Mit der Verteilung des Bodenbesitzes bekam die Bevölkerung einige Acker große Besitze.
Wenn man die Gegebenheiten in Betracht zieht, war das in Öpuszta szer für den Lebensunterhalt zu wenig. Offensichtlich hat auch diese Tat sache dazu beigetragen, daß die Einwohnerzahl des Dorfes nach 1945 ei ne abnehme Tendenz zeigt, im Jahre 1960 hat es 2738, 1995 nur 2130 Ein wohner. Allerdings läßt es sich auch damit erklären, daß infolge der gro ßen gesellschaftlichen Mobilität viele in den Städten gelernt und studiert haben, eine beträchtliche Zahl von ihnen blieb dann für immer dort. An dererseits fanden viele infolge der immer besser werdenden Verkehrsmög lichkeiten und der der Industrialisierung der sozialistischen Periode Arbeit in Kistelek, Csongrád, Sándorfalva oder in Szeged. Nach der kürzeren oder längeren Pendelzeit ließen sich viele am Arbeitsort nieder.
Im Zuge der Reorganisierung der Landwirtschaft wurde auch in Öpusz taszer (Sövényháza) eine Landesproduktionsgenossenschaft gegründet. Die se LPG erreichte auch nicht gerade gute Ergebnisse, nicht zuletzt wegen den Gegebenheiten des Gebietes. Die ehemalige „Arpad vezer" Landes produktionsgenossenschaft wurde am Ende der 90er Jahre aufgelöst. We itere Industralisierung fand in der Gegend nicht statt. Arbeitsmöglichkeit bot das verstaatlichte, als sozial- gesundheitliche Institution eingerichtete Pallavicini Schloß.
Im Dorf gibt es heutzutage ein Gemeindehaus, ein Postamt, eine Grund schule mit acht Klassen und ein Kindergarten. Eine Seniorentagesstätte wird auch betrieben, in der vorübergehend auch für längere Zeit Aufnahme gewährt werden kann. Das Budget der Gemeinde beträgt 100 Millionen Fo rint, die Mehrheit der Bevölkerung ist nach dem Durchschnitt mittleren Alters. Bis heute leben viele im Randgebiet. Im Dorf gibt es zwei Lebens mittelgeschäfte und einige in der nahen Vergangenheit eröffnete Kleinge schäfte, eine Arztpraxis, eine Apotheke und eine Bibliothek. Die frühere Benennung Pusztaszer wurde 1973 durch die heutige Öpusztaszer abgelöst.
Die Familie Pallavicini ließ am Ende des vorigen Jahrhunderts einige Ki lometer von dem Schloß entfernt, in Anyas eine Kapelle errichten, die sie als Grabstätte nutzte. Diese wurde nach 1945 wegen der politischen Auf fassung und der menschlichen Unwissenheit geplündert und bis ans Ender der 60er Jahre wurde hier alles weggetragen. 1982 ist es nach vielen Anfragen Karl Pallavicini gelungen, zur Exhumation der restlichen Särge und zur Neubegrabung in Sandorfalva eine Genehmigung zu bekommen.
1970 wurden großangelegte Grabungen begonnen, der damit zusammen hängende wissenschaftliche und zuerst nur gelegentliche Tourismus wur de durch den immer größer werdenden organisierten, nationalen und so gar internationalen Tourismus abgelöst. Der hier errichtete Nationale His torische Gedenkpark zieht mit der immer breiter werdenden Palette der Sehenswürdigkeiten mehrere hunderttausend Besucher im Jahr an. Im Zu sammenhang damit boten sich den Ortsbewohnern neue Arbeitsmöglich keiten. Allerdings gab es auch ungünstige Veränderungen nach dem politischen Systemwechsel von 1989-90. Die Kaserne im Ort wurde beseitigt, die Auflösung der Landesproduktionsgenossenschaft bedeutete den Ver lust vieler Arbeitspätze.
Der Ortsfeiertag fällt mit den Feierlichkeiten am 20. August in Ópusztaszer zusammen. Das Dorf hat auch ein neues Wappen, das auf die Ereig nisse in den letzten tausend Jahren hinweist.
Den landesweiten Ruhm sichert der Ortschaft der Nationale Historische Gedenkpark, der etwa anderthalb Kilometer vom Ortszentrum entfernt, auf der Stelle des einstigen Allodiums des Pallavicini Besitzes liegt. Die meisten Gebäude wurden in den letzten zwanzig Jahren wegen den An sprüchen des immer größer werdenden Fremdenverkehrs abgerissen. Der bedeutende Park hat eine Fläche von 56 Hektar. Am Eingang findet der Besucher das Denkmal von 1896. Der Ruinengarten stellt die Reste des tausendjährigen Klosters und der Kirche dar. Das sog. Festy-Rundbild ist weltweit bekannt und stellt die ungarische Landnahme dar. Das ständig erweiterte ethnograpische Museum unter freiem Himmel stellt die charakteristischen Wohnhaus- und Gebäudetypen der südlichen Tiefebene zur Schau. Die Ausstellung über die wichtigsten Schätze des Naturschutz gebietes ist eine wertvolle Sehenswürdigkeit.
Das Besitzgut von Pusztaszer - eine kürzere Periode ausgenommen- war immer in einer Hand, mußte nicht unter vielen Gutsherren aufgesplittert werden. Nach der Türkenbelagerung und besonders seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatte es einen besonderen Entwicklungsgang. Die Pußta von Szer war Teil eines Großbesitzes, so hatte sie auch die gleiche Geschichte. Im Mittelalter ist das Zentrum solcher Besitze meist eine Burg oder eine Festung. Der klassische Großbesitz kam hier erst im 18. Jahrhundert zu stande, als die Besitzer schon in Wien lebten, daher bildete sich hier kein richtiges Zentrum aus. Pusztaszer ist trotz seiner Eigentümlichkeiten ein typisches Beispiel der Widersprüche der jeweiligen ungarischen Gesellschaft und Wirtschaft. Hochadel, Kleinadel, Besitzer fremder und hiesiger Herkunft, Adelige und die Stadt, Leibeigene und Gutsherr, Pachter und Besitzer, Gutsherr und das Komitat, alle stehen im Zwist, der eine prozessiert, der andere vertreibt oder siedelt an oder unterdrückt, eventuell belohnt jemanden. Wenn zwei Verwandte mit der dritten Partei eine Einigung erzielen, wenden sich wiederum fünf ans Gericht oder bieten geheim ein besseres Abkommen. Unter den ständig streitenden findet man die bekanntesten ungarischen Familien. Es ist eine widersprüchliche, ei genständige, aber trotzdem charakteristische Geschichte. Ortsgeschichte, aber auch etwas anderes. Pusztaszer gilt als Symbol, als Schauplatz vieler wichtigen Ereignisse in der Geschichte unserer Heimat. Nach der Überlie ferung kam die Landnahme hier zum Ende, und die Verteilung der Bo denbesitze nahm hier seinen Anfang. 1970 wurde nach der Initiative von Franz Erdei eine Gedenkkommission gegründet, um mit der Umwandlung des Gebietes um das einstige Kloster Szer in ein Gedenkpark, das Gebiet seiner wichtigen Rolle in der ungarischen Geschichte gerecht zu machen. Die mit großer geschellschaflicher Beihilfe durchgeführten Grabungen, das noch im Bau befindliche Dorfmuseum, das sog. Festy-Rundbild und die Museen hier geben dem Gebiet einen würdigen Rahmen, der an die wich tigen, historischen Wendepunkte der ungarischen Geschichte erinnert.