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Zusammenfassung

 

Der ehemalige Marktflecken liegt am rechten Ufer des Flusses Sió, in der Mitte des Komitats Tolna, zwischen den zwei Landschaftsteilen Hegyhát und Mezőföld. Die durch die Erosion geformten Täler des hügeligen Hegyhát weisen radial in die Richtung der Ortschaft. Am anderen Ufer hatte das Sumpfgebiet entlang der Sió-Sárvíz schon vor der Abwasserung eine Engstelle und bot daher eine günstige Gelegenheit zur Überfahrt. Diese geographischen Gegebenheiten machten die Gegend Jahrtausende lang zu einem begehrten Gebiet für die Menschen, die sich niederlassen wollten. Archäologische Funde aus der Bronzezeit weisen auf das dauerhafte Dasein einer zahlenmäßig bedeutenden Kultur hin; im Dorfgebiet und auf dem sog. „Csont” Berg wurden Töpfe mit Kalkeinsätzen freigelegt. Eine Kontinuität kann freilich nicht festgestellt werden, aber die späteren Funde repräsentieren fast alle historischen Schichten im Karpatenbecken.

Nach der Landnahme gehörte die Gegend zum Siedlungsgebiet der Petschenegen. Der Name von Kölesd taucht in den schriftlichen Quellen erst im 13. Jahrhundert auf. Nach den mangelhaften Angaben, die es gibt, besaß den Ort im 15. Jahrhundert neben der Familie Szerecseny, auch Pipo von Ozora, wenn auch nur vorübergehend. Die wichtige Rolle des Dorfes beweist die Tatsache, daß in diesem Jahrhundert die verschiedenen Versammlungen des Burgkomitats hier abgehalten wurden, und daß im Jahre 1490 die auch die Thronfolge entscheidende Schlacht zwischen den Heeren von Johannes Korvin und Paul Kinizsi hier stattfand.

Die jahrhundertelange friedliche Entwicklung wurde im 16. Jahrhundert durch die türkische Belagerung gestoppt. Das Komitat Tolna und darin auch Kölesd nahm der Sultan in der ersten Hälfte der 1540er Jahre in seinen Besitz. Nach dem Abmarsch der Heere begann eine verhältnismäßig friedliche Periode. In dieser Zeit nahm die Einwohnerzahl des aus Getreide- und Weinanbau lebenden Dorfes sogar zu. Infolge der zweifachen Steuerforderungen und der neu entbrannten Kämpfe am Ende des Jahrhunderts wurde die Siedlung im 17. Jahrhundert entvölkert. Am Anfang der 1700er Jahre lebten hier nach den Rückeroberungskriegen wahrscheinlich Raitzen, aber das Dorf wurde erst nach dem „Rákóczi- Freiheitskrieg” – eine siegreiche Schlacht des Krieges fand gerade bei Kölesd statt – wieder bevölkert. Der neue Gutsherr, Graf Mercy ließ hier neben den Ungarn, die lutherischer und kalvinistischer Konfession waren, deutsche Lutheraner einsiedeln. Damit bildete sich ein sowohl konfessionell als auch sprachlich vielfältiger Ort aus, der inzwischen den Rang eines Marktfleckens erwarb. Nach den Schwierigkeiten des Neubeginns nahm die Zahl der Bevölkerung schnell zu, dementsprechend auch der Tierbestand und auch die Fläche des kultivierten Landes. Parallel zu dieser Entwicklung erhöhte der Gutsherr, die in dem Vertrag der Siedler festgelegten Abgabenforderungen. Weitere Verpflichtungen der Leibeigenen waren die Verpflegung und der Transport der im Ort oft auftauchenden Soldaten. All das führte 1766 ähnlich wie in anderen Dörfern des Komitats Tolna zu Kundgebungen.

Diese Bewegung der Leibeigenen veranlaßte Maria Theresia dazu, die Lage der Fronhöfe und der Dienste zu regeln. Die Bauern in Kölesd verschwiegen unter Einverständnis des Gutsherrn mehr als die Hälfte der von ihnen kultivierten Felder, da sie vor der weiteren Erhöhung der Forderungen der Kammer Angst hatten. Dieser Schritt hatte schwerwiegende Folgen: er ermöglichte dem neuen Gutsherrn Graf Apponyi, einen Teil dieser Felder den Bauern abzunehmen, den sie nach 1848 aus eigener Kraft zurückkaufen mußten.

Zwar wurde der Marktflecken fast zum Sitz des Komitats, dann brachte er es 1818 zum Zentrum des Herrschaftsgutes, trotzdem zeigte sich seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in der Entwicklung der Wirtschaft und der Einwohnerzahl eine absteigende Tendenz. Kölesd erhob sich nicht unter die wirklich bedeutenden Orte des Komitats. Auch die Landwirtschaft hatte ihre Schranken. Immer mehr Bauern blieben ohne Feldbesitz, sie mußten in den Pußtagebieten als Bauernknecht, Tagelöhner, Erntearbeiter ihren Lebensunterhalt verdienen. Die wenigen Handwerker des Dorfes konnten ihre Zünfte erst am Anfang des 19. Jahrhunderts gründen, auch der Handel, die Einnahmen der Märkte blieben unter den der Rivalen: Hőgyész und Gyönk. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts als die Kreissitze organisiert wurden, kam Kölesd nicht mehr in Frage. Die Bevölkerung reagierte auf diese Lage zuerst mit der sinkenden Zahl der neuen Einwohner und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der abnehmenden Geburtenrate.

