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TÜNDE CSÍK-HUBER

Volksfrömmigkeit der Deutschen in Tarian/Tarján

 

Der vorliegende Beitrag stellt sich zur Aufgabe, Äußerungen aus der bäuerlichen Religiosität im Alltagsleben der Ungarndeutschen in Tarian aufzuzeichnen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Gebete, die an Werk- und Sonntagen, in bedrängten Zeiten, in Notsituationen wie Krankheit, Seuche, Krieg usw. oder bei anderen Angelegenheiten von den Gläubigen gebetet wurden. Behandelt werden noch die gesammelten und von den deutschen Katholiken früher gern geblätterten Gebetbücher und Groschenhefte.

Während meiner Sammelarbeit habe ich viele Gespräche mit alten ungarndeutschen Frauen und Männern über ihr früheres und heutiges christliches Leben geführt. Diese Gespräche und Gebete, die als Grundlage meiner Arbeit dienten, wurden auf Tonband festgehalten und dann niedergeschrieben oder von den Gewährsleuten selbst aufgezeichnet. Meine Gewährsleute waren:

Name Geburtsjahr Beruf
Franziska Andorfer, geb. Goldschmidt 1921 Hausfrau
Maria Fülöp, geb. Treszl 1924 Köchin
Elisabeth Götz, geb. Szalczinger 1919 Hausfrau
Anna Gröschl, geb. Hartmann 1928 LPG-Mitglied
Franz Huber 1940 Maurer
Maria Huber, geb. Schatz 1943 Hausfrau
Maria Kahn, geb. Stréhli 1919 Hausfrau
Maria Porst, geb. Szalczinger 1929 Geschäftsleiterin
Theresia Rosmann, geb. Szalczinger 1921 LPG-Mitglied
Anna Stein, geb. Bruder 1923 Hausfrau
Elisabeth Schatz, geb. Huj 1922 LPG-Mitglied

Tarian befindet sich im Komitat Komorn-Gran/Komárom-Esztergom, etwa 50 km westlich von Budapest und 10 km vom Komitatssitz Tatabánya entfernt (Abb. 1, 2). Es liegt am Fusse des Gerecse-Gebirges in einem Becken, umrahmt von Wäldern und Weinbergen. Tarian ist seit dem 18. Jahrhundert eine ungarndeutsche Ortschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört noch heute zur deutschen Minderheit.

Die seit den 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts angesiedelten Kolonisten hielten anfangs ihren Gottesdienst in der hl. Anna-Kapelle am Dorfrand. Diese Kapelle steht heute nicht mehr. Im Jahre 1747 nahm Graf Esterházy die in der Dorfmitte stehende ehemalige katholische Kirche (Kirchö) von den Kalvinisten zurück und 1779 fing er an, eine neue katholische Kirche nach den Plänen von Jakob Fellner bauen zu lassen, welche am hl. Georgtag 1783 noch ohne Turm eingeweiht wurde. Der Turm wurde 1863 fertiggestellt und am 25. Oktober eingeweiht (Házunk története, 1914-68: 55) (Abb. 3).

1859 wurde der Grundstein zum Bauen einer Kapelle gelegt, die zur Ehre der Mutter Gottes Rosenkranzkapelle (Rausnkramzkapön) genannt wurde (Treszl II. 1998: 52). Nach Erzählungen stand die Jungfrau Maria schon im 19. Jahrhundert im großen Ansehen der Dorfbewohner. Diese Verehrung blieb auch über das ganze 20. Jahrhundert hindurch bedeutend. Die große Verherrlichung Maria zeigt sich auch darin, daß die Rosenkranzvereinigung bis heute lebt und wirkt. Über die Gründung und Tätigkeit des Vereins blieben keine Aufzeichnungen erhalten. Die Mitglieder nennen sich Rosenkranzweiber (Rausnkranzweiwö). Sie wechseln noch heute einmal im Monat die sog. Rosenkranzzettel (Rausnkranzzeili), welche je ein Geheimnis enthalten (Abb. 4). Bei der Bewahrung der Traditionen hatte bzw. hat noch heute die Kirche eine wichtige Rolle. Alle Ungarndeutschen im Dorf sind Katholiken. Die meisten von ihnen üben wieder aktiv ihren Glauben aus. Seit einigen Jahren wird der Gottesdienst einmal monatlich auf deutsch zelebriert, aber deutsche Kirchenlieder werden in jeder Messe gesungen. Auch das Vortragen des Christkindlspiels (Kriskindlspü) ist ein schönes Beispiel der Bewahrung der Muttersprache und der christlichen Traditionen.

Die Wichtigkeit des Glaubens und der Kirche im Leben der Dorgemeinschaft kommt auch im Gemeinde-Wappen zum Ausdruck. Der Drachen tötende hl. Georg, der Schutzpatron der römisch-katholischen Kirche, wurde als Schutzheiliger des ganzen Dorfes gewählt und in den Mittelpunkt des Wappens von Tarian gestellt. Den Hintergrund teilte man in zwei Felder: das rote Feld symbolisiert die Ungarn, das dunkelblaue die Deutschen (Treszl 1998: 47) (Abb. 5).

 

I. GEBETE

Das ganze Leben unserer Ahnen war vom christlichen Glauben durchdrungen, der Glaube spielte in ihrem Leben eine entscheidende Rolle. Aus den Gesprächen mit den Gewährsleuten stellt es sich heraus, daß sich die religiösen Handlungen der Ungarndeutschen von ihren alltäglichen Tätigkeiten nicht absonderten, das Beten war ein aktiver Teil ihrer täglichen Arbeit. Mit Absicht wird der Ausdruck „Arbeit" gebraucht, denn das Beten bedeutete für die Bauern eine jeden Tag zu erledigende Pflicht. Die Gewährsleute erzählten, daß sie sogar ohne Beten nicht einschlafen konnten bzw. können. Das Gebet fassen sie als ein „Mittel" auf, wodurch Gott und die Heiligen angerufen werden, um den Menschen zu helfen. Wer an Gott glaubt, der muß auch beten, meinen sie.

Die Gläubigkeit der Dorfbewohner offenbart sich hauptsächlich im täglichen, regelmäßigen Beten. Es konnte persönlich sein, aber auch in der Familie gemeinsam oder in der Gemeinschaft ausgeübt werden. In den ungarndeutschen Familien bildeten sich verschiedene Betgewohnheiten heraus. Es hing natürlich von der Tiefe ihrer Gläubigkeit ab, wie oft und wie viel sie an einem Tag beteten.

In den meisten Familien wurden beim Aufstehen am Morgen und vor dem Einschlafen am Abend noch im Bett in aller Ruhe und Stille Gebete vollendet. Die größeren Geschwister und die Erwachsenen sprachen ihre Gebete meistens still vor sich hin, die Kinder dagegen beteten noch laut zusammen mit ihren Müttern. Die Mütter und Großmütter hatten die Aufgabe, die Gebete von Generation zu Generation weiterzugeben. Zuerst wurde den Kleinkindern das Kreuzmachen gelehrt, dann kurze Morgen- und Abendgebete wie z. B. „Schutzengl main", später „Das Vaterunser", „Der englische Gruß" und „Der Engel des Herrn". Nach der Meinung der Gewährsleute entfaltete sich durch das gemeinsame Beten ein engerer Kontakt zwischen Mutter und Kind.

Wenn die Familie zusammen war, verrichteten sie gemeinsam Tischgebete vor und nach dem Essen. Sie standen um den Tisch herum, der Vater fing an zu beten, und die anderen sprachen ihm die Gebete nach. Bei den meisten Familien wurden an Werktagen kurze Danksagungen, sog. Stoßgebete gebetet, an Sonn- und Feiertagen achtete der Hausherr darauf, daß längere Tischsegen gesprochen werden sollten.

Außerdem verrichtete man Gebete um Hilfe bei Krankheiten, Naturkatastrophen, in allen Nöten, in bedrängten Zeiten, für reiche Ernte, für die Seelen der Abgestorbenen usw., deren schöne Beispiele in den nächsten Kapiteln behandelt werden. Man sagte auch Dank für Gottes Wohltat. Die Hilf- und Dankgebete wurden auch von den einzelnen Familien überliefert, so gab es Unterschiede, wann und welche Gebete, religiöse Handlungen erledigt wurden.

Beim Erlernen der Gebete spielte auch die Glaubenslehre in der Schule eine große Rolle. Die erlernten Gebete wurden während der Messe eingeübt. Die Kleinkinder nahm man schon sehr früh, vom 3. Lebensjahr an, zur Messe mit.

Die Gebete wurden also mündlich in der Familie überliefert oder aus Gebetbüchern (Messpiechl) gelernt. Die Gewärsleute teilten mir auch Gebete mit, die in Gebetbüchern nicht vorzufinden sind. Diese pflegten sie in der Kirche nicht zu beten, nur zu Hause wie die Morgen-, Abend- und Tischgebete, „Das goldene Vaterunser", „Unserer lieben Frau Traum" und das „Fastengebet". In der Literatur werden solche Gebete Laiengebete oder volkstümliche Gebete genannt, diese kommen im kirchlichen Gebrauch nicht mehr vor. Ein Teil der Gebete wurde im vergangenen Jahrhundert in Groschenheften verbreitet, mit ähnlichem Text wie sie heute im Volksmund leben (Dömötör 1982: 214-216).

Während der Sammelarbeit hörte ich mir viele Gebete an, diese verrichteten die Frauen meistens sitzend, mit zum Gebet gefalteten Händen, und mit einem Rosenkranz in der Hand. Einige versuchten die Gebettexte schön, verständlich und an die Standardsprache angepaßt zu artikulieren, andere eher so, wie sie es in ihrer donaubairischen Mundart erlernten. Störte man sie, dann konnten sie das Gebet nicht mehr weitersagen, sondern sie fingen immer von vorne an.

Eine Gewährsperson erbte von ihrer Mutter ein farbiges Heftlein mit der Überschrift: „Fromme Gebete der christlichen Seele zu Gott und jenen Heiligen, denen die Tage der Woche geweiht sind". Es enthält je ein Gebet für den entsprechenden Wochentag und das „Vaterunser". Meine Gewährsfrau betet auch heute noch regelmäßig ein dem betreffenden Tag entsprechendes Gebet aus dem Heft. Beim Beten muß sie das Büchlein in der Hand halten, sonst kann sie - nach ihrer Erzählung - nicht ruhig beten. Am Montag verrichtet sie ein Gebet zum Schutzengel, am Dienstag zur hl. Anna, am Mittwoch zum hl. Josef, am Donnerstag zum Heiligsten Sakrament, am Freitag zum Heiland, am Samstag zur Heiligen Jungfrau und am Sonntag zu der heiligsten Dreieinigkeit (Abb. 6 a-e). Diese Heiligen werden um Fürbitte bei Gott angesprochen. Auch die ungarischen Katholiken widmeten früher diesen Heiligen die Wochentage (Dömötör 1990: 394).

Es gibt Festzeiten im christlichen Kirchenjahr, wo die Gläubigen neben ihren gewöhnlichen Tagesgebeten auch andere Andachtsübungen verrichten, so ist es auch in der Fastenzeit. Jeden Freitag, vom Aschermittwoch bis zur Jesu Auferstehung, wurden früher in den meisten Familien gemeinsam vor einem Kreuz oder Bild kniend zu Hause, wenn die Glocken am Abend zum Beten riefen, Fastengebete gebetet. Meistens wurden die folgenden Gebete verrichtet: „Unserer lieben Frau Traum", „Das goldene Vaterunser" und das „Fastengebet". Das Letzterwähnte kann man sowohl vor dem heiligen Grab am Karfreitag als auch jeden Freitag beten; manche Gläubigen verrichten dieses Gebet jeden Tag. Es kann dazu noch ein Gesetz vom Rosenkranz gebetet werden. Diese Gebete, in denen das Leiden Christi und der mütterliche Schmerz Mariens im Mittelpunkt stehen, wurden von den Gewährsleuten immer als die „schönsten Gebete" empfunden. Man betet in der Fastenzeit auch längere Gebete, wie z. B. „Das bittere Leiden und Sterben Jesus und Maria" aus einem alten Groschenheft (Budapest, 1894, K. Rózsa und Frau) (Abb. 7).

Im Folgenden werden Gebete, die leider nur wenige ältere Frauen kennen und noch heute beten, bekanntgegeben. Alle drei Gebete sind auch in längst nicht mehr gelesenen Groschenheften vorzufinden, aber die in Tarian gesammelten Varianten sind viel kürzer, was vermutlich mit der mündlichen Überlieferung der Gebete von Generation zu Generation zu erklären ist.

Fastengebet

Wie mein Jesus is auften heiligen Ölberg gegangen,

fang er Blut zu schwitzen an.

Er ist über den Garten Seraf gegangen, haben ihn die Juden gefangen.

Sie führten ihn hinaus in das Richterhaus.

Von das Richterhaus führten sie ihn wieder mit Schand und Spott

heraus. Sie drückten ihm die tornende Krone auf das Haupt, daß das

Blut floss heraus. Es floss herab, über sein heiliges Angesicht.

Jesus sprach: Meine Wangen sind bleich vom harten Backenstreich.

Mein heiliges Kreuz drücket mir meine Wunden so tief, alle bluten,

die große und die kleine, die gestoßene und die geschlagene,

alles ,was mir die Juden angetan haben.

Jesus sprach: Haite ist Freitag, halte ist mein heiliger Tag,

halte fängt sich mein bitteres Leiden und Sterben an.

Wain (wenn) nur ein einziger Mensch auf Erden wäre,

der mein bitteres Leiden und Sterben alle Freitag betrachtet,

dem will ich geben eine goldene Kron,

dem will ich geben drei Seelen zu erlösen:

zum erschtens seinen Vater,

zum zweitens seiner Mutter,

zum drittens sein arme Seele söbst (selbst).

Dem will ich geben zu wissen drei Tage vorher seinen Tod.

Jesus hängt drei Stunden lewendig am Kraiz,

er wandet sein heiliges Haupt hin und her,

kein Ort zum Rast fand er nicht mehr.

Maria sach undö tem Kraiz (sah unter dem Kreuz),

sach (sah) ihren geliebten Sohn,

sein bitteres Leiden und sterben an.

Dann spricht Jesus: „Johannes, ach liebster Diener mein!

Nimm meine Mutter bei ihre rechte Hand,

und führe sie weit vom Kraiz hindan,

damit sie nicht siehet mein bitteres Leiden und Sterben an."

Dann spricht Johannes: „ O Herr, das will ich auch gerne tun,

ich will sie nehmen bei ihre rechte Hand und will sie trösten,

wie ich kann.

Ich will sie trösten, wie Vater und Mutter tröstet sie."

Maria hört den Hämmerlein klingen von ihm Herz liebstes Kind.

Das erschte ist der Baum, der zweite ist der Ast,

mein Kind hat keine Ruh und kein Rast.

Sonne und Mond verlieren den Schein,

alle Glocken lassen das klingen sein.

Die ganze Welt ist sehr betrübt

um Jesum Christum unsern Herrn. Amen.

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

Unsre liewe (unserer lieben) Frau Traum

Als die Heilige Jungfrau Maria auf dem Ölberg eingeschlafen war, kam ter Sohn Gottes und liewer Engel und sprach: Meine allerliebste Mutter, schlafest oder wachest? Sie sprach: Ich hab' geschlafen, du hast mich erweckt. Ich habe gesehen, als wärest du im Garten gefangen, mit Stickö (Stricken) gebunden, mit Kaisl (Geisel) geschlagen. Jesus sprach: Meine allerliebste Mutter! Es ist dir ein wahrhaftiger Traum vorkommen.

Wer dieses Traumes Gedanken bei sich tragt (trägt), ter werd ned (der wird nicht) plötzlich sterben; ter werde ned ohni heiliges Sakrament aus dieser Welt scheiden. Ich und meine Mutter wem bei seinem letzten Ende sein seine Seele in das Himmelreich einführen. Amen.

