem Auge gesehen, mit dem Herz geschlagen. Ungarische Brauchtexte.] Gyula 1986.

TRESZL, ANTON: Tarian. Ein ungarndeutsches Dorf und seine Umgebung I. Komárom 1996.

TRESZL, ANTON: Tarian. Ein ungarndeutsches Dorf und seine Umgebung II. Komárom 1998.

 


  1. Mündliche Mitteilungen von Frau Theresia Rosmann.
  2. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Schatz.
  3. Mündliche Mitteilungen von Frau Theresia Rosmann.
  4. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Götz.
  5. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Schatz.
  6. Statt bestreicheln wurde in der Mundart der Ausdruck "abwischen" im Sinne von Entfernung der Krankheit verwendet. Die eigentliche Bedeutung des Brauchens ist aber aus der Standardsprache gänzlich verblasst (Bächtold-Stäubli 1927: 150). Das hieß, man wollte die Krankheit mit dem Berühren der kranken Stelle entfernen.
  7. Mündliche Mitteilungen von Frau Theresia Rosmann.
  8. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Schatz.

 

  
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