Rektion heißt, dass bestimmte Verben, Substantive und Adjektive einen bestimmten Kasus fordern. Es gibt keine festen Regeln, welches Verb welchen Kasus fordert. Wir heben hiermit einige oft verwendete Verben hervor.
|
|
|
I. Setze die fehlenden Präpositionen mit dem entsprechenden Kasus ein.
Da sich im Leben nun mal alles _____ d_ Liebe dreht, eine kleine Geschichte über dieses unerschöpfliche Thema: Es fing alles so wunderschön an. Als Max Maria, die sich durch ihr Äußeres _____ all_ ander_ abhob, zum ersten Mal sah, wusste er, dass er _____ all_ Tricks arbeiten müsste um sie zu bekommen. Er wettete mit seinen Freunden, dass er sie erobern würde. Er behielt Recht, denn sie hatte sich immer schon _____ Männer interessiert, die ausdauernd _____ sie warben. Es fing _____ ein_ zauberhaften Blumenstrauß an. Da Max sich _____ Verführen verstand, blieb es nicht aus, dass Maria sich _____ ih_ verliebte. Sie schickte ihm Briefe, die _____ Veilchen dufteten. Er roch _____ ihr_ Briefen, die _____ d_ Liebe handelten, und träumte Tag und Nacht nur noch _____ ih_. Er ging also zu Marias Eltern und hielt _____ ihr_ Hand an. Marias Familie zählte _____ d_ best___ Kreisen. Marias Vater warnte ihn _____ ein_ übereilten Handlung und sagte: "Eine Ehe besteht nicht nur _____ Glück und Harmonie! Es wäre besser, wenn ihr _____ ein_ Kurs für werdende Ehepaare teilnehmen würdet, um euch _____ d_ Leben zu zweit vorzubereiten." In diesem Kurs nun lernten die beiden ___einander zu diskutieren, _____ d_ Wünsche des anderen einzugehen und sich _____ kleine Geschenke zu freuen. Der große Tag der Hochzeit kam, sie stießen mit Champagner _____ ihr_ ewige Treue an und waren überglücklich, endlich ___einander zu gehören. Die ersten Monate vergingen wie im Flug: Die Sonntagvormittage dienten _____ Entspannung, die Küsse schmeckten _____ Schokolade, sie lebten _____ Luft und Liebe, abends sehnte sie sich _____ sein_ stark_ Armen, die sie an ihn drückten, sie ließen sich beim Schmusen _____ nichts stören, jeder passte sich _____ d_ Lebensrhythmus des anderen an. Am Anfang half er ihr sogar noch _____ Abspülen, Putzen und Staubsaugen. Auch sie sorgte rührend _____ sein_ leibliches Wohl. Jeden Abend experimentierte sie _____ Kochen, verwandelte sich passend zum Gericht _____ ein_ Geisha, Spanierin oder Chinesin. Da er _____ Dicksein neigte, blieb es nicht aus, dass er _____ Gewicht zunahm. Mit einem Lächeln spielte sie _____ sein_ Bauch an, störte sich aber keineswegs dar_. Wenngleich sie sich immer noch _____ jeden gemeinsamen Abend freute, beschränkten sich nach einigen Monaten seine Worte _____ ein_ kurzes "Guten Abend, Schatz, wie geht es dir denn?", wobei er gar nicht _____ d_ Antwort wartete, sondern gleich _____ d_ Essen anfing. Beim Bügeln, denn sie achtete sehr dar_, dass er immer sauber und gepflegt aussah, erinnerte sie sich _____ früher_ Zeiten und dachte _____ sein_ Liebesschwüre. Also floh sie _____ d_ Traumwelt der Liebesromane. Immer öfter vertiefte sie sich _____ d_ Lektüre von Dreigroschenheften, in denen es _____ nichts anderes als glückliche Liebespaare geht. Bei dieser Lektüre brach sie immer wieder unvermittelt _____ Tränen aus. Sollte sie sich wirklich so _____ ih_ geirrt haben? War sie vielleicht falsch _____ ih_ umgegangen? Hatte sie sich _____ ih_ täuschen lassen? Ja, sie verlangte _____ mehr Aufmerksamkeit, sie hungerte _____ Komplimenten! Oh, wie beneidete sie die Heldinnen der Liebesromane _____ ihr_ Glück! Sie dachte _____ ihr_ Fehler nach, grübelte _____ d_ Ursachen ihrer nachlassenden Begeisterung füreinander