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Zusammenfassung

 

Eine der ältesten Siedlungen der Region Rétköz liegt am Fluss Theiß, im nordöstlichen Teil des Komitats Szabolcs-Szatmár-Bereg. Die 2892 Morgen (fünfzehneinhalb Quadratkilometer) große 3372 Einwohner zählende (1999) Ortschaft hat die folgenden Nachbardörfer: nördlich liegt Tiszabezdéd, östlich Mándok, südlich Komoró, westlich Zemplénagárd und der Fluss Theiß.

Das Gebiet ist flach, die Höhe des Ortes über dem Meeresspiegel beträgt zwischen 110–113 Meter, der höchste Punkt liegt im sog. Vajas-dűlő und ist 120,1 Meter hoch. Die Eintönigkeit der Oberfläche wird von einigen Hervorhebungen, Sandbänken, verlassenen Flussbetten und Abwasserungskanälen aufgehoben.

Den größten Teil des Ortsgebietes nehmen die Bodensätze aus den alten Zeiten (Sandbänke, Ton und Schlamm) ein. In den tiefer liegenden Regionen kann man auch Kalkstein und Kalksand beobachten. Diese Verteilung der unterschiedlichen Bodenstrukturen hatte auch ihre Folgen für die Oberfläche und daher für den wichtigsten landwirtschaftlichen Zweig der Gegend: in großen Mengen wird Apfel angebaut.

Der Mensch ließ sich in Tuzsér am Ende der späten Bronzezeit (das war die sog. Gáva-Kultur) und am Anfang der frühen Eisenzeit (1100–800 vor Christi) nieder, davon zeugen drei reich geschmückte Schwerte aus Bronze. Die landnehmenden Magyaren belagerten die Gegend im zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts, ein Familienfriedhof aus dieser Zeit wurde im Weingarten „Boszorkány-hegy” im Jahre 1900 freigelegt.

In den schriftlichen Quellen taucht der Name von Tuzsér im Jahre 1212 zum ersten Mal auf, damals als Richtungsangabe. Das Dorf zerfiel für das 13. Jahrhundert in zwei Teile, den einen Dorfteil bekam die Familie Várdai aus dem Geschlecht Gutkeled. Das Dorf wurde nach dem Namen seines bevölkernden Grundbesitzers Gőstuzsér genannt. 1343 – damals zum ersten Mal erwähnt – hatte die Ortschaft jedoch keine Einwohner mehr. Das andere Tuzsér verschenkte König Stephan V an Meister Rénold aus dem Geschlecht Básztély, den Vorfahren der später berühmt gewordenen Familie Rozgonyi. Nach ihm nannte man den Ort Rénoldtuzséra.

Das kleine Dorf war jedoch nicht lange im Besitz der Familie Rozgonyi. 1316 ging die Siedlung, die einen Anlegeplatz und eine Überfahrt an der Theiß hatte, in den Besitz bestimmter Serviensfamilien aus Gecse (heute Geča, Slowakei), die oft sogar ihr Leben für die Verteidigung ihres Grundherren gaben, über. Diese Familie nannte sich dann Tuzséri und war bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Besitzer des etwa 150 Einwohner zählenden Ortes.

Im 15. Jahrhundert entstand auf dem Gebiet, das die Familie Várdai besaß, ein weiteres Dorf, namens Kálonga. Die aus Holz errichteten Kapellen beider Ortschaften wurden 1500 schriftlich erwähnt.

In diesem Buch wird die Geschichte von Tuzsér bis zum politischen Systemwechsel (1990) verfolgt. Mehrere Kapitel wurden der seit 1610 existierenden kalvinistischen Kirche und ihrer Arbeit im Schulwesen gewidmet. Die unter Denkmalsschutz stehende kalvinistische Kirche des Ortes wurde 1823 errichtet. Für die am Ende des 19. Jahrhunderts im Herrschaftsgut angestellten und sich hier niedergelassenen Tagelöhner und Mägde baute man 1891 die mit der griechisch-katholischen Gemeinde gemeinsam genutzte Kapelle. Die Baptisten sind im Dorf seit 1928 präsent, ein Gotteshaus wurde 1962 errichtet, an der Stelle des alten Gebäude.

In der neuzeitlichen Geschichte von Tuzsér spielte die aus dem Nachbarkomitat Bereg (Nagy- und Kislónya) stammende Familie Lónyay eine große Rolle. Am Anfang richteten sie hier ein Allodium ein, später, am Ende des 18. Jahrhunderts baute Franz Lónyay ein Schloss hier. Dieses mit Fresken geschmückte im späten Barockstil erbaute Schloss wurde von Menyhért Lónyay, dem Finanzminister und späteren Ministerpräsidenten (1871–72) erweitert. Aufgrund der Pläne von Miklós Ybl, dem berühmten Architekten bekam das Schloss ein weiteres Stockwerk und wurde mit Seitenflügeln ergänzt. Die Nachkommen bewohnten das mit einem großen englischen Garten umgebenen Schloss bis 1945, dessen Einrichtung – obwohl alles die zwei Weltkriege überstanden hat – geplündert wurde. Seither brannte das Gebäude zweimal ab. Das für heute renovierte, im Eigentum des Staates befindliche Schloss sucht einen neuen Benutzer.

