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Zusammenfassung

 

Felsőszölnök – die westlichste Ortschaft Ungarns – liegt im Komitat Vas, 14 Km von Szentgotthárd entfernt, und ist ein beim Zusammentreffen der ungarischen, österreichischen und slowenischen Grenze und Kultur angesiedeltes Dorf. Vier Kilometer vom Ortszentrum entfernt, in 384 Meter Höhe, am Treffpunkt der ungarischen, österreichischen und slowenischen Grenze steht der mit den Wappen der drei Länder geschmückte Dreiländerstein.

90 Prozent der Bevölkerung sind slowenischer Nationalität. Sie bewahrten ihre traditionelle slowenische Kultur und ihren archaischen slowenischen Dialekt bis heute. Die Geschichte des Dorfes wurde jetzt monographisch zum ersten Mal aufgearbeitet. Im durch den „Eisernen Vorhang” isolierten Dorf gab es vor 1989 weder zu archäologischen Grabungen noch zu historischen Forschungen Möglichkeiten. In diesem Band wurde der Versuch unternommen, die Geschichte des Ortes aufgrund originaler Archivdokumente und der wenigen, veröffentlichten Publikationen aufzuzeichnen.

Die geographischen Gegebenheiten und die Pflanzenwelt deuten auf eine subalpine Landschaft hin. Das Gebiet des Dorfes gehört zum größten Naturschutzgebiet des Landes, zum Naturschutzgebiet Őrség, und bildet auch einen Teil des grenzüberschreitenden Dreiländernaturparks Őrség – Raab – Goričko. Von den vielen Raritäten findet man hier, bei Felsőszölnök den einzigen Gedeihort der Pflanze Teucrium scorodnia. Die charakteristischen Formen der traditionellen Landwirtschaft – die Ackerwirtschaft mittels Erdaufwurf, die auf der Ernte der Feldwiesen basierende Viehzucht und der Fehmelbetrieb in der Forstwirtschaft – sind bis heute lebendige Elemente der Landwirtschaft in Felsőszölnök.

Das sich auf hügeligen Gebieten erstreckende Dorf hat zwei Ortskerne, was darauf hinweist, dass es durch das Zusammenschmelzen zweier Ortschaften entstand. Auf dem heutigen János-Berg stand wahrscheinlich das Dorf, das die Quellen unter dem Namen Ivánfalva (1387) erwähnen. Das Zentrum der heutigen Siedlung erstreckt sich neben der Hauptstraße in einem Tal, die auf den Hügeln erbauten Häuser stehen in kleineren Gruppen. Die vielen Bewohner mit gleichem Familiennamen unterscheiden sich nach der Benennung der Häuser und der Zugehörigkeit zu einer der Hausgruppen, sie sprechen einander auch so an.

Die in der unmittelbaren Umgebung ausgeführten slowenischen archäologischen Grabungen legten bei Felsőszölnök Reste einer Siedlung aus der Kupferzeit frei. Den historischen Quellen zufolge ließen sich hier die Vorfahren der im Komitat Vas lebenden Slowenen – auf dem Gebiet zwischen den zwei Flüssen Raab (Rába) und Drau (Dráva) – in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts – mit den Awaren zusammen – nieder. Sie gehörten im 9. Jahrhundert zum Fürstentum von Pribina und Kocel in Unterpannonien. Der größte Teil der Slawen in Unterpannonien assimilierte sich zu den Ungarn schon für das Ende der Arpadenzeit.

Der kleinere Teil kam auf das Gebiet des westlichen Grenzverteidigungssystems (gyepüelve), und lebt seit mehr als einem Jahrtausend zusammen mit den Ungarn. Die Slowenen im heutigen Komitat Vas sind die Nachkommen dieser Slawen aus Pannonnien.

Felsőszölnök gehörte zum Dominium Dobra (heute Neuhaus, Österreich), der erste Gutsherr war der Abt der Zisterzienser in Szentgotthárd (1183–1391), danach die Großbesitzerfamilie Széchy (1391–1528). 1642 bekam Adam Batthyány das Gut. Das Dominium und damit die Herrschaft der Batthyány-Familie bestand bis zu der Leibeigenenbefreiung.

Felsőszölnök wurde zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahre 1378, damals noch mit Alsószölnök zusammen, als ein einziges Dorf erwähnt: mit dem Namen Zelnuk superior. Dem ungarischen Ortsnamen Szölnök entspricht das deutsche Wort Zemming und das slowenische Senik. Seine Bedeutung ist: „Feldwiese, Heuboden, Heuscheuer”.