nach. "Ich weiß, dass jeder Mensch _____ Abwechslung sucht, aber etwas mehr Zeit hätte er sich schon damit lassen können." In ihrer Verzweiflung fiel sie _____ d_ Vorräte im Kühlschrank her. Auch Max blieb es nicht lange verborgen, dass sie mehr und mehr _____ Attraktivität verlor. Er fing an _____ ihr_ Gewichtszunahme zu spotten, da er genau wusste, dass sie sich _____ ein_ Schwangerschaft hütete. Ganz langsam distanzierte er sich gefühlsmäßig _____ sein_ großen Liebe, dennoch scheute er sich _____ ein_ Aussprache und wandte sich _____ ihr_ fragenden Blick ab. Da sich Max _____ ein_ attraktiven Mann hielt, warb er _____ d_ Gunst einer anderen Frau. Maria wartete jeden Abend länger _____ ih_. Also fahndete sie _____ Beweisen seiner Untreue, forschte _____ Lippenstiftspuren auf seinem Kragen, grub in seinen Anzugtaschen _____ Beweisen und verdächtigen Telefonnummern. Aber sie fand nichts. Auch wenn sie sich _____ sein_ plötzliche Kälte wunderte, zögerte er da___, die Wahrheit zu sagen. Sie wandte sich _____ ein_ Freundin, die ihr _____ ein_ Affäre riet. Also ließ sie sich _____ ein_ Abenteuer mit einem jungen Mann ein, der, wenn man _____ sein_ Haarausfall absieht und sich _____ sein_ Schnarchen nicht stört, sehr viel _____ Zärtlichkeit verstand. Dennoch fehlte es ihr _____ Leidenschaft. Ein bisschen schämte sie sich schon _____ ihr_ Ehemann, der zwar als erster _____ d_ Ehe ausgebrochen war, den sie aber damit _____ Gespött der Leute machte. Eigentlich war er es gewesen, der gegen die Abmachung verstoßen hatte, er hatte ihr _____ d_ Bibel geschworen, dass er immer _____ ihr bleiben wollte. Er hatte sich nicht _____ d_ Regeln gehalten. Also entschloss sie sich _____ ein_ durchgreifenden Maßnahme und verabredete sich _____ ein_ Scheidungsanwalt. Sie schilderte ihm ihre Situation, woraufhin dieser meinte, er könne gut verstehen, dass sie _____ d_ zunehmenden Kälte leide. Das alles liege _____ d_ modernen Gesellschaft, der es _____ Normen und Werten mangle, weil sich die meisten _____ Leben der Stars orientierten. Immer mehr Frauen würden _____ ein_ Scheidung drängen. Meistens gehe es in diesen Fällen _____ d_ liebe Geld. Er erschrecke immer wieder _____ d_ zunehmende Zahl der Scheidungen. Da___ hatte Max nicht gerechnet. Anfänglich sträubte er sich _____ d_ Trennung, aber dann willigte er doch _____ d_ Scheidung ein. Ohne dass sich die beiden ausgesprochen hätten, kam es _____ Ende dieser Ehe. Marias Mutter war empört. Sie sagte nur: "Kind, wenn du _____ m_ gehört hättest, wäre das alles nicht passiert. Ich habe dich von Anfang an _____ ih_ gewarnt!" Der Scheidungstermin fiel ausgerechnet _____ ein_ Freitag, den 13., weil man sich _____ d_ freien Terminen bei Gericht zu richten hatte. So endete also die große Liebe und die vielversprechende Ehe von Max und Maria _____ ein_ Fiasko. Obwohl Maria _____ ein_ Abfindung verzichtet hatte, beliefen sich die Kosten _____ 10.000 DM. Heute sitzt Maria am Schreibtisch und arbeitet _____ ihr_ Memoiren, kommt nicht mehr los _____ Alkohol, obwohl ihr Freund versucht sie da___ abzuhalten. Sie jammert _____ jede neue Falte in ihrem ehedem hübschen Gesicht, was _____ Vergrößerung ihres Kummers beiträgt, und trauert _____ d_ verlorene Glück. Max philosophiert _____ d_ Liebe an sich, konzentriert sich _____ blonde Frauen (Maria war schwarzhaarig), achtet nicht mehr _____ sein_ Aussehen und verfällt _____ Depressionen, weil er sich _____ d_ Alleinsein fürchtet. So fügten sich beide _____ ih_ Schicksal, denn sie kamen _____ d_ Erkenntnis, dass auch Liebe vergänglich ist.