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

Das goldene Vaterunser

Das goldene Vaterunser viel zu berichten und zu bedenken, wie Gott und

unsere liebe Frau, in Lieb und Leid, voneinander geschieden sind.

Mein liebster Sohn Jesus! Was wirst du sein am heiligen Palmsonntag ?

Da werd' ich ein großer König sein; werd' ich einreiten in Jerusalem;

werd'  ich  predigen   und  lehren;  das   Volk  wird meinen   Glauben

annehmen, aber nicht alle.

Drittens: Mein liebster Jesu! Was wirst du sein am heiligen Montag?

Dann werd' ich schwach und krank sein, niemand werde ich haben,

niemand werd' mir helfen mich zur Kirche tragen.

Viertens: Mein liebster Jesus! Was wirst du sein am heiligen Dienstag ?

Dann werde ich ein Wundersmann sein, und werde ich wandern von

einer Stadt zur andern, werde ich keine Nacht schlafen, eine wie, die

andere.

Mittwoch: Was wirst du sein am heiligen Mittwoch?

Dann werd' ich auf den heiligen Ölberg steigen, werd' ich nicht wissen

wohin, werd' ich geführt von einem Richter zum andern, von Annas zu

Kaipas, von Pontius Pilatus zum Hemdes.

Was wirst du sein am heiligen Gründonnerstag ?

Dann  werde  ich  verkauft werden  von den falschen Judas mit 30

Silberlingen.

Was wirst du sein am heiligen Karfreitag?

Dann werde ich an ein hohes Kreuz geschlagen, drei scharfen Nägel

durch meine Hände und Füße geschlagen, dann wird Einer kommen mit

einem Speer, und wird meine Seite öffnen, daraus wird Blut und Wasser

fließen, danach wird mir Gott zwei Boten senden, der heilige Johannes,

der heilige Josef werden mich herunternehmen, und in deinen heiligen

Schoß erlegen. Mit deinen heiligen Augen wirst du mich anschauen, mit

deinen heiligen Tränen wirst du mich abwaschen, mit deinen heiligen

Haaren wirst du mich abtrocknen, und danach werde ich liegen bis am

Samstag um die Feschpezaid (Vesperzeit), alle Messen, die am Samstag

gehalten werden, und alle kleinen Kinder, die in der Wiege verschieden

sind, sind auch deine.

Liebster Sohn Jesus was wirst du sein am heiligen Karsamstag?

Dann werde ich im tiefen Grab sein, dann werde ich liegen bis auf den

heiligen Ostertag, dann werde ich wieder auferstehen, und werde ich die

Altväter erlösen, und werde sie nehmen bei ihrer rechten Hand, führe

ich sie in mein Vaterland, und sollen sie leben alle zugleich in ewiger

Freude und Seeligkeit.

Darauf tat die Maria Mutter Gottes sprechen: wenn sie einen einzigen

Menschen auf der Erde hätte, der ihr das goldene Vaterunser ein, zwei

oder dreimal betete, der möchte ihr liebes Kind bitten bei Gott um seine

Seele zu lösen, er wolle ihm gewähren, was er auf Erden tat bitten und

begehren. Amen.

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

 

DER TAGESABLAUF IM BÄUERLICHEN ALLTAGSLEBEN

Die Werktage verlaufen heute ganz anders als früher, vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Lebensform der Menschen, die alltäglichen Sitten und Bräuche, die Arbeitsmodelle veränderten sich stark in den letzten 50 Jahren. Da sich die Ungarndeutschen in Tarian besonders mit Landwirtschaft beschäftigten, hing auch ihr Leben und ihre Arbeit eng mit den vier Jahreszeiten zusammen. Daraus ergab sich, daß der Tageslauf der Werktage im Winter anders als im Sommer verlief, da in dieser Zeitspanne die Bauern mehr Zeit hatten.

Der Glockenklang erweckte die Leute im Sommer um 5 Uhr, im Winter um 6 Uhr (außer der Adventszeit) und rief in katholischen Gegenden zum Beten des Gebets „Der Engel des Herrn". Der Tag begann für die Bauern im Winter zwischen halb 6 und 7 Uhr, im Sommer, besonders in der Erntezeit, schon um 4 Uhr in der Früh. Der Tag wurde immer mit Gebeten angefangen, niemand versäumte zur Stunde des Aufstehens zu beten (petri). Im Bett gab es die beste Möglichkeit dazu. Zuerst wurde das Kreuz gemacht, dann hat man angefangen zu beten. Die meist gesprochenen Gebete am Morgen waren „Der Engel des Herrn" (Jer Engl teis Herrn), „Das apostolische Glaubensbekenntnis" (Klaum Kaut Fodö), „Das Gebet des Herrn" (Fodöumsö), „Das Ave Maria" {Ave Maria), also die katholischen Hauptgebete und ein Morgengebet. Eine Gewährsperson erzählte, ihre Familie hatte jeden Morgen all diese Gebete gesagt. Viele sprachen nur je eines von diesen, meistens Den Engel des Herrn und noch ein Morgengebet dazu. Eine andere Gewährsperson fängt am Morgen ihr Beten mit einem Gesetz vom Rosenkranz {Kseitzlfö Rausnkramz) an und setzt es mit „Der Engel des Herrn" fort. In dieses Gebet schließt sie auch ihren verstorbenen Mann ein und spricht für seine Seele „zu dem lieben himmlischen Vater und dem gekreuzigten Herrn Jesus Christi, der für uns am Kreuz gestorben ist und unserer lieben Maria, Mutter Gottes, die sie die ganze Nacht beschützt hat und zur hochheiligsten Dreifaltigkeit" ein Vaterunser und ein Gegrüßet seist du, Maria.

Wie schon erwähnt, hatten die Mütter oder die Großmütter die Aufgabe, den Kindern Gebete beizubringen. Schon früh begannen sie morgens und abends mit ihnen zu beten, meistens noch im Bett. Den Kindern lehrten sie kürzere Gebete, wie z. B. folgendes beliebtes Morgengebet, das sowohl morgens als auch abends verrichtet werden konnte:

Schutzengl main,

Tritt in main Herzl ain,

Plaib pai mir Tog und Nocht,

Kib auf maini arme Sole ocht,

Kaut is mai Vodö,

Ie pin seü Kind,

Vözaih mir oli maini Sind. Amen.

(Schutzengel mein,

Tret in meinHerz 'nein,

Bleib" bei mir Tag und Nacht,

Gib auf meine arme Seele acht.

Gott ist mein Vater

Ich bin sein Kind,

Verzeih mir alle meine Sünden.)

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

Das Gebet kann auch mit diesen Worten beendet werden:

O, Herr Jesus, gelebe ich,

O, Herr Jesus, gesterbe ich,

O, Herr Jesus, tann pin ie taud

unt lewendich. Amen.1

(O, Herr Jesus, lebe ich,

O, Herr Jesus, sterbe ich

O, Herr Jesus, dann bin ich tot

und lebendig. Amen.)

Wenn dieses Gebet am Abend gesprochen wurde, beendete man es mit folgenden Worten:

In Kautes Jesus Namö pin ie schlofökange

(In Gottes Jesus Namen bin ich schlafen gegangen).

Ein Morgengebet zu den drei Engeln, das man schon als Kind lernte, lautet:

In Kauts Jesus Namö pin ie aufistanö,

(In Gottes Jesus Namen bin ich aufgestanden,

Trai Engl, tei wu mi waisn,

Tei erschti, tei wu mi weist,

Tei zweiti, tei wu mi speist,

Tei tritti, tei wu auf mi aufpasst,

Teis mit maini Sole seü

nix possien. Amen.

drei Engel, die mir weisen,

der Erste, der mir weist,

der Zweite, der mir speist,

der Dritte, der auf mich aufpaßt,

daß mit meiner Seele soll

nichts passieren. Amen.)

(Frau Elisabeth Götz, 2001)

Die Erwachsenen verrichteten die Morgen- und Abendgebete meistens still. Die Eltern (besonders die Männer) hatten wenig Zeit am Morgen, sie versuchten ihr Beten schneller, das heißt mit einem Vaterunser, Dem Engel des Herrn oder einem Morgengebet zu erledigen.

Natürlich hatten die älteren Leute mehr Zeit zum Beten. Sie verrichteten auch längere Gebete.

O Gott, du in dieser Nacht,

So väterlich für mich gewacht;

Ich lob' undpreise dich dafür,

Und dank'für alles Gute dir.

 

Bewahre mich auch diesen Tag

Vor Sünde, Tod und jeder Plag';

Und was ich denke, red' und tu',

Das segne, bester Vater, du!

 

O Engel Gottes, steh mir bei

Und halte mich von Sünden frei;

An diesem Tag, ich bitte dich,

Erleuchte, schütz' und leite mich.

 

Maria, bitt an Gottes Thron

Für mich bei Jesus, deinem Sohn,

Der hochgelobt sei allezeit

Von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

(Frau Maria Kahn, 2001)

Viele Gläubigen verrichteten auch längere Gebete aus den Gebetbüchern, sie riefen nicht nur Gott, sondern auch die Heilige Mutter Gottes, den Heiligen Schutzengel, die Heilige Dreifaltigkeit, die Namenspatronen oder denjenigen Heiligen, dessen Name an diesem Tag im Kalender steht, an. Entnommen hat man die Gebete meist den Gebetbüchern „Großer goldener Himmel-Schlüssel (Budapest, 1907: 22-24), „Der mittlere goldene Himmel-Schlüssel" (Budapest, 1875: 10 f.).

Früher gab es jeden Tag in der Woche einen Gottesdienst. Der Beginn der Messe (Mess) hing auch von der jeweiligen Jahreszeit ab. Im Sommer (Summö) hat sie um 7 Uhr begonnen, im Herbst (Hiext) morgens um halb 8, vom November an um 8 Uhr. Die Morgenmesse wurde von den älteren Frauen fast jeden Tag besucht, besonders in bedrängten Zeiten, wie z. B. im Krieg oder bei trockenem Wetter.

In der Adventszeit (Aadfent) wurde die Messe morgens früher gehalten, sie begann um 6 Uhr. Heute gibt es keine Rorate (Oraadi) mehr. Die Rorate besuchten die Dorfbewohner gern, sie standen zeitig auf, da sich keiner verspäten wollte. Früher mußten auch die Kinder mit den Eltern zur Kirche gehen; schlechtes Wetter bedeutete kein Hindernis. Eine Gewährsperson erzählte, als ihr Sohn noch als junger Bursche ministrierte, hätte er die Rorate auch bei größtem Schnee nicht versäumt. Damit folgten sie, wie so oft, einem ungeschriebenen Gesetz, nämlich, daß aus jedem Haus jemand an der Rorate teilnehmen mußte. Der Pfarrer zelebrierte diese Messe wie die sog. große Messe (krausi Mess) mit Predigt, danach gingen die Dorfbewohner nach Hause und setzten sich zum Frühstückstisch. Nach dem Frühstück gingen die Schulkinder in die Schule, die Erwachsenen verrichteten Witerarbeiten. Vorher nahmen sie wieder Weihwasser aus dem Weihkessel, machten ein Kreuz „im Namen des Gottes und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen", damit ihre Arbeit gesegnet wird.

Vom 6. bis zum 12. Lebensjahr waren die Kinder schulpflichtig. Von Montag bis Samstag gab es in der Schule Unterricht. Die meisten Schulkinder mußten schon nach 7 Uhr von zu Hause weggehen. Manche gingen noch vor dem Unterricht in die Kirche hinein, wenigstens um ein Vaterunser zu beten. Wer wollte, der konnte morgens auch an der Messe teilnehmen. Der Unterricht begann um 8 Uhr. Als der Lehrer das Schulzimmer betrat, mußten die Schüler aufstehen und den Lehrer mit dem christkatholischen Gruß „Gelobt sei Jesus Christus" (Kö lopt so Jesus Kristus) empfangen. Der Lehrer antwortete: „In Ewigkeit. Amen." Dann beteten sie zusammen „Das Vaterunser" und „Das Glaubensbekenntnis". Später wurde ungarisch gegrüßt und gebetet. Es hieß:

Hiszek egy Istenben,

Hiszek egy hazában,

Hiszek egy isteni örök igazságban,

Hiszek Magyarország feltámadásában. Amen.

Seit 1935 wurde noch ein kurzes Gebet hinzugefügt. Es lautete so:

Csonka Magyarország nem ország,

egész Magyarország Mennyország. (Mikonya 1992: 59)

In der Zwischenkriegszeit wurden diese kleinen Gebete von der damaligen ungarischen Regierung zu beten verordnet. Die meisten Gewährspersonen lernten in der ersten und zweiten Klasse nur deutsch. In der ersten Klasse beherrschten die Kinder die ungarische Sprache noch nicht, so lernten sie zuerst deutsch lesen, rechnen, schreiben und singen, besonders Kirchenlieder wurden geübt. Dreimal in der Woche hatten sie je eine Stunde Religionsunterricht in deutscher Sprache, der von dem Geistlichen (Kaistlichö) gehalten wurde. Diese Stunde war meistens vormittags von 10 bis 11 Uhr. Wer von den Jungen im Katechismus fleißig war und keine Messe ausließ, der durfte ministrieren.

Im Winter, wenn die Erwachsenen auf dem Feld nichts zu tun hatten, aß die ganze Familie immer zusammen zu Mittag. Vor dem Mittagmahl (Midogmoi) wurde in jeder Familie gebetet, es gab Familien, in denen nur ein „Vaterunser" oder „Der Engel des Herrn" gesagt wurde, manche verrichteten Tischgebete vor und nach dem Essen. Man stand vor dem Tisch, machte das Kreuzzeichen und fing an zu beten.

Die folgenden Tischgebete waren in Tarian bekannt:

O Herr, wir wollen essen,

Gott und Herr nicht vergessen,

unser Lob und Dank

zu Speis und Trank,

sage in der Not,

Komm uns zur Hilfe. Amen.

(Frau Anna Gröschl, 2001)

O Gott, von dem wir alles haben,

wir preisen dich für deine Gaben.

Du speisest uns, weil du uns liebst,

o segne auch, was du uns gibst. Amen.

*

Komm, Herr Jesu, sei uns Gast,

und segne, was du uns bescheret hast. Amen.

(Frau Anna Stein, 2001)

Alle Augen warten auf dich, o Herr,

und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.

Segne uns und diese Gaben,

die wir von dir empfangen haben.

Vaterunser... Amen.

(Erhebet die Herzen 1936: 9)

 

Deine Kinder willst du laben,

Bester Vater: wir sind dein.

Segne uns und diese Gaben,

Lass uns dir empfohlen sein.

*

Segne uns, o Herr und diese deine Gaben,

die wir von deiner Güte jetzt empfangen werden.

Durch Christum, unsern Herrn. Amen. — Vaterunser

(Frau Maria Kahn, 2001)

O Herr Jesus, sei uns Gast,

segne, was du uns gegeben hast. Amen.2

Oder man fing mit dem Vaterunser an und zum Schluss sagt man:

Wir tankö tir liewe Kautfir Spaisö unt Trank.Amen.

(Wir danken dir lieber Gott für Speisen und Trank. Amen.)

Oder:

Kaut sai Tang fir ti Spaisö. Amen.3

(Gott sei Dank für die Speisen. Amen.)

Die folgenden Danksagungen wurden nach dem Essen vollendet:

Wir danken dir, allmächtiger Gott,

für alle deine Wohltaten, der du lebst und regierst von

Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

*

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,

daß du unser Gast gewesen bist.

Errette uns aus aller Not,

du bist das wahre Lebensbrot. Amen.

*

Dir sei, o Gott, für Speis und Trank,

für alles Gute Lob und Dank.

Du gabst, du willst auch künftig geben,

dich preise unser ganzes Leben. Amen.

(Frau Anna Stein, 2001)

 

Liebster Gott für Speis und Trank,

Sagen wir dir Lob und Dank;

Gib, daß wir dir freudig dienen

Unser ganzes Leben lang. Amen.4

Gott dankte man auch beim Brotanschneiden. In manchen Familien ist es noch heute üblich, bevor sie ein Laib Brot (Praud) anschneiden, machen sie mit der Messerspitze drei kleine Kreuzchen (Kraizl) auf dem Brot. Das Brot als „heiliges" Hauptnahrungsmittel durfte nicht auf die Rückseite gelegt werden, denn es wäre dadurch entweiht, sagt der Volksmund.