Eine berühmte Persönlichkeit der Familie war der Sohn von der Gräfin Pálma Lónyay (1880–1867), Prinz Miklós Odescalchi (1902–1945). Der von seinen Steckenpferden landesweit bekannte Fliegeroffizier wollte Anfang 1944 mit seinem Begleiter ohne die Erlaubnis der Regierung nach Rom fliegen, landete jedoch wegen eines Navigationsfehlers in der deutschen Zone. Sie wurden von der Gestapo verhaftet und den ungarischen Behörden übergeben. Von der inzwischen an die Macht gekommenen nationalsozialistischen Regierung wurde er als Verräter verurteilt und am 21. Januar 1945 hingerichtet. 1946 wurde er rehabilitiert, zum Major ernannt. Sein Leichnam wurde im Friedhof des Schlosses neben seinen Eltern, neben dem Grab seiner Frau und seiner Tochter beigesetzt.

Das „Gold” von Tuzsér ist der Apfel. Der Obstanbau wurde nach der Regelung des Flussbettes der Theiß auf dem ehemaligen Überschwemmungsgebiet, das mit einem Damm verteidigt wurde, eingeleitet, wo die Schwiegertochter des Ministerpräsidenten Gräfin Margit Forgách ein 130 Morgen großes Land mit Apfelbäumen bewirtschaftete. Der erste Ehemann seiner Tochter Pálma, Prinz Zoárd Odescalchi erweiterte den Obstgarten mit weiteren 90 Morgen im Jahre 1912. Nach seinem tragischen Tod errichtete der zweite Ehemann György Ambrózy von Séden am Anfang der 1930er Jahre nach einer Erweiterung mit 200 Morgen eine richtige Musterwirtschaft. Im 1937 gab es in der Mustergenossenschaft Rétköz auf einer Fläche von 1100 Morgen 47754 Obstbäume. Etwa 32000 waren Apfelbäume, mehr als ein Drittel gehörte der aus Kalifornien hierher gebrachten Sorte Jonathan. Die jährlich etwa 90 Eisenbahnwagen ausmachende Ernte wurde vor Ort sortiert und verpackt, in Budapest in einem gemieteten Kühllager aufbewahrt und exportiert.

Die Musterwirtschaft gab das Beispiel im ganzen Komitat für den industriellen Anbau des Apfels. Mit Hilfe der hier ausgebildeten Gärtner bildete man am Anfang der 1960er Jahre die Obstgärten der Landesproduktionsgenossenschaften des Komitats. Eine Hilfestellung für diejenigen, die kleinere Mengen verkaufen bietet seit Jahrzehnten der Freundeskreis der Gärtner, der den Namen von Sándor Nagy trägt.

Einen bedeutenden Wandel im Leben des im Schatten des Herrschaftsgutes lebenden Ortes brachten die 1950er Jahre. Hier wurde nämlich im Rahmen der Holzeinfuhr aus der Sowjetunion aus den Eisenbahnwagen das Holz in die ungarische verladen, da die Schiene in der Sowjetunion breitspuriger waren. In den 1970er Jahren importierte man jährlich zweieinhalb Millionen Kubikmeter Holz, das teilweise hier verarbeitet wurde. Für die Apfelausfuhr wurde 1969 ein Kühllager für tausend Eisenbahnwagen, später ein anderes für 3000 Wagen errichtet. In diesen wurden vor dem politischen Systemwechsel jährlich 150–300 000 Tonnen Apfel gekauft und für den Transport vorbereitet. Im Holzbetrieb arbeiteten damals 1800 Personen im Kühllager 400–500 und bei den Ungarischen Eisenbahnen 350–400 Personen.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ungarn und Russland fielen zwar zurück, aber die eingeführten russischen Pkw-s werden immer noch in Tuzsér verladen (Vagép AG). Hier wird auch der Rohstoff der Gummiproduktion verladen, verpackt und in das Betrieb Taurus Carbonpack geliefert.

Im letzten Drittel des Buches wird die Geschichte des Lónyay-Schlosses vorgestellt. Über die Baugeschichte hinaus gewähren die Verfasser Einblick in die ehemaligen Funktionen der einzelnen Räume. Auf die botanischen Besonderheiten des nur teils erhaltengebliebenen und geschützten Schlossparkes wird auch hingewiesen. Am Ende des Bandes werden alle Quellen aufgezählt (Bücher, Urkunden), die bei der Erstellung der Monographie des Ortes verwendet wurden.

 

 

  
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