II. Akkusativ oder Dativ? Bilde Sätze im Präteritum:
III. Ergänze die Präpositionen und Präpositionaladverbien (darauf, davon
etc.)
Gespräch zwischen einem Chef (C) und seiner Sekretärin (S)
S: Abteilungsleiter Müller möchte ... Ihnen sprechen; es geht ... seine Gehaltseröhung.
C: Im Augenblick habe ich keine Zeit mich ... diese Sorgen zu kümmern.
S: Wollen Sie ... dem Kongress der Textilfabrikanten teilnehmen?
C: Schreiben Sie, dass ich ... die Einladung danke, meine Teilnahme hängt aber
d... ab, wie ich mich gesundheitlich fühle.
S: Hier ist eine Dame, die sich ... die Stelle als Büroangestellte bewirbt.
C: Sagen Sie ihr, sie möchte sich schriftlich ... die Stelle bewerben. Ich kann
ja
nicht ... alle Zeugnisse verzichten.
S: Vorhin hat sich Frau Lahner ... ihre Arbeitsbedingungen beklagt. Sie kann
sich
nicht d... gewöhnen in einem Zimmer voller Zigarettenqualm zu arbeiten.
C: Sagen Sie ihr, sie kann sich d... verlassen, dass in den nächsten Tagen ein
Rauchverbot ausgesprochen wird.
S: Der Betriebsleiter hält nichts d... dass die Arbeitszeiten geändert werden.
C: O.k.
S: Ich soll Sie d... erinnern, dass Sie Ihre Medizin einnehmen.
C: Ja, danke; man kann sich doch ... Sie verlassen.
S: Unsere Abteilungsleiterin entschuldigt sich ... Ihnen; sie kann ... der
Besprechung nicht teilnehmen, sie leidet ... starken Kopfschmerzen.
C: Ich hoffe ... baldige Besserung!
S: Sie hatten die Auskunftei Detex ... Informationen über die Firma Schüssler
gebeten. Die Auskunftei warnt Sie d.." mit dieser fast bankrotten Firma"
Geschäfte zu machen.
IV. Lies den Artikel und fasse den Inhalt mit eigenen Worten zusammen.
http://www.stern.de/wissenschaft/wissen/journal/artikel_49201.html
STAMMZELLENFORSCHUNG
Erstmals Blutgefäße gezüchte
© dpa
Zelle eines menschlichen Embryos
US-Forschern ist es erstmals gelungen, neue primitive Blutgefäße aus den Stammzellen eines menschlichen Embryos zu züchten. Das Ergebnis zeigt ihren Angaben zufolge, dass Stammzellen eines Tages auch jenen Patienten helfen könnten, deren Herzkranzgefäße und andere Adern und Arterien im Körper durch fettige Ablagerungen verstopft und durch Bluthochdruck geschädigt sind. Ihr Bericht ist in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht.
Endothelzellen
Demnach legten die Forscher um Robert Langer vom Massachusetts Institute of
Technology (MIT) in Cambridge (US-Staat Massachusetts) Kulturen aus embryonalen
Stammzellen an, die sie zu Endothelzellen und schließlich zu primitiven Gefäßstrukturen
heranreifen ließen. Endothelzellen kleiden die Innenwand von Venen, Arterien
und den Lymphgefäßen wie eine Tapete aus.
Sie entwickelten Kapillaren
Die Forscher spritzten danach Versuchstieren die Endothelzellen. Tatsächlich
entwickelten die injizierten Zellen nach zwei Wochen winzige Blutgefäße, Kapillaren
genannt. Um nicht gegen die US-Gesetze zu verstoßen, führten die MIT-Forscher
ihre Studie mit privaten Mitteln durch.
(Quelle: dpa)
- Lösungen -
Die Epoche des Spät-Mittelalters begann im 14. Jahrhundert und endete mit dem ausgehenden 15/ einsetzenden 16. Jh., wobei zur Stützung dieser Ansicht auf ganz unterschiedliche Tatbestände wie den Beginn der Reformation (1517), die Einleitung des "Zeitalters der großen Entdeckungen" (insbesondere mit der Landung von C. Kolumbus in Amerika 1492), die Entfaltung des Humanismus oder den Italienzug des frz. Königs Karl VIII. (1494/95) verwiesen wird. Der Vorschlag einzelner Autoren, diesen Zeitpunkt um mindestens zwei Jahrhunderte vorzulegen, hat sich in der Praxis nicht durchgesetzt. Wenn auch zugegeben ist, dass bestimmten Grundlagen moderner Staatlichkeit bereits im 13. und 14. Jh. gelegt wurde, so kommt man doch kaum an der Einsicht vorbei, dass erst mit der Reformation die mittelalterlichen Ordnungsvorstellungen endgültig zerbrochen sind.