Nach dem Mittagmahl mußten sich die Schulkinder beeilen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Die Glocke rief die Schüler wieder zum Unterricht: „Schuikind, tumi di, kum kschwind!" {Schulkind, tummle dich, komm geschwind!) Um 13 Uhr begann der Nachmittagsunterricht und dauerte bis 16 Uhr. Wer früher zurückkam, mußte sich in die Bank setzen, laut das „Einmaleins" sagen und so auf den Lehrer warten. Nach dem Unterricht verabschiedeten sich die Schüler wieder mit „Gelobt sei Jesus Christus", und der Lehrer antwortete darauf: „In der Ewigkeit. Amen." Samstags wurde der Unterricht früher beendet, so auch jeden Freitag in der Fastenzeit (Fostn). In der Fastenzeit wurden die Schulkinder in eine Doppelreihe gestellt, und sie gingen mit dem Lehrer zusammen einige Minuten vor halb 3 in die Kirche, um an der Litanei teilzunehmen.

Die Gewährsleute berichteten darüber, als sie noch Kinder waren, mußten sie in der Fastenzeit nachmittags jeden Tag eine Stunde lang beten. Ihr Vater verlangte es streng von ihnen. Die ganze Familie kniete vor dem kleinen Hausaltar und betete neben den Grundgebeten auch das Fastengebet.

Das Abendläuten (Kepetlain ,Gebetläuten') war ein Zeichen für das Ende des Tages. Mit „Gelobt sei Jesus Christus" zündete man die Petroleumlampe an. Das Abendläuten rief die Gläubigen zum Beten, im Winter um 6 Uhr, im Sommer um 8 Uhr. Der Volksmund behauptete, zu dieser Zeit sollte ein tüchtiger Christ mindestens ein Gebet verrichten, meist das Gebet „Der Engel des Herrn". Es gab Häuser, wo die Mütter mit den Kindern laut zusammen beteten. Bevor die Gläubigen schlafen gingen, bespritzten sie sich mit Weihwasser, bekreuzigten sich, um ruhig schlafen zu können. Im Bett liegend verrichteten sie meistens noch Abendgebete, u.a. die folgenden:

Komm mein Jesus zum Beschluß,

wenn ich zeitig sterben muß.

Wenn mich alle Welt verläßt,

halt mich doch mein Jesu fest.

O Jesu, Jesu, spann mich aus,

fiehr mich in das Himmelhaus,

schick mir einen Engelwagen,

daß ich kann zu Jesu fahren.

Mein Braidigam hab' ich schon,

der ist Jesus Christus Gottes Sohn,

der wird mich in den Himmel führen

und mein Grab mit Rosen zieren.

Ach, wie schön wird das sein,

wenn wir werden bei Jesus sein.

Am heiligen Karfreitag,

da kamen die Juden gegangen,

mit Sticken gebunden, mit Geisel geschlagen,

da bluten ihm die heiligen fünf Wunden.

So betet dieses Gebetlein zu Erlösen der armen Seele im Fegfeuer!

Amen.

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

Das Ende des Gebetes hatte auch folgende Variante:

Mit Blut überronnen, mit Blut überschwommen,

die Hölligste verschlossen, des Fegfeuers ausgossen,

wer dieses Gebetlein beten kann,

sprich alle Tage nur einmal an,

der wird erlösen drei arme Seelen (immer andere Personen von den

Verwandten nennt sie), für die niemand mehr petn tuid fbeten tutj.

Herr, erlöse ihre Sünden

Und nimm sie auf in das Himmelreich! Amen.

(Frau Maria Porst, 2001) Ein anderes Abendgebet:

Bevor ich mich zur Ruhe geb',

zu dir, o Gott, mein Herz ich heb'.

Ich sage Dank für jede Gab'

die ich von dir empfangen hab'.

Hab 'ich heute missfallen dir,

so bitt' ich dich, verzeih' es mir.

In deine Wunden schließ mich ein,

so schlaf ich keusch rein. Amen.

(Frau Anna Stein, 2001)

Dieses Gebet in einer anderen Variation:

Bevor ich mich zur Ruh' begeb',

Zu dir, o Gott, mein Herz ich heb',

Und sage dank für jede Gab',

Die ich von dir empfangen hab'.

Und hab' ich heut' missfallen dir,

So bitt' ich dich, verzeih es mir!

Hilf, meine Sünden zu bereu 'n,

Von jetzt an alles Böse scheu 'n.

Ich schließe froh die Augen zu,

Schutzengel, wache, wenn ich ruh'.

Maria, liebste Mutter mein,

Laß mich dir anempfohlen sein.

O süßer Heiland, Jesus Christ,

Der du mein Gott und alles bist,

In deine Wunden schließ mich ein,

Dann schlaf ich ruhig, keusch und rein. Amen.

(Frau Maria Kahn, 2001)

Weitere Abendgebete, die von den Gewährspersonen gerne gebetet wurden:

Gautes Jesus Namö pin i

schlofökange.

usre liewi Frau Namö

Unsre liewi Herr Gaut,

Pluod Christi

mocht uns rein von alln Sinden.

Amen.

(Gottes Jesus Namen bin ich

schlafen gegangen.

Unserer lieben Frau Namen

unser lieber Herr Gott,

Blut Christi

macht uns rein von allen Sünden.)

(Frau Elisabeth Schatz, 2001)

Gautes Jesus Namö

schei schlofö kange,

vierze Engli mitwegange,

zwa zu Hauckl, zwa zu Fuisl,

zwa aufte rechti Sein,

zwa aufte lingi Sein,

zwa tan mie teckn,

zwa tan mie weckn,

zwa tan mie waisen

pis in himmlischn Paradies.

Amen.

(Gottes Jesus Namen

schön schlafen gegangen,

vierzehn Engel mitgegangen,

zwei zu Hocken, zwei zu Füßen

zwei auf der rechten Seite,

zwei auf der linken Seite,

zwei tun mich decken,

zwei tun mich wecken,

zwei tun mich weisen

bis ins himmlische Paradies

Amen).

   

Haidigi Nocht, olli Nocht,

Gaut is mö Vodö,

im pin sei Kind,

Verzai mie olli mainö Sind,

tie klani, wie tie krausi,

tie kschtauchini wie tie kaudi,

so petn wir tas kepet oli Tog

fir unsre oimi Söle.Amen.

(Heutige Nacht, alle Nacht,

Gott ist mein Vater,

ich bin sein Kind,

verzeih mir alle meine Sünden,

die kleinen sowie die großen,

die gestochenen sowie die gehauten,

so beten wir das Gebet jeden Tag

für unsere arme Seele. Amen.)

(Frau Franziska Andorfer, 2001)

Bevor man schlafen ging, konnte noch folgendes Gebet verrichtet werden:

Ich leg mich nieder zwischen Tag und Nacht,

es segne mich die heilige Gottes Kraft,

es segne mich die Himmelskönigin,

es segne mich das heilige Kreuz,

ist neunmal gesegnet und neunmal geweiht,

es segne mich der heilige Veit,

er wird mich wecken auch zur rechten Zeit,

es segne mich der heilige Sebastian,

von Pestilenz wollest mich behüten du heiliger Mann,

es segne mich der heilige Florian,

behüte mich vor Wassernot und Feuersflamm,

es segne mich Herr Jesu Christ,

der Tag und Nacht bei mir ist,

es segne mich Himmel und Erde,

bis es wieder Morgen und Tag werde. Amen.

Bete drei Vaterunser, drei Ave Maria und einen Glauben.

(Ein sehr schöne Morgen und Abendsegen, Nr.24)

Nach diesen Gebeten bekreuzigten sich die Tarianer und legten sich schlafen. Mit dem Bewußtsein, ihre Pflicht getan zu haben, schliefen sie ein.

Der Sonntag galt als Ruhetag, am „siebenten Tag" durfte man nur die notwendigsten Arbeiten verrichten (die Haustiere füttern, das Essen zubereiten usw.), die Frauen durften nicht waschen, nähen, man fürchtete sich vor Gottes Strafe; es wurde gesagt: „Tei kaut werd ten bestrofn" (Der Gott wird den bestrafen).

 

GEBETE ZU DEN MEIST VEREHRTEN HEILIGEN

Neben den täglichen Gebeten sprach man früher auch in den Notsituationen des menschlichen Lebens viele Gebete. Die Dorfbewohner wandten sich mit all ihren Anliegen an Gott. Schwebte ihr Leben, ihre Existenz oder Gesundheit in Gefahr, vertrauten sie sich ihm an. Mit Hilfe der Gebete versuchte man Beruhigung zu finden und Kraft zum Weiterleben zu schöpfen. Das Bitten und Fürbitten der Einzelperson zu Gott, Maria und zu den anderen Heiligen gehörten unbedingt zum christlichen Leben. Im Falle einer Krankheit oder in dringenden Nöten wie in Kriegs-, Hungersoder Sterbenot wurden meistens die Grundgebete wie Vaterunser, Ave Maria, Der Engel des Herrn, Das Glaubensbekenntnis und das Rosenkranzgebet gebetet. In solchen Schwierigkeiten wurden aber nicht nur bei Gott Hilfe und Trost gesucht, sondern bei den Heiligen. Man bat sie um ihre Fürsprache bei Gott, damit er bei unterschiedlichen Angelegenheiten des Betenden Hilfe leistet.

Die meist verrichteten Gebete zu den Fürsprechern sind in den Gebetbüchern oder Groschenheften vorzufinden. Da sie nur gelegentlich gebetet wurden, sprach man sie im allgemeinen nicht auswendig. Sie konnten den täglichen Morgen- und Abendgebeten hinzugefügt oder vor einem Heiligenbild oder einer Statue verrichtet werden. Man kniete und betete oft vor dem kleinen Hausaltar im Wohnzimmer, und nach der Bitte oder Fürbitte versprach man Gott und den Heiligen etwas für den Fall, wenn sie den Betenden in seinem Leiden erhörten. Die Art der Versprechungen hing natürlich von der betreffenden Person ab. Man konnte der Kirche Geld, zum Heiligen Grab Blumen oder 2 große Kerzen opfern. Es gab auch solche, die eine Altardecke oder eine Kirchenfahne spendeten. Wenn jemand ein großes Anliegen hatte, pilgerte man zu einem Wallfahrtsort, um Gott und die liebe Maria um Schutz und Hilfe zu bitten. Man versprach, nächstes Jahr diesen Ort wieder aufzusuchen. Die meist besuchten Wallfahrtsorte waren Heiligenkreuz/Pöliföldszentkereszt, Maria Einsiedel/Máriaremete, Groß-Mariazell/Mariacell und Klein-Mariazell/Celldömölk.

Unter den Heiligen wurde die Jungfrau Maria von den Gewährspersonen meist erwähnt und verehrt. Besonders ihre Mutterschaft und ihren mütterlichen Schmerz hob man hervor. Es wurde bzw. wird jeden Tag um ihre Fürbitte gebetet. In allgemeiner Not oder im Falle eines konkreten Anliegens verrichtetet man das Gebet Zu Maria Hilf in jeglicher Not aus dem Gebetbuch Erhebet die Herzen (1936: 254 f.).

Zu Maria wurde besonders im Oktober, in dem ihr gewidmeten Monat, gefleht. Im Rosenkranzmonat versammelten sich die Rosenkranzfrauen jeden Abend von Montag bis Samstag in der Kirche, um das Gebet des heiligen Rosenkranzes gemeinsam zu beten. Montags fingen sie das Beten mit dem „freudenreichen Rosenkranz" an, dienstags setzten sie mit dem „schmerzhaften" fort und mittwochs mit dem „glorreichen".

Die große Mariaverehrung im Oktober brachte man auch in der Prozession zur Rosenkranzkapelle zum Ausdruck. Am ersten Oktobersonntag gingen die Tarianer mit Fahnen von der Kirche zu dieser Kapelle, wo Maria zu Ehren eine Messe gehalten wurde. Die Rosenkranzfrauen kamen hier auch im Sommer oft zusammen. Früher gab es auch andere Formen des Marienkultes im Dorf z. B. die Herbergsuche vor Weihnachten.

An die hl. Anna, den hl. Josef und den hl. Antonius von Padua wurden bzw. werden noch heute Gebete für das selige Ende des Betenden gesprochen. Im Gebet der Älteren trat bzw. tritt die Vorbereitung auf das Sterben in den Vordergrund. Man verrichtete bzw. verrichtet jeden Tag ein Gebet um eine glückliche Sterbestunde zum hl. Josef, zum hl. Antonius und zur hl. Anna aus dem Gebetbuch Mittlerer Himmel-Schlüssel (1913: 208 ff.).

Der hl. Antonius wurde bei anderen Angelegenheiten auch angebetet. Man erzählte, wenn man einen Gegenstand verloren oder nicht gefunden hat, rief man den hl. Antonius an, damit er den gesuchten Gegenstand wiederfinden läßt. Es wurden an ihn ein oder zwei Vaterunser und ein anderes Gebet vor der auf dem Hausaltar stehenden, kleinen Antonius-Statue gerichtet (vgl. Mittlerer Himmel-Schlüssel 1899: 143). Handelte es sich um einen wertvollen Gegenstand, so suchte man die Statue des hl. Antonius in der Kirche auf, neben den Gebeten huldigte man ihm mit Geld. Nach der Erzählung meiner Informanten habe der hl. Antonius in einigen Stunden geholfen.

Ein Krankheitsfall in der Familie bedeutete immer eine Gelegenheit zum Beten. Bei den Dorfbewohnern waren viele Gebete gegen Krankheiten bekannt. Die Kranken beteten um ihre eigene Gesundheit verschiedene Gebete z. B. ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis, ein Ave Maria und noch ein Krankengebet aus dem Gebetbuch Erhebet die Herzen (1936: 274). Die hl. Maria wurde auch in solchen Situationen angesprochen. Man betete den vollständigen Rosenkranz und fügte hinzu: „Ich bitte dich, erhöre mein Gebet und befreie mich von dieser Krankheit. Amen." Es gab auch Menschen, die sich an den Schutzengel oder an den Namenspatron in ihrer Krankheit wandten. Gebettexte hat man dem Gebetbuch Königliche Hals-Zierde entnommen (1848: 261f). Man betete nicht nur selbst, sondern die Familienangehörigen baten auch Gott und die Heiligen um Hilfe bei der Überwindung der Krankheit. Sie sprachen den Rosenkranz und auch Gebete für den Kranken aus den Gebetbüchern Erhebet die Herzen (1936: 273 f.) und Mittlerer Himmel-Schlüssel (1913: 207). Am Ende des Betens fügte man folgendes hinzu: „Herr, erhöre uns, befreie sie/ihn von der Krankheit. Amen." Ging es um einen Schwerkranken, wurde auch in der Litanei um ihn zu Gott gefleht. Drei Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Opfergebet wurden um ihn und alle abgestorbenen Seelen gesprochen. Die Gläubigen beteten zum mitleidigen Jesu und baten ihn um Erbarmung: „Befrei ihn von seiner Krankheit, schenke ihm die Gesundheit wieder, damit wir dich botschaftlich loben und preisen können. Amen."

Wenn der Kranke schon im Sterben lag, wurde der Priester zur Aufnahme der heiligen Sterbesakramente gerufen. Inzwischen versammelten sich die Verwandten und Nachbarn im Krankenzimmer und beteten halblaut gemeinsam das Rosenkranzgebet und andere Gebete für sein Seelenheil:

O Herr Jesu Christi! Du Sohn Gottes und ein Sohn der Jungfrau Maria, Gott und Mensch, der du ängstlichen, blutigen Schweiß geschwitzet, und für uns vergossen hast, verleihe uns zu bereiten und zu opfern deinem himmlischen Vater deinen blutigen Schweiß ßr diese gegenwärtige sterbende Person N. N. über er (sie) mit seinem (ihrem) Sünden die ewige Verdammnis verdienet habe, dasselbe von ihm (ihr) abgewendet werde; das verleihe mir o ewiger Vater durch unsern Herrn Jesum Christum deinen Sohn, der mit dir lebet und herrschet, in Einigkeit des heiligen Geistes nun und ewiglich. Amen.