An Weihnachten des Jahres 1640 brach eine türkische Truppe aus Kanizsa in das Dorf, das sich als erste der Ortschaften des Dominiums von Dobra den Türken unterwerfen musste, ein. Im 16–17. Jahrhundert lernten auch die Gutsherren der zwischen der Raab und der Mur lebenden Slowenen die Lehren der Reformation kennen. Als sie die neue Religion annahmen, mussten auch ihre Leibeigenen zu einer anderen – zuerst kalvinistischen, dann lutherischen – Konfession übertreten; ganz im Sinne des Prinzips: Cuius regio, eius religio”. Für die slowenischen Leibeigenen bedeutete die neue Konfession auch die Möglichkeit der Aneignung des Schreibens und Lesens in der Muttersprache.

Die Überbevölkerung des unfruchtbaren Landes, die wenig entwickelte Industrialisierung und das traditionelle Erbrecht trugen dazu bei, dass viele aus Felsőszölnök auf die von ihrem Wohnort weit entfernt ausgeführte Saisonarbeit angewiesen, oder zur Auswanderung gezwungen waren. Anfangs arbeiteten sie bei der Ernte oder beim Mähen in den Komitaten Zala und Somogy, am Ende des 19. Jahrhunderts – mit der Verbreitung der Zuckerrübe – vor allem als „Rübenarbeiter” in den Komitaten Baranya, Győr-Sopron und Pest. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verdienten sie vor allem auf den Besitzgütern im Komitat Vas und bei Bauarbeiten in Österreich ihren Lebensunterhalt. Zwischen 1936–1938 ergab sich eine Gelegenheit zur Gastarbeit in Deutschland.

Nach dem zweiten Weltkrieg konnte in Felsőszölnök keine Landesproduktionsgenossenschaft gegründet werden, in den Betrieben von Szentgotthárd fand man in größerem Maße erst seit den 60er Jahren Arbeit. Die Saisonarbeit blieb deshalb weiterhin eine wichtige Einnahmequelle. Die Ortsbewohner arbeiteten im Sommer bei der Weizenernte, im Herbst bei der Ernte des Maises und der Zückkerrübe.

Nach dem ersten Weltkrieg änderte sich die Grenze und die Staatsgewalt während 10 Monaten sechsmal. Nach der Festlegung der Grenzen, wurde der Dreiländerstein im Jahre 1922 am Treffpunkt der drei Staatsgrenzen errichtet.

Von der zweiten Hälfte der 40er Jahre bis zum Ende der 80er dauerte die Ära des „Eisernen Vorhanges”. Der „Eiserne Vorhang” bestand anfangs aus Drahthindernissen, Minenfeldern, Spurensicherung und aus einer Kontrollzone in den inneren Gebieten des Landes. 1956 wurden an der ungarisch-jugoslawischen Grenze die Minen entschärft und das Drahthindernis beseitigt. Am Anfang der 70er Jahre sollte der „Eiserne Vorhang” gemildert werden, von da an bestand er nur aus einem Drahtzaun mit Schwachstrom. Bis zum 1. August 1989 wurde er vollständig abgebaut.

Nach dem politischen Systemwechsel wurde die Isolation des Dorfes durch den Abbau des „Eisernen Vorhanges” und den neu eröffneten Grenzübergang Felsőszölnök-Martinje beseitigt. Hier kam es 1990 zur Gründung des Bundes der in Ungarn lebenden Slowenen, der die erste kulturelle Organisation der Slowenen ist. Die Landesverwaltung der Slowenen hat ihren Sitz seit 1994 in Felsőszölnök. Die Ortsverwaltung wurde 1994 in eine Minderheitenverwaltung umorganisiert. Seit 1998 arbeitet neben der Ortsverwaltung auch eine selbständige Minderheitenverwaltung.

Für die Bevölkerung von Felsőszölnök ergeben sich für die Zukunft weitere Perspektiven durch die schöne Landschaft, die unter Naturschutz steht, durch die Gebirgsluft, durch den Grenzübergang, der zu einem internationalen Übergang erklärt wurde und durch den Dreiländerstein als unikale Sehenswürdigkeit. All diese und die Gastfreundschaft der Bevölkerung versprechen einen Aufschwung im Tourismus, der auch den Lebensunterhalt der Einwohner sichern könnte.

 

 

  
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