Mit dem Verfall des Rittertums erscheint die Epoche des Spät-Mittelalters als
eine Krisenzeit, die jedoch nicht allein von Depression und Resignation, sondern
auch von vitaler Widerstandskraft, Kreativität, Individualität und schöpferischen
Neubeginn geprägt wurde. Um diese Zeit wurden einige wichtige verfassungspolitische
Weichen gestellt: In Frankreich etwa hatte sich endgültig die Erblichkeit der
Monarchie durchgesetzt, während in Deutschland der Staufische Erbreichsplan
gescheitert war und sich das Wahlprinzip verfestigt hatte, was mit dazu betrug,
dass in Deutschland bis Ende des alten Reiches 1806 keine dauerhafte, übergreifende,
effektive Verwaltungsstruktur ausgebildet werden konnte. So lösten im 14.Jh.
Hungersnöte und Pestepidemien mit ihren dramatischen Menschenverlusten zwar
eine lang anhaltende Agrardepression - begleitet von einer monetären Krise -
aus; andererseits profitierte ein großer Teil der Überlebenden von der nun im
Wert gestiegenen menschlichen Arbeitskraft. Zu den wirtschaftlichen Problemen
trat nach den überzogenen Herrschaftsansprüchen Papst Bonifatius' VIII. eine
Krise des Papsttums, die sich bald zu einer allgemeinen Krise der Kirche steigerte
(Residenz
der Päpste in Avignon im Einflussbereich der frz. Krone 1309-77, Abendländisches
Schisma vergebliche Kirchenreformversuche auf den Konzilien des 15.Jh.in Konstanz,
Basel-Ferrara-Florenz).
Die Krisenstimmung hatte eine intensive Suche nach direkter Gotteserfahrung zur Folge, sei es durch die Ekstase mystischer Erleuchtung oder durch die persönliche Erforschung von Gottes Wort in der Heiligen Schrift. In beiden Fällen war die etablierte Kirche - sowohl in ihrer traditionellen Funktion als Deuter der Lehre wie auch als Spender der Sakramente - eher ausgeschlossen als daran beteiligt. Das andächtige Bibelstudium brachte eine Vorstellung von Kirche hervor, der die real existierende Institution Kirche nicht gerecht wurde. Christus und die Apostel standen für radikale Einfachheit; viele Menschen nahmen das Leben Christi als Vorbild für ihr eigenes und begannen, sich in apostolischen Gemeinden zu organisieren. Bettelorden breiteten sich in ganz Europa aus.
Zum Teil versuchten die neuen Bewegungen, die Kirche von ihnen heraus zu reformieren, um sie zur apostolischen Einfachheit und Reinheit zurückzuführen; zum Teil lösten sie sich von allen bestehenden Institutionen. Dass auch in weiten Teilen der Bevölkerung ein gewisses Krisenbewusstsein bestand, machen die rasch radikalisierende Bewegung der Flagellanten und die von Südfrankreich ausgehenden blutigen Judenverfolgungen der Jahre 1348-49 deutlich.
Die Zunftkämpfe in den deutschen Städten sind nur ein Teilaspekt der Volksbewegungen, die seit dem Beginn des 14. Jh. das westliche und südliche Europa erschütterten und sich um 1380 auch in den ost- und südeuropäischen Raum ausweiteten. Es waren Elendsrevolten, städtische Aufruhrbewegungen und Bauernaufstände, die vor dem Hintergrund des allgemeinen Rückgangs der Prosperität mannigfache -politische, wirtschaftliche und soziale- Ursachen hatte. Dabei war nicht der Umsturz der bestehenden Sozialordnung, sondern die Abstellung von Missständen das Hauptziel. Geprägt wurde das späte Mittelalter aber durch das Aufblühen der Stadtkultur, die frühkapitalistischen Wirtschaftsformen (neue Zahlungs- und Kreditformen, Banken- und Versicherungswesen, Börsen), die zum Durchbruch verhalf. Ermöglicht wurde diese Entwicklung nicht zuletzt auch durch neue Formen der Bildungsvermittlung (Universitäten, Laienschulen in den Städten) wie auch neue Bildungsinhalte, die einerseits in Deutschland in der Mystik zu einem Höhepunkt verinnerlichter Frömmigkeit führten, andererseits aber auch mit der Aristoteles-Rezeption die Grundlage für den Aufstieg der modernen Naturwissenschaften schufen und damit einer neuen "Rationalität" den Weg ebneten.
