Der Leser kann auf den Seiten dieses Buches die Geschichte eines Dorfes kennenlernen, bei dessen Erwähnung einem früher der Name der bekannten Adelsfamilie Somssich einfiel, heutzutage jedoch die berühmten Pferde. Die Völker, die sich auf diesem Gebiet niederließen, gaben dem Ort seinen Namen (Sárd) wegen der sumpfigen, klebrigen Tonerde. Um 1200 nach Christi entstand im nördlichen Teil des heutigen Dorfes die mittelalterliche Siedlung. Nach der türkischen Belagerung ließen sich kroatische, ungarische und slowakische Siedler auf dem heutigen Gebiet nieder. Die fremdsprachige katholische Bevölkerung assimilierte sich mit der Zeit vollständig.
Als Wendepunkt der neuzeitlichen Geschichte des Dorfes gilt das Jahr 1741, als Königin Maria Theresia den Ort Anton Somssich, dem Vizegespann des Komitats Somogy verlieh. Der Grundbesitzer erwarb das Marktrecht, ließ ein Schloss, eine Kirche erbauen und richtete das Zentrum des Herrschaftgutes ein. Damit legte er den Grundstein zur Weiterentwicklung des Ortes zu einem Marktflecken (Oppidum). Die Einwohnerzahl nahm verhältnismäßig schnell zu, in der Zeit der Revolution von 1848 ging sie an die tausend. Sowohl die Leibeigenen als auch das Herrschaftsgut nutzten die Möglichkeiten der Märkte im Land. Im 19. Jahrhundert war die Viehzucht sehr bedeutend.
In der Zeit der bürgerlichen Entwicklung passte sich das Dominium den Verhältnissen der Marktwirtschaft gut an, aber auch die Bauern des Ortes versuchten mit all ihren Kräften die neuen Möglichkeiten auszunutzen. Der Markt für Haustiere in Sárd blieb auch im 20. Jahrhundert der populärste in der Gegend. Einen Konflikt in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Dorfes bedeutete immer wieder die Tatsache, dass das Dominium der Somssich Familie den größten Teil des Dorfgebietes einnahm. Bis zum zweiten Weltkrieg arbeitete die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Herrschaftsgut als Magd oder Tagelöhner. Die Somssich Familie spielte im öffentlichen Leben des Komitats anderthalb Jahrhunderte lang eine wichtige Rolle, einige männliche Mitglieder der Familie hatten sogar einen Rang im politischen Leben des ganzen Landes erreicht. Unter ihnen muss vor allem Paul Somssich erwähnt werden, der zwischen 1869 und 1872 Präsident des Abgeordnetenhauses war. Das von Anton Somssich, dem Gründer der Familie erbaute Schloss und die römisch-katholische Kirche sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Dorfes.
Die Familie Somssich richtete am Anfang des 19. Jahrhunderts eine berühmte Pferdezucht ein. Auf diesen Wurzeln wurde der Staatliche Pferdeanstalt von Somogysárd im Jahre 1953 gegründet. Das Gestüt zählt mit seinen guten Trabern (Rennpferde) zu den berühmtesten in Ungarn. Die hier gezüchteten Rennpferde erreichten große Erfolge auf den heimischen und ausländischen Trabrennen. Die Reitertage von Somogysárd gehören zu den populärsten Sportveranstaltungen der Gegend. Auf dem Gebiet des staatlichen Gestütes entstand 1990 die Pferdebasis der Landespolizei, die auch die wertvollen Traditionen der Züchtung von Rennpferden weiterführt.