Drei schöne Gebete bei einem sterbenden Menschen. (Das Erscheinungsjahr und der Verlagsort fehlen.)

Am Ende wurde noch hinzugefügt: „ Herr, gib ihr/ihm die ewige Ruh' und das ewige Licht leuchte ihr/ihm! Lass sie/ihn ruhen in Frieden. Amen."5

Mit dem Klang des Sterbeglöckchens verkündigte, bzw. verkündigt man noch heute, daß jemand im Dorf gestorben war/ist. Die Menschen blieben früher auf der Straße stehen, bekreuzigten sich und sprachen:

O Herr, gib ihm/ihr die ewige Ruhe! Amen."

Früher wandte man sich um Schutz vor Krankheiten, Epidemien ebenfalls an Gott und die Heiligen. Vor dem 20. Jahrhundert wüteten oft verschiedene Seuchen wie Pest oder Cholera, die sehr viele Opfer forderten. Die Gläubigen erbaten gegen die Seuchen vom hl. Rochus (Haligö Rauchös) Schutz, aber es gab auch solche, die zum hl. Sebastian (Haligö Waastl) beteten. Gebete zu diesen Anlässen hat man dem Buch Gebetwacht (1915: 50) entnommen.

In der Untergasse (Vadász utca) steht eine Statue des hl. Rochus, die früher oft besucht wurde (Abb. 8). Als Andenken an eine große Cholera Epidemie im Jahre 1866 wurde das Denkmal von einer Familie, die die Cholera verschonte, gestiftet. 195 Menschen sind damals an dieser Krankheit gestorben (Mikonya 1992: 43). Die folgende Inschrift ist am Sockel der Statue zu lesen:

„Zur Ehre des Heiligen Rochus wurde dieses Denkmal als Andenken an die hierorts im Jahre 1866 streng herrschende Cholera-Epidemie von Andreas Werli und Anna Beigelbeck errichtet. O Gott gib uns auf die Fürbitte des Hl. Rochus die Gnade, daß unsere Nächsten von verheerenden Krankheiten verschont bleiben! Erneuert von Tarianer Freundeskreis 1991."

Das Vieh (Fiech) spielte in den ehemaligen Bauern wirtschaften eine entscheidende Rolle. Man brauchte sie nicht nur als Zugtiere auf den Feldern, sondern sie bedeuteten auch eine wichtige Nahrungsquelle für die Familie. Man betete um den Beistand des hl. Wendelin (Haligö Wendelini), des Schutzheiligen des Viehs, damit er die Haustiere vor allem Übel bewahrt. Mit einem langen Gebet aus einem Groschenheft, wurde bei einer Viehkrankheit um seine Hilfe gefleht (Abb. 9).

In der Kirche steht noch heute eine Wendelin-Statue. War ein Tier krank, wurde vor dieser Statue gebetet und sogar Geld geopfert. Man erinnert sich noch im Dorf an eine Schweinekrankheit (Saukrangöd) in den 60er Jahren, als der hl. Wendelin in der Kirche von den Dorfbewohnern sehr oft aufgesucht wurde. Am Fest des hl. Wendelin, dem 20. Oktober, pilgerten die Tarianer oft zum Wallfahrtsort Heiligenkreuz, wo sie in der Wendelin-Kapelle um die Gesundheit des Viehbestands beteten.

Früher waren die Bauernhäuser mit Stroh bedeckt, so wurden sie von der Feuerbrunst besonders bedroht. Der hl. Florian (Haligö Floorian) wurde als Nothelfer gegen Feuergefahr verehrt. Brach bei einem Haus im Dorf Feuer aus, so wurde mit allen Glocken geläutet. Die Einwohner rannten sofort auf die Straße hinaus und riefen den hl. Florian so an: „Heiliger Florenz, schütz' unser Haus vor Feuer". Am 4. Mai wurden auch eine Litanei und ein Gebet zu ihm um seine Fürbitte gegen alle Feuergefahren gesprochen (Erhebet die Herzen 1936: 232-237; Königliche Hals-Zierde 1848: 242).

In Kriegsnot wurden Gott, die Maria und alle Heiligen angerufen, damit sie die Soldaten vor Verletzungen, Gefangenschaft und Tod beschützen und sie wieder heimbringen. Es wurde von einer Gewährsperson erzählt, daß ihre Schwiegermutter jeden Tag zur Kirche ging, um für ihren Sohn, der in Rußland war, das Mariahilfsgebet „Maria hilf in jeglicher Not" (Erhebet die Herzen 1936: 254 f.) zu beten. In die täglichen Morgen- und Abendgebete wurde sein Name auch eingeschlossen. Der Herr erhörte sie, ihr Sohn kam unverletzt vom Krieg zurück. Man sprach auch andere Gebete für die Gefallenen, Verstorbenen und auch für das Vaterland, so u. a. die folgenden: „Maria unser Trost in Kriegsgefahr"6, „Gebet in bedrängten Zeiten" 7, „Kriegsgebet zu Maria".8 Es gab früher Druckwerke wie Groschenhefte oder kleine Gebetbücher mit Kriegsandachten für Krieger, welche die Soldaten in den Krieg mitnahmen. Zu diesen gehört unter anderem ein kleines Gebetbuch mit dem Titel „Gebetwacht" aus dem Jahre 1915, das sein Besitzer im Ersten Weltkrieg benutzte (Abb. 10). In diesem Gebetbuch befinden sich außer den Mess- und Kriegsgebeten Betrachtungen über den Krieg, wie z. B. „Warum Gott den Krieg zugelassen hat?" Diese Betrachtungen halfen dem Gläubigen die schweren Zeiten zu überwinden.

 

DAS WETTER (ZAID, ,ZEIT')

Dem Wetter kam sowohl im Leben der ungarndeutschen, als auch in dem der ungarischen Bauerngesellschaft eine entscheidende Rolle zu. Das gute Wetter und die reiche Ernte bedeuteten dem Bauern eine existentielle Frage (Dömötör 1977: 12). Die Menschen auf dem Land haben das Wetter immer beobachtetet, und sie wollten auch die Naturerscheinungen beeinflussen. Allgemein verbreitet war die Wettervorhersage aus verschiedenen Vorzeichen (Ortutay 1979: 618), so auch bei den Deutschen in Tarian. Als ein solches, auf Beobachtung beruhendes Vorzeichen galt auch der Glockenklang. Es wurde gesagt, wenn das Läuten aus der Richtung der Nachbardörfer in Tarian gehört wurde, veränderte sich das Wetter. Hörte man die Glocken im Winter- aus der Richtung von Héreg klingen, konnte man mit kälterem Wetter rechnen. Hörte man sie aus der Richtung von Tolnau/Vértestolna, dann konnte man auf ein mildes Wetter hoffen.

Die Tarianer - wie auch die Ungarn (Dömötör 1982: 232) - fürchteten sich am meisten vor plötzlich ausbrechendem Sturm und Hagel. Die älteren Leute haben noch heute große Angst vor dem Unwetter. Wenn ein Sturm plötzlich aufkam, wenn es blitzte und heftig donnerte, rannten die Dorfbewohner auf die Straße hinaus, um zu beobachten, aus welcher Richtung sich das Gewitter nähert und welche Richtung es nehmen würde. Die Wolken kamen meistens vom Nordwesten her und brachten etwas Regen mit sich oder zogen in die Richtung der Donau weiter. Aus dieser Richtung mußte man mit heftigem Unwetter nie rechnen. Wenn sich aber die Wolken südlich von Tarian über dem Berg Somlyó (Schaumlouch-Perg, ,Schemlinger Berg') sammelten, brach ein gefährliches Gewitter mit viel Wasser oder Hagel, Donner und Blitz aus und richtete große Schäden an. In diesem Fall war es allerhöchste Zeit, mit den Glocken zu läuten, denn die Menschen hatten große Sorgen um ihre Weinberge und Maisfelder. Der Glöckner eilte zur Kirche, um Sturm zu läuten und die Menschen auf das bevorstehende Gewitter aufmerksam zu machen. Mit allen Glocken wurde ungefähr 10-15 Minuten lang wettergeläutet. Auf der großen Glocke, die zur Ehre der hl. Mutter Anna geweiht wurde, ist die Aufschrift „Heilige Anna, treib' das Wetter über die Donau" zu lesen. Damit wurde auf die wichtige Rolle des Sturmläutens, auf die Vertreibung der Unheil bringenden Witterung hingewiesen und um die Hilfe der hl. Anna gebetet. Wollte sich ein plötzlich aufkommender Sturm trotz des Gewitter-läutens nicht beruhigen oder richtete er in den Weinbergen oder auf den Feldern Schäden an, wurde meist die Schuld dem Glöckner zugeschrieben, weil er nicht rechtzeitig die Glocken zog.

Ein Mittel gegen das heftige Unwetter war nicht nur das Geläute, sondern auch das Beten. Die Gläubigen baten Gott in ihren Gebeten, um die Familie und das Haus vor Unheil zu schützen. Besonders die Kinder hatten Angst, wenn es donnerte und blitzte. Eine Gewährsperson erzählte mir, daß ihre Mutter den Kindern ein Gebet lehrte für den Fall, wenn die Eltern bei einem schweren Gewitter nicht zu Hause waren. Dieses Gebet mußte dreimal gebetet werden, und dann hatten die Kinder vor dem Donnerwetter keine Furcht mehr. Wenn es stark donnert, spricht sie noch heute dieses Gebet.9

Salve Regina, gegrüßet seist du Keinigin (Königin),

Mutter der Pamherzigkeit,

unsers Leben Süßigkeit.

Zu dir schreien wir elende Kinder Eva,

zu dir pfeifen wir trauernd und weinend,

in diesem Tale der Tränen.

O Maria, komm uns zu Hülf (Hilfe),

In deren Lieb soll (?) Angst und Not

Und beschütze uns von allen,

was jetzt ist.

Fortgesetzt wurde das Gebet mit dem Englischen Gruß. Am Ende wurde noch hinzugefügt:

O Maria, hülf, loß teis Wetter waidekei!

Teis soll iwer ter Taunau kei,

unt soll uns beschitznfür unsö Ksuntheit

vor Plitz unt Tonnerwetter Amen.

(O Maria, hilf, lass das Wetter weitergehen!

Das soll über die Donau gehen,

und soll uns beschützen, unsere Gesundheit

vor Blitz und Donnerwetter. Amen.)

(Frau Elisabeth Götz, 2001)

Das „Salve Regina" befindet sich auch in den Gebetbüchern als ein nach der lauretanischen Litanei zu verrichtendes Gebet. Der im Gebetbuch lesbare Text ist aber nicht völlig identisch mit dem oben angeführten Gebet. Der Erzählung nach wurde es mündlich weitergegeben und dazu wurden noch die eigenen Worte des Gläubigen zugefügt. So sind die Unterschiede der Gebettexte zu verstehen.

Es wurde erzählt, daß während des Gewitters, besonders beim Blitzen und Donnern, keine Arbeit erledigt werden durfte. Man mußte still bleiben und beten, sonst bestrafte Gott die Menschen mit Unheil. Die folgenden Gebete wurden aus den Gebetbüchern um schönes Wetter gebetet: „Gebet um heiteres Wetter" (Erhebet die Herzen 1936: 260 f.), „Familiengebet zur Zeit des Gewitters" (Erhebet die Herzen 1936: 259 f.), „Gebet um ein schönes Wetter" (Großer goldener Himmel- Schlüssel 1907: 445 f.) sowie das Gebet „Zu Christo, zur Zeit des Ungewitters" (Großer goldener Himmel-Schlüssel 1907: 447 f.).

Die Gewährsleute hatten besonders vor dem Blitzschlag große Angst. Allgemein verbreitet war im Dorf, daß die Menschen beim Blitzen Gott anriefen und sagten: „Hilf uns Gott!" (Hilf uns Kaut!) und bekreuzigten sich dabei.

Die Tarianer Deutschen zündeten bei Gewitter eine geweihte Kerze an, die zu Maria-Lichtmess (am 2. Februar) gesegnet wurde. An diesem Tag fand die Kerzenweihe in der Kirche statt. Man hing die gesegneten Kerzen im Haus an die Wand neben das Kruzifix. Sie wurden auch bei anderen Gelegenheiten z. B. im Todesfalle in der Familie gebraucht. Beim Unwetter wurde die brennende Kerze auf die Kommode (Schublod) oder auf den Tisch gestellt. Die Familienmitglieder beteten vor dem Kreuz kniend und riefen die hochheiligste Dreifaltigkeit mit diesen Worten an: „Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist soll uns vor allen Gefahren beschützen. Amen". So lange sich das schlechte Wetter nicht legte, wiederholten sie diese Gebete, meistens 3-4mal. Erst als das Unwetter vorbei war, wurden die Kerzen ausgelöscht.

Die geweihten Palmkätzchen waren als Schutzmittel gegen Donnerwetter, Feuerbrand, Hagel sowohl bei den Ungarn (Dömötör 1990: 150) als auch bei den Deutschen gebräuchlich. Auch in Tarian glaubte man, daß die „Palmen" das ganze Haus und die Familie vor Gewitterschaden und Blitzschlag schützen. Am Palmsonntag (Poimesumdog) gingen die Dorfbewohner mit Palmzweigen zur Kirche, die dort vom Pfarrer gesegnet wurden. Zu Hause befestigte man sie auf dem Dachboden, im Schweine- und Hühnerstall. Auch in der vorderen Stube steckte man sie hinter den Spiegel, ein Heiligenbild oder legte sie auf den Schrank.

Aber nicht nur die am Palmsonntag gesegneten Palmkätzchen gewährten gegen Blitzschlag einen wirksamen Schutz, sondern die am Fronleichnamstag (Fram-laichstntog) geweihten Blumen (ainkwicheni Puschn) hatten ebenfalls eine Abwehrfunktion. Sowohl die Deutschen als auch die Ungarn glaubten an deren magische Kraft (Dömötör 1990: 184). Diese Blumen wurden von den Frauen und Mädchen auf der Wiese gesammelt und daraus kleine Blumensträuße gebunden. Sie wurden am Fronleichnamstag auf dem Weg zur Kirche bei den vier Laubhütten (Hittn) abgegeben. Mit diesen Blumen schmückte man die Altäre der vier Hütten. Nach der Prozession nahmen die Dorfbewohner von den gesegneten Blumen mit nach Hause. Sie wurden ähnlich wie die Palmkätzchen im Haus oder in den Ställen aufbewahrt. Die an den Festtagen geweihten Gegenstände und Pflanzen z. B. geweihte Kerzen (kwicheni Khizn), Palmkätzchen (Poimekatzln) spielten bei der Gewittervertreibung auch im ungarischen Volksglauben eine wichtige Rolle (Dömötör 1990: 680).

Nicht nur das starke Gewitter bedeutete für die ungarische bzw. deutsche Landbevölkerung eine große Gefahr, sondern auch die anhaltende Dürre (Dömötör 1982: 233). Die regenlosen Tage gefährdeten besonders im Sommer den landwirtschaftlichen Ertrag. Um einen heilsamen Regen wurde oft zu Hause „ Das Gebet um Regenwetter" aus dem Gebetbuch Goldener Himmel-Schlüssel (1907: 446 f.) gebetet. Wenn die Trockenheit schon lange dauerte, riefen die Gläubigen am Ende der Litanei Gott mit einem kurzen Gebet aus dem Buch Erhebet die Herzen (1936: 591) an.