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelten sich in ganz Europa zahlreiche gotische Nationalstile, die sich vom französischen Vorbild abzulösen verstanden. Hierzu gehörten in Deutschland die deutsche Sondergotik, in England der Perpendicular Style und in Portugal der Emanuelstil. In Frankreich (wie in den Niederlanden) wird die Spätgotik als Flamboyant bezeichnet. Bei der Bildhauerei ist die pätgotische Skulptur stark von italienischen Einflüssen bestimmt. Um 1400 schuf Claus Sluter für Philipp von Burgund einige der bedeutendsten plastischen Werke der Spätgotik, so die Muttergottes am Mittelpfeiler des Portals zu Philipps Grablegekirche, die Kartause in Champmol nahe Dijon. Ausgeprägt gestaltete Sluter vor allem die Gewänder der Figurationen (begonnen 1385).
Die überlebensgroßen Kreuzigungsfiguren seines Mosesbrunnens (1395-1404) trugen dazu bei, der Spätgotik zu einem neuen Stil (dem Schönen Stil) des 15. Jahrhunderts zu verhelfen. In Deutschland bildet das Werk von Tilman Riemenschneider, Veit Stoß und Adam Kraft das Ende der spätgotischen Plastik. Die Architektur wurde in Deutschland als die deutsche Sondergotik bezeichnet. Unter dem Eindruck der Arbeiten Peter Parlers (Gewölbe des Hochchores im Prager Dom, um 1375) entwickelte sich in Deutschland ein spätgotischer Nationalstil heraus, der im 15. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Charakteristisch für diese deutsche Sondergotik sind eine spärliche Außenfassade, große Dächer und schlanke Pfeiler, die in das komplexe System des Rippengewölbes münden. Im Innenraum der Gebäude erwecken zahlreiche Durchblicke in der Diagonalen den Eindruck von Einheitlichkeit. Die Zeit der deutschen Sondergotik ging Anfang des 16. Jahrhunderts zu Ende.
Die schriftlich überlieferte Dichtung deutscher Sprache wurde im Spätmittelalter als die päthöfische und spätmittelhochdeutsche Zeit bezeichnet. Neben den klassischen Gattungen (Lyrik, Epik, Dramatik) werden ihr bis zum Ausgang des Mittelalters auch theologische, philosophische und wissenschaftliche Schriften zugerechnet sowie Werke deutschen Autoren in lateinischer Sprache. Der literarisch in Parodien der Ritterepen (Ulrich von Lichtensteins Frauendienst) dokumentierte Niedergang der höfisch-ritterlichen Idealkultur sowie der weitere Aufstieg der Städte führten zu einer Verbürgerlichung der literarischen Erscheinungsformen und Inhalte. Die Minnelyrik variierte zunächst die von Neidhart entwickelten Typen, mündete aber bereits im Werk Heinrichs von Meißen (genannt Frauenlob) in eine Vorform des Meistersangs (Hans Sachs). Vorherrschend wurde eine didaktisch-gelehrte Dichtung (Hugo von Montfort), von der die Lieder Oswalds von Wolkenstein sich durch Witz und sinnliche Lebensbejahung absetzten. In der Prosa wurden der höfische Roman (Rudolf von Ems, Konrad von Würzburg) und die Heldenepik weitergeführt, wichen aber ebenso der Tendenz zum Praktisch-Belehrenden, die auch in einem stetig wachsenden wissenschaftlichen Schrifttum zum Ausdruck kam. Der Dominikanermönch Meister Eckhart gilt als Begründer der wissenschaftlichen deutschen Prosa. Als Höhepunkt der spätmittelalterlichen Erzählprosa gilt der um 1400 verfasste Ackermann aus Böhmen des Johannes von Tepl. Noch im 13. Jahrhundert ist das erste deutschsprachige Schauspiel bezeugt, das Osterspiel von Muri, dem eine Vielzahl geistlicher Spiele, wie das Benediktbeurer Weihnachts- und Osterspiel, und später die Fastnachtsspiele folgten (geistliches Drama). Ende des 14. Jahrhunderts entstand die erste vollständige Bibelübersetzung, und unter dem Eindruck der Pest bildeten sich neue Formen geistlicher Gebrauchsliteratur heraus, wie Geißlerlied und Totentanz. Ein wachsendes Geschichts- und Rechtsbewusstsein manifestierte sich in Chroniken und den Schriften der weltlichen Schulwissenschaft, so im Sachsenspiegel (um 1224 -1231), dem Schwabenspiegel (um 1275 -1276) und der Sächsischen Weltchronik (um 1230).
