Ivánc liegt am westlichen Rande der Hügellandschaft im Komitat Vas (Vasi Hegyhát), auf dem Plateau zwischen den zwei Flüssen Raab (Rába) und Zala. Die Geschichte des alten Dorfes Lugos, dessen Name heute nur in einem Flurnamen im Ortsgebiet weiterlebt, bildet einen organischen Bestandteil der Vergangenheit von Ivánc. In den vielen Jahrhunderten verband sich diese Geschichte mit der Entwicklung der verwaltungs-mäßig zu Ivánc gehörenden zwei Nachbardörfer Hegyhátszentmárton und Viszák.
Die Gründung der Ortschaft geht in die Zeit des ersten Königs, des Hei-ligen Stephans zurück, und fällt mit der Organisation des Komitatssystems zusammen. Die Umgebung des Baches Lugos gehörte zum auf dem west-lichen Rande des damaligen Siedlungsgebiets aufgestellten Grenzverteidigungssystem (gyepüelve) und bildete das Bindeglied zwischen den Flüssen Raab (Rába) und Zala.
Während der Herrschaft von König Adalbert (Béla) III begann die Besiedelung der unbewohnten Grenzzone (gyepüelve), die sich weiter über die eigenen Felder der Wachleute erstreckte. Das Tal des Baches Lugos verlor damit seine frühere Funktion in der Grenzverteidigung. Der König verschenkte die Felder Adeligen aus seinem Gefolge, den Vertretern des Geschlechtes Gatal und Miskolc. Das ursprünglich ungarische Dorf mit dem Namen Lak bekam in der Zeit seines wahrscheinlich ersten Besitzers, des slawonischen Banus Domokos (der Vater des Gespanns Bors) von den slawischen Siedlern den Namen Ivánc (Dorf von Johann).
Nach der Schlacht von Szalafő (1319), die die Beseitigung der Herrschaft der Günser (Kőszegiek) bedeutete, begann eine zwei Jahrhunderte lang andauernde friedliche Epoche, eine Blütezeit. Der neue Gutsbesitzer war die Familie Ajakos aus dem mittleren Adel; ihre Mitglieder leisteten Militärdienst. Nach einer Zeit richteten sie das Zentrum ihrer Güter hier ein; in ihrem Namen führten sie Ivánc als Adelsprädikat mit.
Nach der allgemeinen Unsicherheit in den Jahrzehnten nach der Schlacht von Mohács (1526) bedeutete das Jahr 1582 die Entscheidung: das Dorf musste von da an den Türken, die das größte Teil des Landes besetzten, Steuer zahlen. Die Familie Ivánczy verließ ihre Schlösser und zog in die Städte des „königlichen Ungarns” bzw. nach Surány. Sogar das Überleben des Dorfes stand auf dem Spiel, die Bewohner mussten vor den türkischen Soldaten dreimal fliehen und den Ort verlassen: im Jahre 1600, 1664 und 1685. Die Bevölkerung nahm an dem Kampf gegen die Eroberer restlos teil. Einige meldeten sich in das Heer von Csákány als Heiduken, die Bauer, die den in Kanizsa ansässsigen Türken arbeiten mussten, halfen den Soldaten der Grenzfestungen mit Spionageaktivitäten.
Auf dem von den Türken belagerten Gebiet verbreitete sich die Reformation schnell. Ivánc war der bedeutendste kalvinistische „Stützpunkt” in der Nähe der kalvinistischen Dörfer in der Őrség.
Der männliche Stamm der Familie, die jahrhundertelang Ivánc beherrschte, und in den letzten drei Generationen ausgezeichnete Staatsmänner hervorbrachte (den Vizegespann Peter Ivánczy, den Kapitän Lukas Ivánczy und den Oberpropst von Raab (Győr) Johann Ivánczy), starb im Jahre 1650 aus. Die Güter gerieten durch die Donation des Palatins an Johann Sigray, den Kapitän der Burg Stomfa im Burgkomitat Preßburg (Pozsony). Von da an bildeten der Name Sigray und der Ortsname Ivánc bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine untrennbare Einheit.
Nach der Vertreibung der Türken aus Kanizsa (1690) nahm die Steuer- und Militärpflicht der Leibeigenen erheblich zu. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Bewohner von Ivánc im Rákóczi-Freiheitskampf auf der Seite der Kurutzen gekämpft haben. Viele Namen dieser Soldaten sind heute bekannt. Inzwischen stellte sich der Gutsbesitzer des Dorfes, der Vizegespann Josef Sigray an die Seite der Habsburger. Damit legte er den Grundstein zur Erhebung seiner Familie in den höheren Adelstand. Josef Sigray erwarb 1724 den Barontitel, sein Sohn Karl 1780 den Grafentitel.
Die von der Kurutzenzeit bis zur Revolution von 1848 andauernde Epoche bedeutete für den Ort einerseits die Konsolidation, andererseits aber auch das Steckenbleiben. 1714 vertrieb Josef Sigray den kalvinistischen Prediger der Siedlung, und richtete ein katholisches Pfarramt ein. Sein Sohn Karl ließ im Jahre 1745 ein neues Schloss in Ivánc erbauen und zog mit seiner Familie aus Surány hierher. Gleichzeitig begann er auch das Herrschaftsgut auszubauen, damit verkleinerten sich die Felder der Leibeigenen.