Es wurde aber nicht nur in der Litanei um Regen gebetet, sondern auch am Fest der heiligen Mutter Anna (26. Juli). Die Dorfbewohner waren zu dieser Zeit wegen des trockenen Wetters schon sehr erbittert. So gingen sie zum sog. Annabild (Annapüt) beten. Das Annabild befindet sich am westlichen Ende des Dorfes inmitten der Felder. Vermutlich handelt es sich um eine Bildsäule aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Bis 1949 stand die Statue an einem Feldweg (Treszl 1998: 28) (Abb. 11). Hier wurde die Litanei von der heiligen Mutter Anna gebetet und ein Regenlied gesungen. Der Text der Litanei stand in einem Groschenheft aus dem Jahre 1887. Den Erzählungen nach hörte Gott die Bitten an und schickte den erwünschten Regen. Oft waren die Dorfbewohner noch nicht einmal zu Hause, als es schon zu regnen anfing.

 

II. BÜCHER RELIGIÖSEN INHALTS, GEBETBÜCHER UND GROSCHENHEFTE

Früher wurden Bücher besonders mit religiösem Thema gelesen. In jedem Bauernhaus gab es mindestens eine Bibel (Bibl), mehrere Gebet- und Gesangbücher, Bücher vom Leben der Heiligen und einige Groschenhefte. Außerdem waren noch die Kalender und Zeitungen von den Dorfbewohnern beliebt. Sie wurden besonders im Winter oft geblättert, wenn die landwirtschaftliche Arbeit ruhte. Diese Druckwerke wurden nicht nur gründlich durchgelesen, sondern auch von den Inhabern hochgeschätzt. Sie vererbten sich in der Familie von Generation zu Generation.

Aus dem 18. Jahrhundert blieben nur wenige Bücher im Dorf der Nachwelt erhalten. Während der Sammelarbeit wurden nur die Folgenden angetroffen: ein dickes Buch, das als „Züricher Bibel" aus dem Jahre 1735 bekannt ist und ein sakrales Groschenheft mit dem Titel „Die sieben Himmelsriegel" aus dem Jahre 1780. Die gesammelten Druckwerke sind meistens von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an erschienen. Im Dorf fand ich keine nach dem Zweiten Weltkrieg herausgegebenen deutschsprachigen Gebetbücher.

Früher wurden die wichtigen Dokumente und Bücher in einer Schublade der alten Kommode oder auf dem Querbalken (Tram) in der hinteren Stube aufbewahrt.

Die aufbewahrten Bücher mit religiösem Thema:

1. Schmuckers güldener Äepfel in silbernen Schaale (Abb. 12).

Bestehende aus L. Auserlesenen Predigten...

Zürich, bey Heidegger und Compagnie, 1735.

Die ersten Seiten sind ziemlich beschädigt und das ganze Buch bedürfte eine Restaurierung. Es ist als „Züricher Bibel" in der Schulausstellung zu besichtigen,10 aber es handelt sich nicht um eine Bibel, sondern um auserlesene Predigten. Dieses dicke Buch befand sich früher im Besitz von Frau Katharina Sámson, die es auf dem Dachboden ihres Geburtshauses gefunden hat.

2.  Der heilige Antonius von Padua

Leben und Verehrung des großen Minderbruders

Von: Dr. Nikomus Heim

Kempten (Bayern), 1899.

Verlag der Jos. Rösel'schen Buchhandlung .

 

DIE GEBETBÜCHER

In der Vergangenheit hatte jeder in der Familie ein eigenes Gebetbuch, was fast jeden Tag aufgeschlagen wurde. Sie waren beim Kantorlehrer oder Geistlichen erhältlich. Einige wurden auf Wallfahrtsorten als Geschenk für die zu Hause Gebliebenen gekauft. Als Andenken an die Pilgerorte brachten einige Gläubigen auch Gebetbücher mit nach Hause. Die Kinder bekamen ihr erstes Messbuch zusammen mit einem Rosenkranz als Geschenk zur ersten Kommunion oder später zur Firmung von der Patin (Khauli, ,Godel'). Es kam oft vor, daß die Gebetbücher von den Großeltern geerbt wurden, besonders solche, deren Einband unbeschädigt und schön verziert waren. So befanden sich mit der Zeit mehrere Gebetbücher in einer Familie.

Die Gebete, die jeden Tag gebetet wurden (Morgen- und Abendgebete, die Hauptgebete usw.), sprachen die Dorfbewohner schon auswendig, sie konnten sich aber nicht alle Gebete aneignen, so hat man viele aus dem Gebetbuch verrichtet. Wenn es aus dem Gebetbuch gebetet wurde, hatte der Beter immer einen Rosenkranz in der Hand. Die Gewährsleute meinten, mit leeren Händen ohne Rosenkranz kann man kein Gebet verrichten. Die Gebet- und Gesangbücher waren auch im Gottesdienst gebräuchlich.

Die vorgefundenen Gebetbücher sind ihrer Form und ihrer Größe nach unterschiedlich. Einige sind ganz einfach ohne Verzierung eingebunden, es gab auch solche, deren Deckel reich verziert ist. Bei den Frauen und Mädchen waren jene Gebetbücher beliebt, auf deren Umschlag sich ein Heiligenbild befand (Abb. 13-14). In den Büchern blätternd findet man mehrere Andachtsbilder mit Gebeten auf der Rückseite, die man meistens auf einem Wallfahrtsort als Andenken an den betreffenden Gnadenort kaufte (Abb. 15) sowie auch viele gepreßte Vierblätter. Nach dem Volksglauben brachten sie dem Finder Glück.

Die leeren Seiten am Anfang und am Ende der Gebetbücher sind mit Aufzeichnungen vollgeschrieben. Diese wurden von dem ehemaligen Besitzer eingetragen. Sie enthalten den Namen des Inhabers, das Datum der Besitznahme sowie die wichtigsten persönlichen Daten. Es wurde meist in der Frakturschrift aufgezeichnet, wann die Familienmitglieder geboren sind, geheiratet haben oder gestorben sind, so steht in einem Buch z. B.: „Theresia Habner ist geboren in Jahre 1887 den 17 Abril, Franz Goldschmidt und Theresia Habner sind ferelicht worden in Jahre 1906 den 28 Mai, die Theresia Goldschmidt ist geboren in Jahre 1907 den 10 März, usw. (Abb. 16).

Die Gebetbücher wurden verschiedenen Altersklassen und für unterschiedliche Anlässe empfohlen. Die meisten Bücher sind ein vollständiges Gebet- und Gesangbuch für katholischen Christen, es gab auch solche, die für Kinder, Frauen, Eltern und alte Leute angefertigt wurden.

In Tarian war allgemein das Gebet- und Gesangbuch Himmel-Schlüssel verbreitet. Es wurde in verschiedenen Ausgaben verlegt und in unterschiedlicher Form (großer, goldener; mittlerer goldener oder trostreicher Himmel-Schlüssel) gedruckt.

Die gesammelten Gebetbücher, mit Ausnahme des Gebetbuches Erhebet die Herzen von Johann Eőri, sind in Frakturschrift gedruckt. Im Folgenden werden sie nach dem Erscheinungsjahr, wo es überhaupt angegeben ist, angeordnet.

 

GEBET- UND GESANGBÜCHER

1.  Königliche Hals-Zierde

Sammlung der kräftigsten Morgen-, Abend-, Mess-, Beicht- und Kommuniongebete; nebst andern Andachten zu der allerheiligsten Dreifaltigkeit, dem hochwürdigsten Sakrament des Altars, vom süßen Nahmen Jesu und dem Leiden Christi , zu der Mutter Gottes  allen heiligen Engeln und  verschiedenen  Heiligen  Gottes;  dann andächtige Gebete auf alle Festtage des Jahres. Nebst beigefügten Tagzeiten Wien, 1848. Druck von Leop. Grund, Buchdrucker am Stephansplatz

 

2.  Der mittlere goldene Himmel-Schlüssel

Sehr nützliches und trostreiches Gebetbuch, darin kräftige und andächtige Morgen-, Abend-, Mess-, Beicht- und Kommuniongebete.

Aus dem großen Himmel-Schlüssel gezogen und neu verbessert in diese bequeme Form gebracht zum sonderlichen Gebrauch des andächtigen Weibergeschlechts.

Von : P. Martin von Cochem, Cap. Drb.,

Budapest, 1875.

Druck u. Verlag von Buzsanßky. (Herbstgasse Nr. 20.)

Auch andere Ausgaben desselben Gebetbuches:

Budapest, 1882., 1909.

Druck von Col. Rózsa u. Frau, Herbstgasse Nr. 30.

 

3.  Trostreicher Himmel-Schlüssel

Die ersten Blätter des Gebetbuches fehlen. So können der Verlag und das Erscheinungsjahr nicht angegeben werden. Die erste schriftliche Aufzeichnung des Inhabers stammt aus dem Jahre 1887.

 

4. Der große Myrrhengarten

des bitteren Leidens Christi von P. Martin von Cochem

Paderborn, 1893.

Druck u. Verlag von F. Schöningh

 

5. Katholisches Messbüchlein,

worin bildlich das bittere Leiden und Sterben Jesu Christi dargestellt wird, nebst anmutigen und kräftigen Morgen-, Abend-, Beicht- und Kommuniongebeten, sowie auch Litaneien und Messlieder zu finden sind.

Budapest, 1895.

Druck von Col. Rózsa und Frau

 

6.  Mittlerer Himmelschlüssel

Oder Sammlung auserlesener Gebete, worin besonders schöne Morgen-, Abend-, Mess-, Beicht- und Kommuniongebete nebst Litaneien zu finden sind. Desgleichen vom Leiden Christi, Offizium zu unserer lieben Frau und verschiedenen Heiligen

Gottes in allerlei Anliegen.

Budapest, 1899.

Druck u. Verlag von Kol. Rózsa u. Frau

 

7.  Herr bleib , bei uns, denn es wird Abend!

Ein Gebetbuch für alte Leute. Enthaltend: Messgebete, eine Hausmesse, Vesper-, Beicht-   und   Kommuniongebete,   nebst   anderen   auserlesenen   Andachten   zur

Vorbereitung für ein seliges Ende.

Von : Franz Peikart d. G. J.

Winterberg, Druck und Verlag von J. Steinbrener

Das Erscheinungsjahr fehlt. Nach der Aufzeichnung des Inhabers wurde es im Jahre 1903 gekauft.

 

8.  Der mittlere goldene Himmel-Schlüssel

Sehr nützliches und trostreiches Gebetbuch.

Zum sonderlichen Gebrauch des andächtigen Weibergeschlechtes.

Zusammengestellt von P. Martin von Cochem, Cap. Ord.

Neu bearbeitet von P. Sigismund Bredl.

Budapest, Druck von Steinbrener

Das Erscheinungsjahr ist nicht angegeben. Im Jahre 1906 kam der Inhaber aufgrund der Aufzeichnungen in den Besitz des Gebetbuches.

 

9.  Großer goldener Himmel-Schlüssel

Sehr kräftiges, nützliches und trostreiches Gebetbuch zur Erlösung der lieben Seelen des Fegfeuers.

Darinnen   allerhand   kräftige   Morgen-,   Abend-,   Mess-,   Vesper-,   Beicht-   und Kommuniongebete, wie auch zum hochwürdigsten Sakrament und der Heiligen Dreifaltigkeit, zu Christo und seinem bittern Leiden, zu der Mutter Gottes und den Heiligen, an allen hohen Festen und besonderen Tagen, in gemeinen und besonderen Nöten für schwangere und gebärende Weiber, für kranke und sterbende Personen und dann letztlich für die armen Seelen des Fegfeuers enthalten sind.

Zum besonderen Gebrauch des andächtigen Weibergeschlechts.

Von : P. Martin von Cochem, Cap. Drb.

Budapest, Druck und Verlag von J. Steinbrener

Das Erscheinungsjahr fehlt. In der Zeittafel wird als Anfangsjahr 1907 angegeben.

 

10. Geistliches Senfkörnlein

Katholisches Gebetbüchlein für alle Stände, Zeiten und Verhältnisse Von Karl Alois Nack, weil. Domcapitular in Augsburg

Winterberg, Wien, Druck und Verlag von Josef Steinbrener

Das Erscheinungsjahr ist nicht angegeben. Die erste Aufzeichnung des Eigentümers stammt aus dem Jahre 1907.

 

11.  Mittlerer Himmel-Schlüssel

Darinnen  schöne  und kräftige  Morgen-,  Abend-,  Mess-,  Vesper-,  Beicht-  und Kommuniongebete,    wie    auch    der    heil.    Kreuzweg,    nebst    Litaneien    und Kirchengesängen enthalten sind.

Budapest, 1913.

Druck und Verlag von C. Rózsa und Frau

 

12.  Gebetwacht - Kriegsandachten

Zusammengestellt von mehreren Priestern der Csanáder Diözese

Temesvár, 1915.

Csanáder Diözesan- Buchdruckerei

 

13.   Ein Gesangbuch aus dem Jahre 1919

Das Titelblatt des Buches fehlt. So können der Titel und der Verlag nicht angegeben werden.

 

14.  Jesus, Maria und Joseph meine himmlischen Begleiter im Leben und Sterben.

Ein vollständiges Gebet- und Erbauungsbuch für katholische Christen

Aus  guten  katholischen  Büchern  zusammengestellt  von  P.  Eduard Jos.  Friedl Weltpriester.

Winterberg, Druck und Verlag von J. Steinbrener.

Das Erscheinungsjahr ist nicht angegeben.

 

15.   Nazareth und Bethlehem

Die heilige Familie als Vorbild der Gnade, Tugend und Heiligkeit für alle Stände. Ein vollständiges Betrachtungs- und Gebetbuch zur Verehrung und Nachfolge der hl. Familie.

Nach den Betrachtungen der gottseligen Klosterfrau Anna Katharina Emmerich und den Schriften von Silbert und anderen Verehrern des Lebens der hl. Familie.

Gesammelt, bearbeitet und herausgegeben vom Verfasser von Gethsemane und Golgotha.

Einsiedeln, Druck u. Verlag von Gebr. Carl und Nikolaus Benziger

Das Erscheinungsjahr ist nicht angegeben.

 

16.   Die Rosenkranzkönigin

Der Umschlag und einige Blätter des Gebetbuches fehlen. So können das Erscheinungsjahr und der Verlag des Gebetbuches nicht angegeben werden.

Das Gebetbuch enthält Betrachtungen für jeden Tag über den Rosenkranzmonat, die 15 heiligen Rosenkranzgeheimnisse und Andachten zu Ehren der Rosenkranzkönigin. Das einzige Gebet- und Gesangbuch in deutscher Sprache, das noch heute von den älteren Frauen aufgeschlagen wird, ist das Folgende:

17. Erhebet die Herzen

Katholisches Gebet- und Gesangbuch

Zusammengestellt vom Pfarrer Johann Eöri und Kantorlehrer Alexander Ray.

Budapest, 1936.

Szent István Társulat

 

DIE GROSCHENHEFTE

Die Groschenhefte fanden in Ungarn von der Mitte des 19. Jahrhunderts an eine rasche Verbreitung. Sie erschienen sowohl mit weltlichem als auch religiösem Inhalt, und enthielten z. B. kleinere Erzählungen, Gebete sowie Briefe in Versform usw. (Ortutay 1981: 260). Die Groschenhefte wurden aber nicht nur auf Ungarisch gedruckt, sondern auch auf Deutsch. Zahlreiche Ausgaben von solchen deutschsprachigen Groschenheften sind noch heute in Tarian aufzufinden. Diese nennt man im Dorf Wallfahrtsbüchlein (Wauilfohrtspiechl), denn sie wurden von den Gläubigen auf Wahlfahrtsorten als Geschenk für die zu Hause Gebliebenen oder nur sonst zum Beten gekauft. In den Gebeten wurden meistens diejenigen Schutzheiligen angesprochen, die auf jenem Wallfahrtsort verehrt wurden, woher die Hefte stammten. Heute sind die Groschenhefte bei den meisten Gläubigen nicht mehr gebräuchlich. Sie stießen nur zufällig auf diese, als sie nach den alten deutschen Gebetbüchern suchten. Einige von diesen Gebeten leben noch heute im Volksmund, die älteren Leute beten sie auswendig. Viele erinnerten sich nicht mehr daran, daß diese auch in gedruckter Form existierten. Es gab auch längere Groschenhefte, sogar mit 10-16 Blättern, die man z. B. in der Fastenzeit las, unter anderem solche, die sich mit dem bitteren Leiden Jesus Christi beschäftigen. Diese Flugblätter wurden aber nicht nur beim persönlichen Beten gebraucht, sondern z. B. bei der in Tarian nicht mehr vorgeführten Herbergsuche (Abb. 17).