Wichtige Impulse erhielt die Literatur der Epoche durch den Rückgang des Analphabetismus und die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der eine massenhafte Verbreitung unterschiedlichsten Schrifttums ermöglichte, wie die der populären Schwankdichtungen (Till Eulenspiegel).
Heinrich von Mügeln
Der Meide Kranz (um 1360)
"Das Buch das heißt der meide Kranz", so nannte Heinrich von Mügeln (in Sachsen) selbst seine annährend 2600 Verse umfassende Reimpaardichtung zum Ruhm Kaiser Karls IV. und der Jungfrau Maria. Vor Kaiser Karl erscheinen die Personifikationen der zwölf "künste": Philosophia, Grammatica, Loica, Rhetorica, Arismetica, Geometria, Musica, Astronomia, Phisica, Alchemia, Metaphisica, Theologia. Sie begründen eine nach der andern ihren Anspruch auf einen Platz in der Krone der Jungfrau Maria. Der Kaiser entscheidet, dass der Theologie der Vorrang gebühre, doch auch die anderen Wissenschaften einen Platz in der Krone erhalten sollten. Der Kaiser schickt die Wissenschaften zur "Nature", die zur Krönung der Theologie die zwölf Tugenden einlädt, die in einem von den fünf Sinnen gezogenen, von der Vernunft geleiteten Wagen kommt. Handelt der 1. Teil der Dichtung von den Wissenschaften, so entwickelt der 2. eine Tugendlehre, die nach einer Selbstcharakteristik von jeder der zwölf Tugenden zu dem Ergebnis führt, das die Tugenden von Gott und nicht aus der Natur herzuleiten seien. Auch ein Versuch der Natur, in einem abschließenden 3. Teil durch eine Darstellung ihrer universalen Wirksamkeit einen Vorrang vor den Tugenden zu begründen, wird zurückgewiesen.
Diese allegorische Wissenschafts- und Tugendlehre, von der auch eine illuminierte Handschrift erhalten ist, bestätigt den Anspruch, den Heinrich von Mügeln an die Dichtung stellt. Er ist und das bestätigt auch seine gelehrt-manieristische Spruchdichtung, "der wahre meister", ein Dichter, für den Dichtung auf einem Studium der "künste", der Wissenschaften also, basiert (Heinrich verfasste auch lateinische und deutsche historische Schriften - Ungarnchroniken -, übertrug einen Psalmenkommentar ins Deutsche und legte eine deutsche Bearbeitung der Denkwürdigen Taten und Aussprüche des Valerius Maximus, 1. Jh. n. Chr., vor). Wie weit seine Offenheit der Antike gegenüber tatsächlich reicht und ob sich in der Fragestellung und in der Wissenschafts- und Tugendlehre von der Meide Kranz neuzeitlich humanistische Züge abzeichnen - ein gewisses Eigengewicht der Natur und der Naturphilosophie -, ist schwerer abzuschätzen. Heinrich selbst verstand sich als Neuerer.
Heinrich Wittenweiler
Der Ring (um 1400 - 10)
Wittenweilers grotesk-satirische Versdichtung (9699 Verse) ist wahrscheinlich zu Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden. Die einzige erhaltene Handschrift, eine unter Aufsicht des Dichters angefertigte Abschrift, wird auf 1410 datiert. Der Verfasser stammt aus einem thurgauischen Adelsgeschlecht und ist möglicherweise identisch mit einem am Konstanzer Bischofshof bezeugten Advokaten Heinrich von Wittenweiler. Das Handlungsgerüst des Ring ist der Schwankerzählung Von Metzen hochzit (680 Verse) entnommen, im übrigen verfügt Wittenweiler souverän über die literarischen Traditionen des Mittelalters und zeigt juristische, naturwissenschaftliche und theologische Kenntnisse.