Die Urbarialregelung von Maria Theresia (1769) verhinderte zwar das Zugrundegehen der Leibeigenenwirtschafte, die neu entstandenen steifen Urbarialverhältnisse standen jedoch jeder Veränderung im Wege. Während der Kriege von Napoleon nahmen die Leibeigenen die ungünstige Regelung des Gutsherrn nicht an. Seit 1813 suchten sie auf gerichtlichem Wege die Lösung: Georg Korán aus Ivánc erkämpfte mit dem Brief des Dorfes sogar eine Audienz bei dem König in Wien. Die Solidarität der Bauer-schicht zeigte sich nie zuvor und auch nicht später so eindeutig. Sie sammelten Gelder, bezahlten einen Vertreter für ihre Angelegenheiten, verfassten Anträge, wenn nötig, gingen sie sogar ins Gefängnis. Unterstützung bekamen sie aus der immer rebellierenden Őrség.
In dem für die ungarische Unabhängigkeit geführten Freiheitskampf von 1848/49 kämpften die Männer aus Ivánc entweder als Nationalgardisten oder als Soldaten auf dem Schlachtfeld. Als Vergeltung wurde der Dorfrichter gefasst und in Untersuchungshaft genommen. Nach den 1848 im Herrschaftsgut Lugos verschwundenen kaiserlichen Soldaten schnüffelten die Österreicher noch jahrelang.
Die Leibeigenenbefreiung wurde in die Tat umgesetzt, indem das Gebiet von Ivánc zwischen den Bewohnern des Dorfes und dem Herrschafsgut Sigray aufgeteilt wurde. Beide besaßen von da an etwa die Hälfte der Felder. Wegen der wirtschaftlichen Übermacht des Herrschaftsguts verengte sich die Möglichkeit der Dorfbewohner zur Erwerbung weiterer Felder.
An der Jahrhundertwende erlebte das Sigray-Gut in Ivánc einen wirt-
schaftlichen Aufschwung, vor allem infolge des Verkaufs des riesigen Wald-bestandes und der günstigen Verpachtung des Herrschaftsgutes in Tác-Pötölle. 1898 begannen mit der Erweiterung des Schlosses eine Reihe von Bauarbeiten, die bis in die 30er Jahre dauerten. Diese Gebäude bestimmen bis heute das Straßenbild des Ortes. Das moderne Sigray-Gut konnte jedoch nur einen Teil der verarmten Bewohner, die die eigenständige Bauernwirtschaft aufgeben mussten, beschäftigen.
Die Bauernwirtschafte wurden wegen der hohen Geburtenrate immer kleiner, die industrielle Revolution, die Einführung verschiedener Maschinen erfasste ihre Wirtschaftsführung gar nicht, sie arbeiteten weiterhin mit den jahrhundertealten Methoden.
Die sowjetische Belagerung begann am 8. April 1945 mit der Verschleppung von 118 Personen, also der männlichen Zivilbevölkerung. Aus dem Lager in Jánosháza kam nur ein Bruchteil von ihnen in die sowjetischen Lager, trotzdem hinterließ dieses Ereignis im Leben fast jeder Familie in Ivánc tiefe Spuren.
Nach der kommunistischen Wende wurde das Sigray-Vermögen auf verschiedene Weise verwertet oder vernichtet. Ein Teil des Vermögens wurde im Angesicht der politischen Verdienste von Anton Sigray nicht verstaatlicht. Das Schloss bekam eine neue Funktion: ein Altenheim wurde hier eingerichtet, das die weitere Entwicklung des Dorfes grundlegend beeinflusste. Heute verdient jeder zweite Ortsbewohner seinen Lebensunterhalt im Heim, das von dem Komitat verwaltet wird.
Die Chronik der Ereignisse der Revolution von 1956 verdient die Aufmerksamkeit, da sich in der kurzen Zeit gewaltige Energien befreiten. Das Dorf zeigte in der Selbstorganisation, in der Solidarität der Gemeinde ein hervorragendes Beispiel. Nach der Niederlage suchten viele, vor allem Jugendliche vor der möglichen Vergeltung im Westen Unterschlupf. Der Priester des Ortes Josef Szigeti verließ mit ihnen das Land.
Die nach jahrhundertealten Traditionen organisierte Bauernwelt wurde in den 60er Jahren durch die „sozialistische Modernisation” auf den Kopf gestellt. In der Zeit der spektakulären technischen Entwicklung – und der im Siegesmamor lebenden Ideologie – verlor die Ortschaft seine zentrale Rolle in der Umgebung. Nach vielen Umorganisationen stand ein Dorf, das seine Rolle und auch seine Hoffnung verlor, auf der Schwelle des politischen Systemwechsels.
1990 wurde die Selbstverwaltung wieder hergestellt, in diesem Jahrzehnt erlebte das Dorf eine schnelle Entwicklung der Infrastruktur, und gewann seinen Stolz zurück. Ivánc blickt im Jahre des Millenniums hoffnungsvoll in die Zukunft.