Auf der ersten Seite oder auch auf den inneren Seiten der Flugblätter hat man meist eine Szene aus der Bibel dargestellt. Es gab auch solche, wo der Gebettext selbst in einer bestimmten Form gedruckt wurde, wie z. B. in Kreuzform, was den Glauben, in Ankerform, was die Hoffnung sowie in Herzform, was die Liebe symbolisiert (Abb. 18). Die Groschenhefte enthalten Gebete, Andachten, Segen, auch Lieder und sog. Heilige Briefe, die Gott oder anderen Heiligen zugeschrieben wurden. Die gesammelten Druckwerke wurden meistens von den folgenden Verlagen herausgegeben: K. Rózsa, Emerich Bartalits und Martin Bagó. Diese Druckereien befanden sich in Budapest. Das Erscheinungsjahr wurde aber nicht immer auf den Heften angegeben.

Unter den Groschenheften gab es auch solche, denen eine Abwehrfunktion in verschiedensten Problemen beigemessen wurden, wie z. B. das Flugblatt mit dem Titel „Die heiligen sieben Himmelsriegel" aus dem Jahre 1780 (Abb. 19), oder „ Der heilige Brief, welchen unser Herr Jesus Christus auf wunderbare Weise seinem auf Erden wohnenden Volke gesandt hat" aus dem Jahre 1868 (Abb. 20). Nicht nur bei den Ungarndeutschen, sondern auch bei den Ungarn waren solche Groschenhefte bis in das 20. Jahrhundert gebräuchlich, die als Amulett, sakraler Gegenstand im Kreis der Gläubigen angesehen wurden. Man legte selbst dem Flugblatt als Gegenstand als gedruckter Text mit religiösem Inhalt eine magische Kraft bei (Lengyel 2001: 75-77).

Sie wurden auch bei den Deutschen versteckt am Körper getragen oder zu Hause im Haus gehalten. Die oben genannten Groschenhefte „Der heilige Brief (Lengyel 2001: 80) und „Die sieben Himmelsriegel" (Lengyel 2001: 86) finden ihre Entsprechungen auch im ungarischen Volksglauben.

Am Anfang oder am Ende der Flugblätter befindet sich eine sog. „Gebrauchsanweisung", die enthält, woher oder von wem dieses oder jenes Gebet oder der Himmelsbrief stammen. Außerdem lassen diese praktischen Hinweise die Gläubigen wissen, wie die Gebete verrichtet werden sollen und welche und wie viele Grundgebete noch dazu erledigt werden müssen, damit sie die mit dem andächtigen Verrichten des gegebenen Gebetes versprochene Belohnung bekommen. Diese Belohnung konnte vielerlei sein. Der Beter konnte arme Seelen aus dem Fegfeuer erlösen, ihm wurde die Stunde seines Todes offenbart, oder er erlangte wegen seiner begangenen Sünden Ablass. „Welcher Mensch die heil. Sieben Himmelsriegel bei sich traget, diesem will Gott drei Tage vor seinem Tode die Stunden wann er sterben wird offenbaren. Wann aber jemand die heil, sieben Himmelsriegel sieben Freitage nacheinander betet/...) so kann er eine arme Seele aus dem Fegfeuer lösen.11

Das Groschenheft „ Die heiligen sieben Himmelsriegel" (Maria Einsiedel, 1780) ist im Besitz von Frau Schatz und steht im hohen Ansehen in der Familie. Sie berichtete über folgende Geschichte: Dieses kleine Heftchen hatte ihr Mann, solange er lebte, immer bei sich getragen. Er hielt es in seiner Brieftasche an seiner Brust. Im Zweiten Weltkrieg hatte er es auch mit, damit ihn Gott vor den Gefahren beschützt. Er wurde nicht angeschossen, ohne Verletzung kam er vom Krieg zurück. „Die heiligen sieben Himmelsriegel" wurden wahrscheinlich in der Familie von Generation zu Generation vererbt und man glaubte daran, daß diese Blätter das Haus und die Familienmitglieder vor Gefahr beschützen. Gleich am Anfang des Groschenheftes, in der Empfehlung für den Gebrauch kann man lesen, vor welchen Gefahren das erwähnte Flugblatt den Besitzer behütet: „Derjenige Mensch, welcher die heiligen sieben Himmelsriegel bei sich trägt, von denen müssen alle bösen Geister und Teufelgespenster abweichen (...), und im welchem Hause die hl. sieben Himmelsriegel gedruckter liegen, in dieses Haus wird kein Donnerwetter nicht einschlagen,...12. Man könnte aus dem Text weiterzitieren, wie viele Abwehrfunktion die Blätter noch ausüben. Im Groschenheft ist auch zu lesen, daß das Flugblatt schon mehrmals seine Kraft bewiesen hat, wie z. B. „bei einer Frau zu Prag, welche schon 5 todte Kinder zur Welt geboren, als sie aber zum 6. Kind schwanger war, (...) so hat ihr die Hebamme die heil, sieben Himmelsriegeln auf das Haupt gelegt und sie ist glücklich mit einem gesunden lebendigen Kinde erfreut worden.13 In einer später, wahrscheinlich am Ende des 19. Jahrhunderts gedruckten Ausgabe findet man schon mehrere Gebete wie z. B. „Unserer lieben Frau Traum", welches die älteren Frauen als mündliche Überlieferung heute noch beten sowie ein „Abendsegen".14

Über die wunderbare Kraft „Der heiligen sieben Himmelsriegel" erzählte eine andere Gewährsperson auch eine Geschichte. Sie kannte eine Frau, die während des Zweiten Weltkrieges in Maria Einsiedel bei Budapest lebte und später ihr über dessen wunderbare Wirkung erzählte. Während der Budapester Kämpfe ließ diese Bekannte „Die heiligen sieben Himmelsriegel" auf dem Tisch liegen, ging zusammen mit ihren Angehörigen in den Bunker hinunter und dort fingen sie an das Gebet „Unserer lieben Frau Traum" zu verrichten, damit Gott und die Heiligen sie vor den Bomben beschützten. Es half auch. Alle blieben unverletzt, auch das Haus wurde nicht zerstört.

Die gesammelten Groschenhefte werden nach dem Erscheinungsjahr angeordnet. Bei vielen Flugblättern fehlt aber das Erscheinungsjahr. Die Aufzählung fängt mit dem Ältesten an.

1.  Die heiligen sieben Himmelsriegel, welche ein frommer Einsiedler von

einem heiligen Schutzengel bekommen hat. Jesu Christi.

Hrsg.: Maria Einsiedel, 1780.

 

2.  Die sieben Schloss-Gebete,

worin sich eine gottesfürchtige Seele verschließen kann.

Nebst Betrachtung und Gebet in den 24 Stunden des Tages, des bitteren   Leidens und Sterbens Jesu Christi.

Ofen, 1850.

Gedruckt bei M. Bagó

 

3.  Gnadenbild zu Maria Ócsa (mit einer Anrufung).

Ofen, 1857.

Druck u. Verlag von M. Bagó

 

4.  Der heilige Brief, welchen unser Herr Jesus Christus auf wunderbare Weise seinem auf Erden wohnenden Volke gesandt hat.

Pest, 1868.

Druck von Alois Bucsánszky

Nr. 45

16 Seiten

Inhalt:   -  Der   Brief,   welchen   unser  Herr  Jesus   Christus   von   dem   Himmel herabgelassen hat

Ein Brief der heiligen Jungfrau Maria.

 

5.  Freitagsgebet, oder heilsame Betrachtungen des bitteren Leidens u. Sterbens Jesu Christi. Pest, 1869.

Druck Alois Bucsánszky. Inhalt:

 

6.  Ein sehr schöner Morgen- und Abendsegen.

Ofen, 1882.

Druck von M. Bagó & Sohn.

 

7.  Ein schönes, andächtiges Gebet zu der wundertätigen, schmerzhaften Mutter Jesu Budapest, 1884.

Druck von C. Rózsa und Frau.

 

8.  Litanei und Gebete zur heiligen Mutter Anna.

Budapest, 1887.

Druck von Martin Bagó & Sohn . Inhalt: - 8 Lieder zur Mutter Anna.

Abbildung der unversehrten Hand der hl. Mutter Anna, samt einem Gebet

 

9. Das bittere Leiden und Sterben Jesus und Maria.

Budapest, 1894.

Druck und Verlag von K. Rózsa und Frau. Nr. 85

 

10.  Testament der allerseligsten Jungfrau Maria an die heimkehrenden

Wallfahrer.

Budapest, 1895.

Druck und Verlag von Col. Rózsa und Frau

Inhalt: - Testament der allerseligsten Jungfrau Maria

Trost im Kreuze

Abschied von Maria.

Nr. 30.  Verbesserte Auflage .

 

11.  Sieben Gebete zu dem schmerzhaften Jesu.

Budapest, 1895.

Druck und Verlag von Koloman Rózsa und Frau, Szentkirályigasse

 

12.  Gebete zu dem gekrönten heiligen Haupt Christi in schwerem Anliegen mit Vertrauen und Seelentrost zu sprechen.

Ohne Verlag und Erscheinungsjahr

 

13.   Der heilige Brief, welchen unser Herr Jesus Christus auf wunderbare Weise seinem auf Erden wohnenden Volke gesandt hat.

Budapest, III. Remetehegy, o.J. Druck und Verlag von E. Bartalits Inhalt:

 

14.    Die sieben  Himmelsriegel,  welche ein frommer Einsiedler von seinem hl. Schutzengel bekommen, und der Traum unserer lieben Frau.

Budapest, o.J.

Druck von Emerich Bartalits

Inhalt:

 

15.  Ein sehr schöner Morgen- und Abendsegen

Budapest, o.J.

Druck und Verlag von E. Bartalits

Nr. 24

 

16.  Marienlied

Budapest, o.J.

Druck u. Verlag E.Bartalits

 

17.  Heiliges Lied zur heiligen Jungfrau Maria

Budapest-Altofen, o.J.

Druck und Verlag von E. Bartalits

 

18.  Gebet zu dem gekreuzigten Jesu Christi um ein seliges Ende

Budapest, o.J.

Druck von Martin Bago & Sohn

Nr. 57

 

19.  Gebet in bedrängten Zeiten

Pécs, o.J.

Druck und Verlag von Wessely u. Horváth Inhalt:

 

20. Drei schöne Gebete, bei einem sterbenden Menschen sehr nützlich u. zur Seligkeit ersprießlich

Budapest, o.J.

Druck und Verlag von E. Bartalits Nr. 10

 

21. Der heilige Mutter-Gottes-Segen von Maria-Zeil

Budapest, o.J.

Druck von M. Bago & Sohn

 

22. Ein schönes Gebet zu Maria, Mutter der Verlassenen

Budapest, o.J.

Druck von M. Bago & Sohn Nr. 77

 

23. Andächtige Seelen-anklag vor einem Kreuze

Ohne Verlag und Erscheinungsjahr

4 Seiten

 

24. Das goldene Vaterunser, zur andächtigen Verehrung des bitteren Leidens und Sterbens unsers Herrn Jesu Christi

Ohne Verlag und Erscheinungsort

 

25. Gebet vom bitteren Leiden und Sterben Jesus Christus

Budapest, o.J.

Druck von M. Bagó & Sohn

 

26. Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria.

Verfasst von dem Fürsten Paul Eszterhazy, Reichs-Palatin von Ungarn +1713. Eisenstadt, o.J. Druck von Stotz

 

27. Gebet

Budapest, o.J.

Druck von M. Bagó & Sohn Inhalt:

 

28. Fastenslied

Gran, ohne Erscheinungsjahr Druck von Horak

 

29. Gebet eines Kriegers

Budapest, 1915.

Ohne Verlag

 

30. Eine schöne Geschichte und Gebet, welches eine arme Seele dem Priester, so sie erlöset, geoffenbart hat.

Budapest, o.J.

Druck von M. Bagó & Sohn

 

31. Ein schönes Gebet zum heiligen Wendelin

Budapest, o.J.

Druck von Bago & Sohn

 

32.   Gebet, das vor dem Marienbild, welches Herberge suchend herumgetragen wird, am ersten Tage gemeinschaftlich gebetet wird.

Innsbruck, o.J.

Druck u. Verlag der Vereinsbuchhandlung

 

33. Drei Gebete

Gebet:

Ohne Verlag und Erscheinungsjahr

Mit erzbischöflicher Approbation

Das einzige farbige Flugblatt, mit farbigen Heiligenbildern.

 

34. Uebung der drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung, Liebe, und zwei wunderschöne Gebete

Budapest, o.J.

Druck u. Verlag von E. Bartalits

 

35. Gebet

Jesus, Maria und Anna

Buchdruckerei Ferdinand Wurst, Lilienfeld

Die bisher erwähnten Flugblätter wurden in der Frakturschrift gedruckt.

 

36. Gebet zur Kriegszeit

Budapest, ohne Erscheinungsjahr

Druck von E. Bartalits

Inhalt:

 

37. Ohne Titelblatt

Pécs, ohne Erscheinungsjahr

Druck von Engel

Inhalt:

 

LITERATUR

DÖMÖTÖR, TEKLA: Magyar népszokások. [Ungarische Volksbräuche] Budapest 1977. —: Volksglaube und Aberglaube der Ungarn. Budapest 1982.

DÖMÖTÖR, TEKLA (Hrsg.): Magyar Néprajz. [Ungarische Volkskunde] Bd. 7. Budapest 1990.

ERDÉLYI, ZSUZSANNA: Archaikus műfajok kapcsolatai (Népi imádságok - kolindák). [Die Kontakte von archaischen Gattungen.]In: L. 200

IMRE, MÁRIA (Red.): Népi vallásosság a Kárpát-medencében III. [Volkstümliche Religiosität im Karpatenbecken.] Pécs, S. 14-29.

HARASZTI, MIHÁLY: Utitárs. [Weggenosse] Tatabánya 1991. Házunk története. 1914-1968. Handschriftliche Pfarrchronik. Tarján.

HUBER, TÜNDE: Die demographischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im 18.-19. Jahrhundert in Tarian/Tarján. (Diplomarbeit) Pécs 1991.

JUNG, KÁROLY: További adatok a „Szent-levelek" használatához. [Weitere Angaben zur Verwendung der „Heiligen Briefe"] In: L. Imre, Mária (Red.): Népi vallásosság a Kárpát-medencében III. Pécs 2000, S. 36-44.

LENGYEL,     ÁGNES:     Amulettként     használatos     XIX.-XX.     századi     szakrális ponyvanyomtatványok. [Als Amulett verwendete sakrale Kolportageliteratur im 19.- 20. Jahrhundert] In: Barna, Gábor (Hrsg.): „Nyisd meg, Uram, szent ajtódat ...". Budapest 2001, S. 75-91.

MlKONYA, JÓZSEF: Tarjáni krónika. [Tarjaner Chronik] Tatabánya 1992.

ORTUTAY, GYULA (Hrsg.): Magyar Néprajzi Lexikon, [Lexikon der ungarische Volkskunde] Bd. 2. Budapest 1979.

ORTUTAY, GYULA  : Magyar Néprajzi Lexikon, [Lexikon der ungarische Volkskunde] Bd. 4. Budapest 1981.

OSVÁTH, ANDOR: Komárom és Esztergom közigazgatásilag egyenlő, egyesített vármegyék múltja és jelene. [Vergangenheit und Gegenwart der verwaltungsmäßig einheitlicher und vereinigten Komitate Komorn und Gran] Budapest 1938.

PÓCS, ÉVA: Néphit. [Volksglaube] In: Magyar Néprajz, Bd. 7, 1990, S. 527-686.