Für die miteinander rivalisierenden Konfessionen bedeutete das Toleranzpatent von Josef II. die Erlösung von der Bevormundung der katholischen Kirche. Die Lutheraner nutzten die Gelegenheit, sich von dem Dorf Kistormás abzulösen und eine eigene Kirchengemeinde zu gründen. Die führende Rolle im Leben des Marktfleckens hatten weiterhin die Kalvinisten, die die Mehrheit ausmachten. Die konfessionelle Vielfalt wurde durch die Einströmung von Katholiken und Juden weiter geprägt. Die deutschsprachige Bevölkerung assimilierte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so bildete sich eine aus vielen verschiedenen Elementen bestehende örtliche Gesellschaft aus, die sich aber sowohl von dem Deutschtum der Dörfer des Hegyhát als auch von der Welt der Mägde und Knechte in der Pußta des Mezőföld unterschied.

Die Revolution von 1848 befreite die Leibeigenen im Marktflecken sowohl von der Herrschaft des Gutsherrn als auch von den Diensten und Abgaben. Die Bewohner von Kölesd waren bereit, diese Errungenschaften auch zu verteidigen. In der Armee des Freiheitskampfes dienten 148 Soldaten und Nationalgardisten. Die sich entfaltende bürgerliche Entwicklung versprach zwar keine Wende im Leben des Ortes, die Bewohner versuchten jedoch mit den immer schnelleren Veränderungen Schritt zu halten. Bei der Neuorganisierung der Landesverwaltung verlor zwar die Siedlung den Rang eines Marktfleckens, aber als Großgemeinde hatte der Gemeinderat eine große Autonomie.

Die Ortsverwaltung hatte die wenigen Mittel gut verwendet. In der Zeit des Dualismus wurde die Post, eine Apotheke, ein Kindergarten, ein Schlachthof errichtet, die drei großen Konfessionen bekamen eine neue Schule, das Rathaus wurde erneuert. Die Arbeitsstelle eines Kreisarztes, eines Hilfsnotars wurde geschaffen, eine ausgebildete Geburtshelferin arbeitete auch im Dorf. Ein Teil der entstehenden Kosten wurde aus der Verpachtung des Ortsvermögens gedeckt. Am Ende des 19. Jahrhunderts erkaufte die Gemeinde neben der Wassermühle am Bach, auch die Großgaststätte und erwarb auch das Marktrecht.

Der erste Weltkrieg forderte zwar viele Opfer aus der Bevölkerung und verursachte zahlreiche Schicksalsschläge, aber er beeinflußte die Entwicklung des Dorfes nicht in eine andere Richtung. Auf den Feldern der sich weiter bereichernden wohlhabenden Bauern erschienen die ersten modernen Maschinen, die Kunststoffdüngung wurde angewendet, die Züchtung von Fleischschweinen und kaltblütigen Pferden verbreitete sich. Die zahlenmäßig stagnierende Handwerkerschicht veränderte sich, anstelle der alten Berufe wie Stiefelmacher und Weber traten neue, wie Elektriker oder Mechaniker. Auch das Alltagsleben der Menschen befand sich im Wandel. Straßen, Gehsteige wurden errichtet, die Häuser wurden an die Elektrizität angeschlossen, das Radio verbreitete sich, ein Kino wurde eröffnet, ein Fußballplatz gebaut, das Dach der Häuser wurde anstelle der alten Schilfbedeckung mit Ziegeln neu bedeckt. Die jüngere Generation trug nicht mehr den traditionellen Tracht, sondern bürgerliche Kleidung.

Das sich langsam wandelnde Leben des Dorfes wurde durch den zweiten Weltkrieg und seine Folgen völlig verändert. Zum Opfer fielen die nach Auschwitz deportierten Juden, viele Soldaten und die zum Arbeitsdienst in die Sowjetunion verschleppte zivile Bevölkerung. Der Versuch der kommunistischen Gesellschaftsumwälzung vernichtete das auf jahrhundertelange Traditionen zurückgehende Bauerntum, die Bauernwirtschaft; die Landesproduktionsgenossenschaften wurden mit Gewalt organisiert. Die Kleinbetriebe im Ort fielen der Konzentration der Industrie zum Opfer. Die Bevölkerung mußte, um den Lebensunterhalt sichern zu können, entweder in die Städte pendeln oder dorthin ziehen. Dementsprechend nahm die Einwohnerzahl rasch ab, die Bewohner wechselten sich aus. Andererseits wurde eine neue Schule errichtet, der Straßenbau ging voran, die Wohnhäuser bekamen eine bessere Infrastruktur. Im Besitz dieser widersprüchlichen Erbschaft begannen die Ortsbewohner im Jahre 1990, nach dem politischen Systemwechsel ein neues Leben. Ihre Chancen sind heute noch schwer ersichtlich.

 

 

  
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