Die Belesenheit Gelehrsamkeit stehen im Dienst eines umfassenden lehrhaften Zwecks: So jedenfalls sieht es Wittenweiler im Prolog. Er wolle "ze ring umb" über den Lauf der Welt Bescheid geben und lehren, "Was man tuon und lassen schol". Der 1. Teil lehre ritterlich-höfisches Wesen ("hofieren"), der 2. das rechte Verhalten in der Welt ("Wie ein man sich halten schol An sel und leib und gen der welt"), der 3. das Verhalten in Not und Krieg. Um die Lehren eingängiger zu machen, habe er "der gpauren gschrai" mit hineingemischt und damit der Leser nicht in Verwirrung gerate, habe er mit roten bzw. grünen Linien am Rand "tröpelleben" und Ernst deutlich gekennzeichnet. Überdies macht Wittenweiler klar, wen er mit "Bauer" meint: "Er ist ein gpaur in meinem muot, der unrecht lept und läppisch tuot", nicht der, der "Sich mit trewer arbait nert". Dargestellt wird die enzyklopädische Lebensart an Hand einer grotesken Liebesgeschichte, mit dem Ergebnis, dass sich trotz roter und grüner Linien Parodie, Satire und moralischer Ernst ununterscheidbar mischen, dass die Verbindung von groteskem Realismus und hohem ethischen Anspruch manches Rätsel aufgibt.
"In dem tal zu Grausen Ein dorff, hiess Lappenhausen", so hebt die eigentliche Erzählung an, hier wohnt inmitten vieler "esler pauren" der tölpelhafte Bauernbursche Bertschi Triefnas. Die Geschichte seiner Werbung um die abgrundtief hässliche Mätzli Rüerenzumph macht den 1. Teil des Epos aus: Anlass für ein wüstes Bauernturnier mit Lehren des höchstpersönlich auftretenden Bauernfeindes Neidhart und einem parodistischen Briefwechsel der Liebenden (die beide Analphabeten sind und daher Hilfe brauchen: Mätzli zahlt dafür dem Apotheker mit ihrer Jungfräulichkeit). Der 2. Teil beginnt mit einer Beratung von Bertschis Sippe. In einer heftigen Auseinandersetzung über das Für und Wider der Ehe unterstützen die Frauen Bertschi gegenüber den frauenfeindlichen Männern. Ehe-, Christen-, Tugend-, Haushalts- und Gesundheitslehre (und manches andere) werden abgehandelt, wobei die Glaubenslehre ausgerechnet Sache des Bauern Lastersack ist. Die Hochzeit mit Teilnehmern aus dem Nachbardorf Nissingen führt zur brutalen Schlägerei und schließlich - im 3. Teil - zur großen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Lappenhausen und Nissingen. Dabei kommen die Lehren des römischen Militärschriftstellers Flavius Vegetius Renatus (Epitoma rei militaris [Abriss der Kriegskunde], um 400 n. Chr.) zu ihrem Recht. Hexen, Zwerge, Riesen und Helden aus der Vorzeit (Dietrich von Bern u. a.) kämpfen ebenso mit wie Heiden und Eidgenossen. Das Ergebnis ist die völlige Vernichtung von Lappenhausen und seiner Einwohner; allein Bertschi Triefnas überlebt, indem er heldenhaft die nach allen Regeln der Kriegskunst ausgeführte Belagerung in seinem Heuschober übersteht. Im Gedanken an die Vergänglichkeit alles Irdischen zieht er sich - ein erster Simplicius Simplicissimus - in den Schwarzwald zurück, um sich auf "das ewig leben" vorzubereiten. Wittenweilers Weltspiegel ist ein Zerrspiegel. Er zeigt satirisch eine groteske, verkehrte Welt, die menschliches Narrentum im Bild bäurischen Wesens um so deutlicher hervortreten und das Vanitas-Verdikt unabweislich erscheinen lässt: "Es ist [...] ein Narrentreiben von fast apokalyptischer Dimension, ein Weltuntergang zum totlachen" (Ingeborg Glier). Von einer Nachwirkung dieser von äußerster Vitalität erfüllten Vergänglichkeitsdichtung, einem Hauptwerk des Spätmittelalters, ist nichts bekannt.
Literaturverzeichnis