SZABAD, GYÖRGY: A tatai és gesztesi Eszterházy uradalom áttérése a robotrendszerről a tőkés gazdálkodásra. [Der Übergang der Eszterházy-Güter in Totis und Gestich von der Fronarbeit auf die Kapitalwirtschaft] Budapest 1957.

TRESZL, ANTON: Tarian. Ein ungarndeutsches Dorf und seine Umgebung I. Komárom 1996.

TRESZL, ANTON: Tarian. Ein ungarndeutsches Dorf und seine Umgebung II. Komárom 1998.

 

ANHANG

I. LÄNGERE GEBETE NACH THEMEN GEORDNET, DIE VON DEN TARIANERN AUS BÜCHERN ODER GROSCHENHEFTEN GEBETET WURDEN:

Morgengebete:

1.     Sei mir gegrüßt, o glorreiche Jungfrau und Mutter meines Erlösers,

Maria! Die du voll der Gnaden bist.   Unterstütze mich durch dein

vielvermögendes Vorwort bei Gott, daß ich alles getreu halte, was ich

ihm versprochen habe,  daß ich immer reicher werde an redlichen

Handlungen und mit jedem Tage meines Lebens den Vorrat meiner

Verdienste  für   die   Ewigkeit   vermehre.   Segne   mich   mit   deinem

mütterlichen Segen,   daß ich eifrig den schönen Beispielen  deiner

Tugenden nachahme, daß ich auch rein an Leib und Seele, demütig und

freundlich und liebevoll zu den Nächsten sei, daß mein Wandel auf

Erden meinem himmlischen Vater gefalle und ich endlich würdig werde,

im Himmel mich der ewigen Seligkeit zu erfreuen. Amen.

(Der mittlere goldene Himmel-Schlüssel 1875: 7)

 

2.  Im Namen Jesu steh ich auf, im Namen Jesu geh ich aus, der Himmel

ist mein Hut, der Erdboden meine Schuld und das heilige Kreuz ist mein

Schild; Wenn gleich ein böser Mensch vor meiner steht oder hinter

meiner geht, so kann mir doch niemand schaden; deshalb hat unser

lieber Herr Jesus Christus sein rosenfarbnes Blut für uns gegossen,

wegen mir am Stamme des heiligen Kreuzes, und hat gezeignet mit

seinen heiligen fünf Wunden, daß mir ein böswilliger Mensch an Leib

und Seel schaden kann; das helfe mir Gott Vater, Gott Sohn , und Gott

heiliger Geist. In Gottes Namen will ich ausgehen, Gott der Vater tut

auch mitgehen, Gott der Sohn geht neben mir, Gott der heilige Geist

schwebt aber mir und überall um mich herum, wer stärker ist als diese

drei Personen, der lass mich wieder weiter gehen.

Das helfe mir Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der heilige Geist.

Durch den heiligen Namen Jesu von Nazareth stehe ich in Gottes

Namen auf , der behüte und bewahre mich vor allem Unglück und

Krankheiten, daß mir sein Bein gebrochen wird, sein Blut gelassen wird,

das helfe der Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der heilige Geist.

O Herr Jesu Christel Gott dem Allmächtigen empfehle ich mich. O Jesu

Christe, schicke mir ein seliges End, ich klopfe an mein sündiges Herz,

und spreche mit den offenen Sündern: O Herr! Sei mir armen Sünder

gnädig. Amen.

Bete drei Vaterunser, drei Ave Maria und einen Glauben.

(Ein sehr schöner Morgen- und Abendsegen, Flugblatt Nr.24, Budapest, o.J.)

 

Abendgebete:

3.  Ich leg mich nieder zwischen Tag und Nacht, es segne mich die

heilige Gottes Kraft, es segne mich die Himmelskönigin, es segne mich

das heilige Kreuz, ist neunmal gesegnet und neunmal geweiht, es segne

mich der heilige Veit, er wird mich wecken auf zur rechten Zeit, es segne

mich der heilige Sebastian,  von Pestilenz wollest mich behüten du

heiliger Mann, es segne mich der heiliger Florian, behüte mich vor

Wassernot du Feuersflamm, es segne mich Herr Jesu Christ, der Tag

und Nacht bei mir ist, es segne mich Himmel und Erde, daß es wieder

Morgen und tag werde. Amen. Bete drei Vaterunser, drei Ave Maria und

einen Glauben.

(Ein sehr schöner Morgen- und Abendsegen. Ofen, 1882. Druck von Bagó & Sohn.)

 

4.  Im Namen Gottes meines gekreuzigten Herrn Jesu Christi,

lege ich mich schlafen, welcher mich mit seinem kostbaren Blute

und heiligsten Leiden erlöset hat, der wolle mich segnen,

behüten und bewahren an Leib und Seele,

und einst zu dem ewigen Leben einführen. Amen.

Es segne mich Gott, der Vater, der mich erschaffen hat,

es segne mich Gott der Sohn, der mich erlöset hat,

es segne mich Gott der heilige Geist, der mich geheiliget hat.

Die heilige hochgelobte Dreifaltigkeit wolle sich über uns erbarmen,

und unser Gebet erhören. Amen.

O, Herr erleuchte meine Augen, daß ich nicht im Tode entschlafe,

und mein Feind nicht spreche, er habe mich überwunden.

In deine Hände, o Herr befehle ich meinen Geist!

Du hast mich erlöset, du getreuer Gott. Amen.

O Herr! Verleihe allen abgestorbenen christgläubigen Seelen

die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen,

lass sie im Frieden ruhen. Amen.

Herr erbarme dich unser, Christe erbarme dich unser,

Herr erbarme dich unser.

Vater unser, Ave Maria, Ich glaube... Amen.

 

(Königliche Hals-Zierde 1848: 13-14)

 

Gebete an Wochentagen:

5. Montag bringen wir dir Bitten dar, der Schutzengel heiligen Schar.

Du Engel Gottes, Schutzgeist mein,

o lass mich Dir empfohlen sein;

trag' mein Gebet zu Gott hinauf

und schirme meines Lebenslauf.

Wenn Ungeduld mein Herz beschwert

und Trost in Angst und Not begehrt,

sei Du mein Schutz und Führer hier

und weich' zeitlebens nicht von mir.

Beschütz' mich auch im letzten Streit,

auf meinem Weg zur Ewigkeit,

daß wenn mein Aug' im Tode bricht,

mir hell erstrahlt das ew 'ge Licht.

 

Dienstag ehren Dich, Skt. Anna wir, wendend um Fürsprache uns zu

Dir.

O, Mutter Anna, fromm und gut,

in deine mütterliche Hut

empfehl' ich voll Vertrauen mich,

als Vorbild doch verehrend Dich.

Du hast Maria treu gepflegt,

der Tugend Schmuck in ihr gehegt,

zum Himmel ihren Sinn gelenkt,

so daß Gott reichste Gnad' ihr schenkt'.

Auf deine Fürbitt' will ich bau 'n,

mich Deinem Schütze anvertrau 'n

und wandeln jenen Tugendpfand,

den stets Dein Fuß gewandelt hat.

 

Mittwoch rufen wir Skt. Josefan, dessen Fürbitt' viel bewirken kann.

O, heiliger Josef, Gottesmann,

Nährvater Jesu, hör' mich an,

und neige hilfreich Dich zu mir,

wenn ich um Beistand steh' zu Dir.

Du hältst den Gottessohn am Arm,

auf Deinem Herzen ruht er warm;

Dein Flehen wird von ihm erhört,

um was Du bittest, Dir gewährt.

O, heiliger Josef, Schutzpatron,

erbitt' mir Gnad' beim Gottessohn,

sei hilfreich mir in Seelennot

und fleh 'für mich um sei 'gen Tod.

 

Der Donnerstag istßr alle Zeit dem heiligsten Sakrament geweiht.

Der Gottmensch ist mit Fleisch und Blut

zugegen als das höchste Gut

Im hochheiligsten Sakrament,

der Preis und Lob sei ohne End'.

O, welche Gnad', Herr Jesu Christ,

der Menschheit hier erwiesen ist!

Wer Dich genießt in dieser Zeit

wird leben für die Ewigkeit.

O, Gotteslamm, voll großer Huld,

Du tilgest unsre Sündenschuld;

Dich bet' ich an und fleh' zu Dir:

vermehre Deine Lieb' in mir.

 

Freitag denk' besonders reuig dran, was Dein Heiland hat für Dich

getan.

O, Du mein Heiland, Herr und Gott,

Du littest für mich bittren Tod

und hast so innig mich geliebt,

ich aber hab' Dich oft betrübt.

Verstoß mich, Sünder, nicht von Dir,

und spende Deine Gnade mir,

laß Deines Kreuzestodes Sein

an mir, Herr, nicht verloren sein.

Ich fleh' zu Dir voll Reu' und Leid

Um Gnade und Barmherzigkeit;

Zu Deinem Kreuz blick' ich hinauf,

dort quillt die Gnad' im vollsten Lauf.

 

Der Samstag soll der heil. Jungfrau rein, der Himmelskönigin gewidmet

sein.

Ich grüße Dich, o Jungfrau rein.

Du Königin und Mutter mein,

die unser Heiland hat bestellt,

zur Mittlerin der Christenwelt.

Gegrüßet seiest Du, Maria rein,

voll Gnade ist die Seele Dein;

der Herr der Gnade ist mit Dir,

Du bist der Jungfrau 'n höchste Zier.

O, wolle, Gottesmutter rein,

mir armen Sünder gnädig sein

und flehe für mich in dieser Zeit,

mir hilfreich sein im Todesstreit.

 

Der Sonntag ist dem Lob geweiht der heiligsten Dreieinigkeit.

Gelobt sei und gebenedeit,

o heiligste Dreieinigkeit!

Demütig Dich mein Glaube preist,

Gott Vater, Sohn und hl. Geist.

Verleih' mir jene Glaubenskraft,

die mir das ew 'ge Heil verschafft,

daß ich, erlöst durch Jesu Blut,

einst ihn erschau', das höchste Gut.

O, heiligste Dreieinigkeit,

gib Frieden aller Christenheit,

daß sie von jeder Trübsal frei

ein Hirt und eine Herde sei.

Jesus, Maria und Josef!

Euch schenke ich mein Herz und Seele. (100 Tage Ablass)

Jesus, Maria und Josef!

Steht mir bei im letzten Todeskampfe. (WO Tage Ablass)

Jesus, Maria und Josef!

Möge meine Seele mit Euch in Frieden scheiden. (100 tage Ablass)

(Fromme Gebete der christlichen Seele zu Gott und jenen Heiligen, denen die Tage der Woche geweiht sind. Ohne Erscheinungsjahr und Verlagsort.)

 

Gebete bei anderen Angelegenheiten: Gebet eines Kranken:

6. Geliebtester Jesu!

Der Liebe deines göttlichen Herzens zugeschickt hast, nehme ich mit Ergebung aus deiner Hand an und opfere sie dir mit der nämlichen Liebe, mit der du sie mir gesendet hast, auf. All meine Leiden und Schmerzen lege ich in dein heiligstes Herz, damit sie dort vervollkommnet und mit deinen Leiden vereinigt dem himmlischen Vater ein wohlgefälliges Opfer werden. In meinen Schmerzen ist es mir jetzt unmöglich Gott, meinen Vater, zu loben und zu preisen, wie ich es schuldig bin. Mögest du, o Jesus, dafür deinem himmlischen Vater jene Verherrlichung und jene Danksagung weihen, welche du ihm einst am Kreuze dargebracht hast. Ich bitte dich auch, du wollest mir von jener Geduld mitheilen, mit welcher du all deine Leiden auf dich genommen und getragen hast, damit so an mir der Wille deines himmlischen Vaters vollbracht und mein Leiden mir zum Verdienste werde. Amen.

(Herr bleib' bei uns ?: 189-191)

 

7.  Zu St. Rochus, wider die Pest:

Getreuer Diener und Freund Gottes, heiliger Rochus! Der du so manche mit der Pest Verhaftete geheilet, endlich auch mit der Pest verhaftet, aber durch deinen Engel davon bist befreiet worden, welcher dir auch ein Täfelein gebracht und dich schriftlich versichert hat, daß also dich ehren und anrufen würden, von der Pest sollen befreiet bleiben. Auf dies Versprechen(?) ich ein großes Vertrauen, und rufe deine Fürbitte bei Gott an, daß er mich um deinetwillen vor der leidigen Pest bewahren wolle. Erhöre meine demütige Bitte, o heiliger Rochus! Und wenn(?) mal diese giftige Seuche sollte einreißen, so(?) dich dieses meines Gebetes, und lass mich(?) dann spüren, wie große Kraft du habest denen helfen, welche dich treulich verehren. Amen.

 

8.  Zu St. Sebastianus, wider die Pest:

Großmächtiger Ritter Christi, heiliger Sebastianus! Der allmächtige Gott hat dich zu einem Patron wider die Pest gesetzt und durch eine himmlische Offenbarung erklärt, daß man dich in solcher Not solle anrufen. Ich grüße und ehre dich mit andächtigem Herzen, und erwähle dich zu meinem Beschützer wider die leidige Seuche. Bewahre mich vor der Pest der Seele und von schweren Anfechtungen und Missetaten. Ich empfehle mich in die heiligen Wunden, welche dir von den Pfeilen sind geschossen worden, auf (?) du mich in denselben vor dem gerechten Zorne Gottes bewahrest. Amen.

(Frau Rossmann, 2001. Beide Gebete befinden sich auf Blättern, die aus einem unbekannten Gebetbuch stammen.)

 

9.   Ein Gebet zum gekreuzigten Jesu Christi um einen glückseligen Tod:

O Herr Jesu Christel Durch die Bitterkeit deines Leidens, welche du am Stamme des Kreuzes meinetwegen hast ausgestanden, vornehmlich: da deine allerheiligste Seele aus deinem gebenedeiten Leib geschieden ist: erbarme dich meiner armen Seele in der Stunde meiner Todesangst und Absterbens. Amen.

(Gebet zu dem gekreuzigten Jesu Christi um ein seliges Ende. Budapest, ohne Erscheinungsjahr. Druck von Bagó & Sohn.)

 

10.  Ein Gebet zum hl. Wendelin:

O du mächtiger Helfer in allen Nöten, heiliger Wendelin! In gegenwärtiger gemeiner Not flehe ich zu dir, und rufe deine große Hilfe vertraulich an. Ach siehe, wie der erzürnte Gott uns so hart heimsuchet, und unser Verbrechen an dem armen Vieh rächet. Ach siehe wie unser armes Vieh so elendlich daher gehet, und so erbärmlich zu unserem großen Schaden abstirbt. Der liebe Gott hat dich zum sonderlichen Patron wieder die Seuche des Viehes verordnet, weil du dich wiewohl du ein geborner königlicher Prinz wärest, sogar erniedriget hast, daß du dich nicht geschämet, Schweine, Kühe und Schafe zu hüten, wie auch in dieser deiner Hut ein so heiliges Leben geführet hast, daß die lieben Engel vom Himmel gekommen, und die Hütung des Viehes geholfen haben. Wegen dieser tief esten Demut bitte ich dich o du frommer Hirt, lieber St. Wendelin ach erbarme dich meiner und meines Viehes und behüte es vor gegenwärtiger Seuche; stelle dem erzürnten Gott vor Augen, wie tief du dich ihm zu lieb erniedriget hast; stelle ihm vor Augen, was für ein strenges Leben du ihm zu lieb geführet hast; stelle ihm vor Augen , wie viel du ihm zu lieb auf Erden gelitten hast, erinnere ihn, wie er dich denen armen Leuten zum Trost zu einem allgemeinen Patron wieder die Seuche des Viehes gemacht hat, und wegen diesem allen bewege ihn, daß er seinen gerechten Zorn von uns abwende, und

uns um deinetwillen in Gnaden heimsuche. Endlich siehe auch an das große Vertrauen, so ich zu dir trage, o lieber Wendelin und mein demütiges Gebet, so ich vor dir ausgieße: und erbarme dich meiner, die weil ich deiner Hilf so sehr bedürftig bin.

Dir befehle ich mich und mein armes Vieh, und verhoffe festiglich du werdest dein mildes Herz gegen mich erzeigen, und mein inbrünstiges Gebet gnädiglich erhören. Amen

(Ein schönes Gebet zum Hl. Wendelin. Budapest, ohne Erscheinungsjahr. Druck von Bagó & Sohn)

 

11. Kriegsgebet:

Andächtiges Marien-Kriegsgebet    ,

Maria, seh 'wir wenden,

Das Auge Himmelwärts,

Mag' Licht und Trost uns spenden

Dein treues Mutterherz.

2)  Seh' an das Meer von Leiden

Das uns der Krieg gebracht

So mancher musste scheiden

Versang in Todesnacht.

3,Nun ruht in fremder Erde

Manch' Mutter braver Sohn,

Das Himmeltrost ihr werde

Fleh'Du an Gottes Thron.

4,Manch treubesorgter Gatte

Verließ sein ganzes Glück,

Daß er auf Erden hatte

Doch nie kehrt er zurück.

5,O tröste Du die Seinen

Und nimm sie an dein Herz,

O stille du ihr Weinen

Und lindere ihren Schmerz.

6,Du Mutter voll der Güte

Zu helfen stets bereit,

O schütze und behüte

Uns in der schweren Zeit.

7,Und voll Vertrauen wenden

Den Blick wir Himmelwärts,

Mag' Licht und Trost uns spenden

Dein treues Mutterherz.

8,O liebe gute Mutter

O allerseligste Jungfrau rein,

Zu dir rufen wir Deine Kinder

Zu dir in Himmel nein.

9)  O liebe gute Mutter

Erhöre unsere Bitte,

Seh' wie unsere Herzen

So schwer der Kummer drückt.

10)O liebe gute Mutter

Seh' an das Schmerzenbild

Wie tausend tausend Väter

Von Weib und Kinder

In blutigem Schlachtfeld sind.

11)0 liebe gute Mutter

Seh' an das Schmerzenbild,

Wie Tausend viele Kinder

Von ihren Eltern, im weiten Schlachtfeld sind.

12,O liebe gute Mutter

Seh' wie sie kämpfen

Mit aller ihrer Macht

Doch zum Krieg und Frieden

Brauchen wir die Gottes Macht.

13,Der Sieg der ist bei Jesus

Bei Gott bei höchsten Thron

Darum wollen wir ihn jetzt bitten,

Daß er sich erbarmen soll

Und uns den Sieg und Frieden Bald verleihen soll.

14)  O Jesus, Dein Herz ist ja so gütig

Du verlassest deine Kinder nicht

Darum wollen wir Maria bitten,

Daß sie jetzt unsere Fürsprecherin ist.

(In einem Groschenheft ohne Titelblatt.)

Mit dem Wetter verbundene Gebete:

 

12. Ein Gebet um Regenwetter:

Allmächtiger Gott! Der du vor Zeiten zu Salamon gesprochen hast: Wenn ich den Himmel werde verschließen, und keinen Regen fließen lassen: mein Volk aber sich wird bekehren, und in meinem Tempel wird mich anrufen, so will ich sie vom Himmel erhören und ihr Land heilen und fruchtbar machen. Wir erinnern dich dieses deines Versprechens und bitten dich, du wollest es uns erfüllen. Sieh! Wir bekehren uns mit bereuenden Herzen zu dir, und rufen dich in diesem deinem Tempel andächtig an, du wollest aus Gnaden den Himmel eröffnen, und einen heilsamen Regen herabfließen lassen; erhöre uns von dem hohen Himmel, o gütiger Gott!

Und nach deiner freiwilligen Versprechung heile und befeuchte unser ausgedörrtes Land o Christe Jesu! Der du am Ölberg mit deinem blutigen Todesschweiß die Erde befeuchtet, und am heiligen Kreuz aus deinen heiligen fünf Wunden den Berg Kalvarie mit deinem rosenfarbenen Blut begossen hast. Wir bitten dich durch diesen hochwürdigen, göttlichen Segen, beschere uns einen heilsamen und fruchtbaren Regen! Erquicke das erhitzte Land und das matte, so sehr ausgetrocknete Erdengewächs. Wir bitten dich auch durch die vielfältigen heißen Zähren, welche aus deinen Augen fließend, die Erde benetzet haben; durch die Zähren, so Maria, deine Mutter, dich über uns billig erzürnten Gott zu besänftigen, so häufig vergossen hat; ja durch unsere Zähren, welche wir vor lauter Reue und Schmerzen über unsere begangenen Sünden vor deinen göttlichen Füßen ausgießen; erhöre unser Bitten, und verleihe uns einen warmen, heilsamen Regen, damit wir deine Güte in der Tat erfahren, und also erhöret, deinen heiligen Namen herrlich preisen und erhöhen möge, Amen.

(Großer goldener Himmel-Schlüssel 1907: 446-447)

 

13.  Gebet um schönes Wetter:

In dieser gegenwärtigen Not rufen wir armer Sünder zu dir, unserm himmlischen Vater und bitten dich durch Jesum Christum, deinen Sohn, daß du dich unser erbarmest. Ach: Siehe das jetzge elende Wetter an, welches den Heben Erdgewächsen so schädlich ist, und es an ihrem Gedeihen merklich behindert. Wir wissen, o Gott!

Das dies elende Wetter nicht von ungefähr, sondern von deiner göttlichen Anordnung herkomme, und durch dich allein könnte verändert und Verbessert werden. Darum fallen wir dir demütig zu Füßen, und bitten dich Durch deine unendliche Allmacht, daß du dies rauhe, kalte, nasse und Verderbliche Wetter Verändern wollest. Christe Jesu! Der du bist und Genannt wirst die Sonne der Gerechtigkeit, zeige uns die Freundlichkeit Deines Angesichtes und laß uns den lang gewünschten lieben Sonnenschein Wieder aufgehen. O Jungfrau Maria! Die du bist und genannt wirst, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, erfreue uns mit der Lieblichkeit deines Angesichtes, und erwerbe uns von Gott den lieben Sonnenschein. O ihr lieben Heiligen Gottes! Die ihr gleichwie die klare Sonne im Himmel Leuchtet, wendet durch eure Fürbitte von uns das unfreundliche Wetter ab, und erbittet uns wieder den erfreulichen Sonnenschein. O lieber, gütiger Gott! Erhöre unsere demütige Bitte, damit wir destomehr in deiner Liebe Entzündet und desto eifriger im Gebete werden, wenn wir nämlich erfahren daß du uns ohne unser Verdienst aus lauter Gnaden erhöret und mit lieblichem, schönem Wetter erfreuet hast. Amen.

(Großer goldener Himmel- Schlüssel 1907:445-446)

 

14.  Familiengebet zur Zeit des Gewitters:

Wir armen Sünder (Wir bitten Dich, erhöre uns!)

Daß du uns verschonest - (Wir bitten Dich, erhöre uns! -wird bei jeder

Bitte wiederholt).

Daß Du uns verzeihest-

Daß Du uns barmherzig seiest-

Daß Du uns Gnaden erzeigest-

Daß Du uns bewahren wollest-

Daß Du uns erhalten wollest-

Daß Du uns aus der Gefahr erretten wollest-

Daß Du uns vom Gewitter befreien wollest-

Daß Du uns vor der Schlange behüten wollest-

Daß Du die trüben Wolken zerteilen wollest-

Daß Du die grimmigen Sturmwinde zerschlagen wollest-

Daß Du das liebe Getreide bewahren wollest-

Daß Du die Äcker und Gärten ohne Schaden erhalten wollest-

Daß Du vor dem jähen Tode beschützen wollest...

Von allen Übeln- erlöse uns, o Herr!-

Von aller Sünde- von aller Gefahr-

Von allem Schaden- von gegenwärtigen Ungewitter-

Vom gefährlichen Wolkenbruche- vom verderblichen Hagel-

Vom grausamen Sturmwinde- von entsetzlichen Blitzen-

Vom schädlichen Einschlagen- Von grimmiger Feuerbrunst- erlöse uns,

o Herr! Amen.

(Erhebet die Herzen 1936: 259-260)

 

15.  Gebet um heiteres Wetter:

O Herr! Wir rufen zu dir empor: Erhöre unser demütiges Flehen und schenke uns eine milde, heitere Witterung; damit wir, die wir für unsere Sünden nach Gerechtigkeit gezüchtigt, durch die zuvorkommende Barmherzigkeit nun auch deine Milde erfahren, durch Jesus Christus Deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Erhöre, o Herr! Unsere Stimme, mit der wir zu dir rufen und gib uns Auf unsere Bitte und Wünsche ein schönes, heiteres, gutes Wetter, damit wir, die wir mit Recht wegen unserer Sünden gestrafet werden, die Barmherzigkeit deiner Güte und Milde fühlen mögen. Allmächtiger! Wir bitten deine Güte, daß du das überflüssige Regnen einhalten und dein heiteres Angesicht über uns erscheinen zu lassen dich würdigen wollest, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

(Erhebet die Herzen 1936: 260-261)

 

16.  Ein Regenlied:

Bitte bei anhaltend trockener Witterung (Im Tone: Strenger Richter)

1. Gott voll Macht, voll Duld und Güte,

Mit Vertrauen im Gemüte

Blicken wir hinauf zu Dir,

Flehen um deine Hilfe wir!

Du verlassest nicht die Deinen,

Hörest, wenn wir trostlos weinen,

Kennest wohl, kennest wohl,

Kennest wohl, was uns gebricht.

Bist der Deinen Zuversicht.

2, Sieh , der Sonne Gluth verzehret,

Was du gnädig uns bescheeret;

Es erstirbt der Bäume Grün,

Sadt und Früchte welken hin.

Wies 'und Flur im Trauerkleide,

Uns 're Herden auf der Weide

Rufen Dich, rufen Dich,

Rufen Dich um Labung an,

Und wir blicken Himmel an.

(Ein Gesangbuch ohne Titelblatt 1919: 124-125)

Abb. 1. Nationalitätendörfer im Komitat Komorn-Gran (2.1)
 
Abb. 2. Blick auf das DorfTarian Abb. 3. Die römisch-katholische Kirche
 
Abb. 4. Rosenkranzzettel aus dem Jahre 1916
 
Abb. 5. Das Wappen von Tarian
 
Abb. 6a. Das Titelblatt des Heftes „Fromme Gebete
 
Abb. 6b. Das Gebet am Montag
 
Abb. 6c. Die Gebete am Dienstag und Mittwoch
 
Abb. 6d. Die Gebete am Donnerstag und Freitag
 
Abb. 6e. Die Gebete am Donnerstag
 
Abb. 7. Das Titelblatt des Groschenheftes
„ Das bittere Leiden und Sterben Jesus und Maria". Budapest 1894
 
Abb. 9. Das Titelblatt des
Groschenheftes „Das Gebet zum Heiligen Wendelin "
 
Abb. 8. Die Statue des hl. Rochus
 
Abb. 10. Das Gebetbuch
„ Gebetwacht". Temesvár 1915
 
Abb. 11. Das sog. Annabild
 
Abb. 12. Das beschädigte Titelblatt des alten Buches
„Schmuckers güldener Äepfel in silberne Schaale ". Zürich 1735
 
Abb. 13. Umschläge von Gebetbüchern
 
Abb. 14. Umschläge von Gebetbüchern
 
Abb. 15. Gnadenbilder
 
Abb. 16. Aufzeichnungen am Ende eines Gebetbuches
 
Abb. 17. Das Titelblatt des Groschenheftes
„ Gebet, das vor dem Marienbild,
welches Herberge suchend
herumgetragen wird, am ersten Tag
gemeinschaftlich gebetet wird"Innsbruck
 
Abb. 19. Das Titelblatt des Groschenheftes
„Die heiligen sieben Himmelsriegel". Maria Einsiede! 1780.
 
Abb. 20. Das Titelblatt des Groschenheftes „Der heilige Brief. Pest 1868

 

Csík-Huber Tünde: A tarjáni németek népi vallásossága

A szerző munkájában az Esztergom-Komárom megyében található Tarján község németajkú lakossága népi vallásosságának, imaéletének megnyilvánulásait vizsgálja, melynek alapját a helyi lakosokkal folytatott beszélgetések illetve magnófelvételek alkotják. Az imádságokat tematikusan tagolva adja közre a szerző: az egyházi év egyes szakaszaihoz, főbb ünnepeihez kötődő, a veszélyek, katasztrófák, szerencsétlenség idejére jellemző illetve egyes szentekhez kötődő imádságok szövegei bepillantást engednek a falusi lakosság mindennapjait átható elmélyült imaéletbe és hagyománytiszteletbe. Az imádságok többféle változatban maradtak fenn, mely a szóbeli áthagyományozásra vezethető vissza. Külön kerülnek tárgyalásra a magyarországi németség körében igen elterjedt Mária-tisztelethez kapcsolódó szövegek, imádságok, rózsafüzér illetve a falusi életforma kereteit meghatározó munkafolyamatok illetve a gazdasági év által ihletett imádságok. A falusi lakosság által különösen kedvelt szentekhez (Mária, Szent Anna, Szent Antal, Szent Flórián stb.) is intéztek imákat. Jellemzőek voltak a zarándoklatok is, melyekről a résztvevők imakönyveket, szentképeket és a zarándokhely szentjének tiszteletét vitték magukkal haza. A szerző az imakönyvek különböző korosztályoknak szóló felsorolását is közli munkájában. A melléklet a tarjáni németség körében elterjedt hosszabb imádságokat közli téma szerint rendszerezve illetve az általuk használt imakönyvek fedlapjait mutatja be. Csík-Huber Tünde munkája a tarjáni németajkú lakosság vallásos életének bemutatásával a mindennapok és a hit összefüggéseit vizsgálja és a magyarországi németségre általában jellemző képet rajzol.

 

Tünde Csík-Huber: Vernacular religiosity among the ethnic Germans in Tarján

The author examines the vernacular religiosity of the German speaking inhabitants of the village of Tarján in Esztergom-Komárom county. The study is based on audio recordings and conversations with people living in the commune. The examined prayers are listed in thematic order, partly in connection with the clerical year and its holidays. Other categories include prayers related to dangers and misfortunes as well as prayers to saints, which all represent the common religiosity and traditionalism of the people in the village. The prayers are preserved in different versions, a fact that is attributed to oral tradition. A Special section is devoted to texts, prayers and beads related to the cult of Mary, which is widespread among ethnic Germans in Hungary. Prayers to Saint Ann, Saint Anton and Saint Florian demonstrate the adoration of these saints by the people of the village. Other prayers are inspired by everyday life and the economic year of the village. Pilgrimages were typical in religious life and those participating brought back prayer-books, devotional pictures and the adoration of the places of pilgrimage. The author lists these prayer-books in the order of the age groups they are aimed at. By describing the religious life of the German speaking people of Tarján the author examines the connection between religion and everyday life and provides a characteristic picture of the Germans in Hungary in general.

 


  1. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Götz.
  2. Mündliche Mitteilungen von Frau Maria Fülöp.
  3. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Schatz.
  4. Mündliche Mitteilungen von Frau Maria Kahn.
  5. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Schatz.
  6. Aus einem Groschenheft ohne Titelblatt, von Engel I. Pécs.
  7. Aus dem Groschenheft „Gebet in bedrängten Zeiten" Pécs, von Wessely und Horváth.
  8. Aus einem Groschenheft, ohne Titelblatt.
  9. Mündliche Mitteilungen von Frau Elisabeth Götz.
  10. Die Schulausstellung ist in der Tarianer Grundschule zu besichtigen.
  11. Das Groschenheft „Die heil, sieben Himmelsriegel". Maria Einsiedel, 1780: 3-4.
  12. Dasselbe, S. 3.
  13. Dasselbe, S. 2-3.
  14. Das Groschenheft „Die heiligen sieben Himmelsriegel, welche ein frommer Einsiedler von seinem H. Schutzengel bekommen und der Traum unserer lieben Frau." Budapest, o.J., Druck von E. Bartalits.

 

  
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